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Verständnis schaffen

©VOL Live /Bernd Hofmeister
Josef Meusburger setzt sich als Diabetiker für andere Betroffene ein.

Josef Meusburger hat seine Krankheit zum Beruf gemacht. Sein Engagement geht aber darüber hinaus. Seit dem vierten Lebensjahr ist er Diabetiker. Der Feldkircher war erst Pflegehelfer im Landeskrankenhaus, ließ sich dann aber zum Diabetesberater ausbilden. Zudem ist er seit 1987 Ansprechpartner für Menschen mit Diabetes. Er arbeitet ehrenamtlich bei der österreichischen Diabetikervereinigung (ÖDV). In den Achtzigerjahren kam er zur Selbsthilfe und ist bis heute dabei. Meusburger war Landessektionsleiter und schließlich mehrere Jahre lang Bundesvorsitzender. Für seinen Einsatz wurde dem 55-Jährigen vor Kurzem von Gesundheitsminister Alois Stöger das silberne Verdienstzeichen der Republik verliehen.

Vier Wochen im Krankenhaus
„In den letzten 25 Jahren hat sich Gewaltiges verändert im Bereich der Behandlungsmöglichkeiten“, erzählt Meusburger. Der technische Fortschritt, etwa bei der Selbstkontrolle, erleichtert das Leben der Zuckerkranken enorm. Als man bei Meusburger im Kleinkindalter die Krankheit entdeckte, änderte sich sein Leben: „Jedes Jahr musste ich drei bis vier Wochen stationär im Krankenhaus verbringen, zum Zucker einstellen.“ Wenn er wieder zu Hause war, stand er erneut vor dem Problem, dass der Zucker nicht stimmte. „Früher hat man eben blind Insulin gespritzt und gehofft, dass alles gut geht“, sagt der Diabetiker. Er musste viele Einschränkungen hinnehmen. „Ich durfte zum Beispiel nicht mit auf die Skiwoche“, erinnert er sich. Und auch auf Süßigkeiten musste er meist verzichten. „Für Kinder ist alles, was verboten ist, interessant. Natürlich habe ich heimlich genascht, aber meistens hat mich irgendwer gleich verratscht“, gibt er zu.
Der medizinische Fortschritt erleichterte auch sein Leben. „1984 konnte ich mir erstmals selber den Blutzucker messen. Das waren damals riesengroße Geräte“, erinnert er sich. Heute ist sein Messgerät etwa so groß wie eine Kreditkarte und passt in jede Hosentasche. Und damit sei auch ein annähernd normales Leben möglich. „Durch die Neuerungen habe ich enorm an Lebensqualität gewonnen. Das Testen geht in den Alltag über und wird zur Routine.“
Was für ihn besonders wichtig war: die gewonnene Mobilität. Schließlich war er als Vorsitzender des ÖDV viel unterwegs, fuhr jede Woche nach Wien. Die Welttagungen der Diabetiker führten ihn schon nach Finnland, Frankreich oder Mexiko. Meusburger thematisierte die Krankheit bei Ärzten, Behörden oder der Gesundheitsindustrie. Er warb um Verständnis für die Krankheit. Er war auch am Aufbau der Schulungen für Betroffene beteiligt. Auch wenn er beruflich in Pension ist, berät Meusburger weiterhin ehrenamtlich. „Viele kommen mit der Erkrankung am Anfang nicht zurecht. Auch zwischen Patienten und Ärzten gibt es oft Missverständnisse, da muss man vermitteln“, spricht er aus Erfahrung. Die Zunahme des Diabetestyps 2 spürt er durch seine Beratungen: „Altersdiabetes ist die neue Volksseuche. Die Menschen essen viel zu hochkalorisch und bewegen sich zu wenig“, ärgert er sich. Für Bewegung sorgt bei ihm sein Hund. „Ein Bernersennen-Mischling. Ich gehe wahnsinnig gerne spazieren.“

zur Person
Josef Meusburger Diabetesberater, früherer ÖDV-Bundesvorsitzender Geboren: 16.1.1955 Ausbildung: Krankenpflegeschule, Ausbildung zum Diabetesberater Familie: geschieden, ein Sohn

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