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Verschworene Mobilfunkgemeinschaft

Das iPhone begeistert sie zwar, wirkt aber in der geschlossenen japanischen Mobilfunkwelt auf viele noch fremd. 

Sogar iPhone-Fans wie der 29-jährige Informatiker Tohyama wollen ihre alten Telefone behalten, um wichtige Kontakte nicht zu verlieren. “Ich will nicht, dass meine Freunde denken, ich wär ein uncooler, kaltherziger Mensch”, sagt Tohyama. Jugendliche in Japan finden es selbstverständlich, über die Infrarotverbindung ihrer Handys Telefonnummern, E-Mail-Adressen und anderen Kontaktinformationen auszutauschen. Der Verlust dieser Möglichkeit könnte das gesellschaftliche Aus in der Dating-Szene bedeuten. Das iPhone verfügt zwar über Bluetooth, hat aber keine Infrarotschnittstelle.

Auch andere Technologien, die in Japan zum Standard gehören, fehlen dem Apple-Telefon. Beispiele sind digitale TV-Übertragungen, eine eingebaute Videokamera, Spracherkennung und die Möglichkeit der Bezahlung per Handy. Japanische Handy-Nutzer müssen sich wohl auch erst daran gewöhnen, dass für das iPhone beide Hände gebraucht werden. Japaner schreiben ihre Textbotschaften für gewöhnlich nur mit einem Daumen. Erfahrene Texter werden als “oyayubi zoku” bezeichnet, als Mitglieder des “Daumen-Stamms”.

Auch das vielgepriesene Design des iPhones lässt für japanische Kunden Wünsche offen: Es fehlt ein kleines Loch, um Handyanhänger anzubringen. Was westliche Nutzer vielleicht kindisch finden, erfreut sich in Japan großer Beliebtheit.

Es gibt also viele Gründe, warum Analysten sich nicht sicher sind, ob das iPhone in Japan die Massen begeistern wird oder als Nischenprodukt für Computerfans endet. Die bisherigen Verkaufszahlen sind schwierig einzuschätzen. Apple verkaufte nach eigenen Angaben in den ersten drei Tagen eine Million iPhones, äußerte sich aber nicht zur regionalen Verteilung. Auch der japanische Vertragspartner Softbank nannte keine Zahlen, sondern erklärte lediglich, das iPhone sei am ersten Tag ausverkauft gewesen.

Die japanischen Käufer räumen ein, dass das iPhone auch nützliche Neuerungen mit sich bringt. Tohyama beeindruckt besonders der schnelle Internetzugang. Auch japanische Handys können Webseiten darstellen, allerdings deutlich langsamer und weniger bunt als das iPhone. Videoclips wie zum Beispiel von YouTube laufen auf den japanischen Mobiltelefonen nicht, wohl aber auf dem iPhone.

Quelle: AP

 

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