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Vermutlicher Wolfsriss im Egger Alpgebiet: "Das ist in dem Gebiet nichts Neues"

Ein Wolf riss vermutlich ein Tier in den Egger Alpen.
Ein Wolf riss vermutlich ein Tier in den Egger Alpen. ©Google Maps, handout/Privat, VN, Canva Pro
In den Egger Alpen wurde vergangenen Dienstag ein totes Rotwild entdeckt. Vermutlich riss ein Wolf das Tier. Die DNA-Ergebnisse stehen aus.
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Im Alpgebiet von Egg scheint wieder ein Wolf unterwegs zu sein. Ein Stück Rotwild wurde gerissen. "Das war vergangene Woche", erklärt Wildökologe Hubert Schatz gegenüber VOL.AT.

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So wurde das Stück Rotwild aufgefunden. ©handout/Privat

Sorge um kleines Kalb

Ein besorgter Bregenzerwälder teilte die Information über den vermutlichen Wolfsriss kürzlich auch in sozialen Medien. Am Dienstag, als das Tier gerissen wurde, sei bei seinen Hochlandrindern nur zwei Kilometer vom "Tatort" entfernt ein Kälbchen zur Welt gekommen, schildert der Mann aus Egg gegenüber VOL.AT. Er sei nun daher etwas besorgt gewesen, gibt er zu verstehen. Wildökologe Hubert Schatz und der zuständige Jäger seien nach dem Riss gleich vor Ort gewesen und hätten das Ganze aufgenommen.

Das kleine Kalb kam am Tag des Wolfsrisses zur Welt. ©handout/Privat

"Es war vermutlich ein Wolf"

Ein Zuständiger des nahen Vorsäßes Stellen mähte am Dienstag laut aktuellen Informationen eine Wiese. Dabei entdeckte er wohl das tote Tier und meldet den Vorfall. "Es wurde auch eine Henne von einem Fuchs gerissen", meint Schatz und lacht. "Ich weiß nicht, warum der Wolf alle so interessiert. Aber ja, es stimmt. Es war vermutlich ein Wolf." Noch wisse man es nicht genau, aber das Rissbild würde auf das Raubtier passen. "Es war nicht ein Hirschkalb, sondern ein Schmaltier (Anm. d. Red: ein einjähriges Stück Rotwild, weiblich)", erklärt Schatz. "Er (Anm. d. Red.: der Wolf) hat vermutlich ein Stück gerissen."

Hubert Schatz ist Landeswildökologe und Leiter der Koordinationsgruppe für Großraubwild. ©VN

"Das ist in dem Gebiet nichts Neues"

Er selbst habe die Information vom zuständigen Jagdschutzorgan erhalten, so der Wildökologe gegenüber VOL.AT. "Vom Rissbild her schaut es nach einem Wolf aus, aber das ist in dem Gebiet nichts Neues", gibt er zu verstehen. "Wir wissen, dass es im Grenzgebiet vom Allgäu zum vorderen Bregenzerwald einen Wolf gibt. Den kennen wir seit fünf Jahren." Ob es sich um denselben Wolf handle, werde man sehen, wenn man die DNA-Ergebnisse erhalte.

Das Rissbild würde zu einem Wolf passen, so Schatz. ©handout/Privat

Jäger: "Seit Ende April kaum mehr Rotwild ansichtig"

"Hubert Schatz geht mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es ein Wolf war", erklärt Siegfried Kohler, Jagdnutzungsberechtigter der Jagdgesellschaft Egg. "Wir vermuten schon länger, dass sich einer im Revier aufhält, weil seit Ende April kaum mehr Rotwild ansichtig werden." Man höre nur, dass Wild in tiefer Nacht unterwegs sei. "Wir haben mit der Bejagung im Moment ein richtiges Problem, weil wir das Wild bei Schusslicht nicht mehr zu Gesicht bekommen", meint er im VOL.AT-Telefongespräch. Seit Anfang Mai wundere man sich, da sich die Situation im Vergleich zu den Vorjahren komplett verändert habe. "Wie können wir den Mindestabschuss erfüllen, wenn wir das Wild nicht mehr sehen?", schildert Kohler das derzeitige Problem der Jägerschaft.

"Bin nicht gegen den Wolf"

Durch die Wolfsrisse werde auch das Thema Wild einmal aufgegriffen, was an sich gut sei, so der Jäger. "Ich bin nicht gegen den Wolf, nur muss man halt auch die unterschiedlichen Themen berücksichtigen", verdeutlicht er gegenüber VOL.AT. Ein Wolfriss werde auch nicht zum Mindestabriss gerechnet: "Wenn ein Stück Wild von einem Wolf gerissen wird, ist es zwar tot, aber es ist nicht tot für die Behörde", gibt Kohler zu verstehen. "Wenn man den Wolf will, dann muss man die Rahmenbedingungen auch etwas anpassen", meint er daher. "Wenn der Wolf zwei Schafe frisst, ist das ganze Land in Aufruhr und wenn er ein Wild reißt, dann interessiert es eigentlich niemanden." Natürlich sei der Riss eines Nutztieres schlimm, zum Wild habe immerhin niemand einen so direkten Bezug. "Aber wir Jäger haben genauso Themen, die sich aufgrund der Präsenz von Großraubwild ergeben", betont Siegfried Kohler abschließend.

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(VOL.AT)

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