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Verkehrsverbünde unterstützen grundsätzlich 1-2-3-Ticket

Grundsätzliche Zustimmung aber keine Eile bei Umsetzung.
Grundsätzliche Zustimmung aber keine Eile bei Umsetzung. ©pixabay.com (Sujet)
Die Verkehrsverbünde unterstützen grundsätzlich das 1-2-3-Ticket. Allerdings gäbe es keine Eile bei der Umsetzung.

Die Verkehrsverbünde unterstützen grundsätzlich das von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) stark forcierte 1-2-3-Ticket für den öffentlichen Verkehr. Allerdings haben sie viele Ideen, die umzusetzen wären, bevor der erste Schritt, das österreichweite Ticket um knapp 1.100 Euro im Jahr, eingeführt wird. Gewessler will aber schon im 1. Halbjahr 2021 das Österreich-Ticket anbieten. Erst später sollen die Stufen für ein bzw. zwei Bundesländer folgen.

Grundsätzliche Zustimmung aber keine Eile bei Umsetzung 

Das Konzept sieht vor, dass man mit einer Jahreskarte um einen Euro pro Tag alle Verkehrsmittel in einem Bundesland, um zwei Euro in zwei Bundesländern und um drei Euro in ganz Österreich nutzen kann. Viel wichtiger als ein günstiges Ticket wäre aber der Ausbau des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln, argumentierten Karin Zipperer und Wolfgang Schroll, Geschäftsführer des Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), Peter Gspaltl, Geschäftsführer Verkehrsverbund Steiermark und Herbert Kubasta, Geschäftsführer OÖ Verkehrsholding GmbH und OÖ Verkehrsverbundorganisation Donnerstagabend in einem gemeinsamen Pressegespräch.

Damit die Österreicherinnen und Österreicher überhaupt verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, müssten Takte am Land verdichtet und ausreichend Kapazitäten zu Verkehrsspitzen gesichert sein. Niemand würde auf Öffis umsteigen, wenn dann sein Zug voll oder der nächste Bus erst in zwei Stunden angesagt sei. Kommen aber nicht mehr Fahrgäste, dann wäre das billige Jahresticket lediglich ein "Belohnungssystem für Stammkunden", so Gspaltl. Die Absicherung von Kapazitätserweiterungen wäre daher wesentlich. "Wenn die Angebotserweiterung garantiert ist mit der Einführung von Billigtickets, dann haben wir als Verbünde kein Problem mit den Rahmenbedingungen" des 1-2-3-Tickets.

Würde man nur für die Steiermark die "1er Stufe", also das Ticket um einen Euro pro Tag für das Bundesland einführen, dann würde das pro Jahr etwa 40 Mio. Euro kosten, so Gspaltl. Für den Verkehrsverbund Ostregion lägen die Kosten "näher an 200 als an 100 Mio. Euro" - noch ohne Wien, ergänzte Schroll. Für ihn sind aber organisatorische und finanzielle Reformen wichtiger als die Einführung eines Billigtickets. Zur Idee, Niederösterreich und das Burgenland für das 1-2-3-Ticket wie ein einziges Bundesland zu behandeln, sagt er: "Warum auch nicht. Diese Gestaltung ist viel wichtiger als vorweg ein Dreier-Ticket aufzurollen."

Verkehrsverbünde gegen Jahreskarte für ganz Österreich

Die Verkehrsverbünde sind aber auch dagegen, dass die Jahreskarte für ganz Österreich eingeführt wird, bevor es Klarheit über die Jahreskarten für einzelne Bundesländer gibt. Sie argumentieren, dass so ein Schritt Kunden verunsichern und zu Verwirrung führen könnte. Man müsse die drei Stufen "in einem Guss" starten und nicht "mit dem letzten Schritt", also dem österreichweiten Ticket, anfangen, wie es Zipperer formulierte. Klar ist aber auch, dass für viele Pendler, vor allem aus dem Umfeld Wiens, die Jahreskarte künftig billiger kommen würde als ihre bisherigen Lösungen.

Ein zusätzliches Problem für die Verkehrsverbünde ist der Plan Gewesslers, das neue Ticket künftig nur über den ÖBB-Ticketshop zu vertreiben. Dadurch würden sie den Zugriff auf die Kunden und Kundendaten verlieren - und könnten auch keine Kombiangebote mehr anbieten. Bisher wickle der VOR die Jahreskarte für die ÖBB ab, man könnte jederzeit das neue Jahresticket vertreiben, sagt Schroll. Das gelte auch für andere Verkehrsverbünde.

Dabei sagte Gspalt, dass die Gespräche über die Umsetzung des 3er-Tickets für ganz Österreich gut laufen. Es habe am Mittwoch eine Verkehrsreferentenkonferenz gegeben, dabei sei man bei der Berechnung der Einnahmenverluste einen großen Schritt weiter gekommen. Laut Schroll wurde dabei für die Stufen 1 und 2 auch "angeboten, dass man sich eine Kofinanzierung des Bundes vorstellen kann". Am heutigen Freitag wird das 1-2-3-Ticket auch beim Online-Treffen der Landeshauptleute auf der Tagesordnung stehen.

(APA/Red)

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