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Vergangenheitsbewältigung ohne Slowenien

Der slowenische Präsident Danilo Türk hat sich gegen ein baldiges Treffen der Präsidenten von Italien, Kroatien und Slowenien in Triest und einer damit verbundenen Geste der Versöhnung für Vergehen der Vergangenheit ausgesprochen

Dies berichtete die slowenische Tageszeitung “Delo” am Donnerstag. Nach Meinung Türks ist die Versöhnung der Staaten in politischem Sinne bereits weit fortgeschritten. Ein weiterer Schritt sei derzeit nicht notwendig und zudem seien nicht alle Voraussetzungen erfüllt, wurde er in der Nachrichtenagentur Hina zitiert.

“Slowenien und Italien sind Mitglieder der Europäischen Union, welches das größte und erfolgreichste Projekt der Versöhnung in der Geschichte Europas darstellt, und zwischen Slowenien und Kroatien gibt es keine historische Notwendigkeit für zusätzliche Versöhnungsgesten durch die Staatsoberhäupter”, zitierte “Delo” eine Stellungnahme von Türks Büro.

Türk erinnerte an ein Gespräch mit seinem italienischen Amtskollegen Giorgio Napolitano vor einem Jahr, in dem sie beide zu dem Schluss gekommen seien, dass das Thema der Versöhnung auch eine ethnische Dimension einschließe. “Diese Dimension verlangt von Italien sich mit faschistischen Verbrechen auseinanderzusetzen, denn der Faschismus ist die älteste Form des Totalitarismus in diesem Teil Europas und eine Quelle großen Übels. Viele Slowenen und auch Italiener haben für mehr als zwei Jahrzehnte unter der faschistischen Diktatur gelitten und waren verschiedenen Formen der Unterdrückung ausgesetzt”, hieß es in der Stellungnahme.

Viele Verbrechen italienischer Faschisten an Slowenen seien unbestraft geblieben. Daraus sei ein “ethisches Defizit” entstanden, und es fehle den Italienern bisher an einer “nötigen Katharsis”, argumentierte Türk. Doch sei ihm aufgefallen, dass sich einige italienische Intellektuelle mit dem Problem beschäftigen würden und wenn das Problem einmal überwunden sei, würde auch die italienische Öffentlichkeit Verständnis zeigen. “Dadurch können Fortschritte in der Schaffung eines Umfelds gemacht werden, in dem weitere Gesten der Versöhnung möglich werden.”

“Delo” fügte hinzu, dass das trilaterale Treffen in Triest bereits 2007 durch eine Aussage des italienischen Präsidenten vereitelt worden sei. Napolitano hatte 2007 in Zusammenhang mit den sogenannten Foibe-Massakern von “ethnischer Säuberung” und “slawischer Blutrünstigkeit” gesprochen. Der kroatische Präsident Stjepan Mesic reagierte empört auf die Vorwürfe, während es von slowenischer Seite keine offizielle Stellungnahme gab.

Die Foibe-Massaker wurden während des Zweiten Weltkriegs von jugoslawischen Partisanen an Italienern verübt. Dabei warfen die Partisanen Josip Broz Titos die Leichen ihrer rund 15.000 italienischen Opfer in die Foiben, senkrechte Karsthöhlen, die in Istrien und Julisch-Venetien verbreitet sind.

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