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Verfahren zur Abberufung von Mozarteum-Rektor eingeleitet

Der Universitätsrat des Mozarteum Salzburg hat am Dienstag ein Verfahren zur Abberufung von Rektor Siegfried Mauser (61) eingeleitet. Das teilte der Unirat am Mittwoch mit. Mauser war in der Vorwoche vom Amtsgericht München erstinstanzlich wegen sexueller Nötigung verurteilt worden. Der Fall hat auch Konsequenzen für die Salzburg Biennale 2017, das Musikfestival muss um ein Jahr verschoben werden.


Begründet wurde die Einleitung des Abberufungsverfahrens mit dem Unverzüglichkeitsgrundsatz. Dies sei formal notwendig, um sich rechtlich abzusichern, erläuterte der Sprecher des Unirates. Wenn man einen Grund für ein Abberufungsverfahren erkenne, aber nicht sofort handle, könne das beispielsweise in einem Arbeitsgerichtsprozess gegen jemanden ausgelegt werden. Der Ausgang des Abberufungsverfahrens sei offen, hieß es weiter. Der Universitätsrat habe heute auch den Senat ersucht, eine Stellungnahme bis zum 24. Mai abzugeben. Die Einbeziehung dieses Gremiums ist im Universitätsgesetz zwingend vorgesehen.

Parallel dazu wurde der Vorsitzende des Unirates ermächtigt, mit dem Rektor die Konditionen einer einvernehmlichen Vertragsauflösung beziehungsweise seinen Rücktritt zu verhandeln. In der nächsten Sitzung am 25. Mai werde über die weitere Vorgangsweise in der Causa entschieden, erklärte der Sprecher weiter. Man habe den Rektor zu dieser Sitzung zur persönlichen Anhörung eingeladen.

Mauser, der in dem Strafverfahren seine Unschuld beteuerte, ließ sich Mitte April auf eigenen Wunsch beurlauben. Das Amtsgericht München hatte ihn am vergangenen Freitag wegen sexueller Nötigung einer Professorin schuldig gesprochen und eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verhängt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Laut Anklage soll er in seiner Amtszeit als Leiter der Musikhochschule München zwei Frauen – eine Professorin und eine Musikerin – 2009 bzw. 2012 massiv bedrängt haben. Im Fall der Musikerin wurde Mauser freigesprochen.

Dass gegen Mauser noch ein Gerichtsverfahren anhängig ist, hat auch Konsequenzen für die Salzburg Biennale. Mauser wurde im Herbst 2015 zum künstlerischen Leiter der Biennale 2017 bestellt. Das Musikfestival werde nun um ein Jahr verschoben, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der Biennale, Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden, zur APA.

Aufgrund des Gerichtsverfahrens und der Unvorhersehbarkeit, wie viel Zeit bis zu einem rechtskräftigen Ausgang noch vergeht, könne die Biennale 2017 wie geplant nicht durchgeführt werden, sagte der Bürgermeister. “Die Biennale wird auf 2018 verschoben.” Eine Opernproduktion benötige eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit, und das gehe sich einfach nicht mehr aus, erklärte Schaden am Mittwoch. “Wir warten das endgültige Urteil ab.”

Im November des Vorjahres hatte Mauser seine Ideen für das Festival 2017 präsentiert. Das Programm werde an die erste Biennale unter Hans Landesmann im Jahr 2009 anschließen und einen Mix aus authentisch/zeitgenössischer und ethnischer Musik darstellen, erläuterte Mauser. Geplant sei die Uraufführung einer Kammerversion der Oper “La Cubana” von Hans Werner Henze und Hans Magnus Enzensberger. Auf Anfrage der APA, ob eine Auflösung von Mausers Vertrag angedacht ist, erklärte heute eine Sprecherin der Salzburg Biennale, es sei noch nichts entschieden.

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