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Verbund-Mega-Kapitalerhöhung - Bund trägt 500 Mio

Verbund will mehr Flexibilität bei Investitionen
Verbund will mehr Flexibilität bei Investitionen ©APA (Fohringer)
Österreichs größtes Stromunternehmen Verbund plant für Herbst eine Mega-Kapitalerhöhung im Ausmaß von 1 Mrd. Euro. Die Republik Österreich trägt dabei als Mehrheitseigentümer 500 Mio. Euro und hilft dem Verbund damit beim Ausbau der Wasserkraft auf die Sprünge.

Die Milliarde ermögliche dem Verbund durch die Hebelwirkung 2,5 Mrd. Euro an Investitionen, damit würden über 30.000 Arbeitsplätze in Bewegung gesetzt, sagte Vizekanzler Finanzminister Josef Pröll (V) am Mittwoch in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Eigentümervertreter Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) und Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. An der Börse wurde die Nachricht nicht gut aufgenommen, der Aktienkurs gab mehr als 6 Prozent nach.

Pröll sagte, die Beteiligung des Bundes an der Kapitalerhöhung sei eine richtige und wichtige energiepolitische Maßnahme. Es handle sich um “eine Investition, die mittel- und langfristig trägt”. Die Finanzierung sei für die Republik kein Problem. Die 500 Mio. Euro würden zwar die Schulden erhöhen, das sei aber nicht Maastricht-relevant. Außerdem stünden den Aufwendungen beim Bund zusätzliche Rückflüsse gegenüber in Form von mehr Dividende und mehr Körperschaftssteuer. Zudem sei eine Refinanzierung über eine Wasserkraft-Anleihe möglich, so Pröll. Auch könnten nicht benötigte Mittel aus dem Bankenpaket verwendet werden. Die entsprechende Umwidmungsermächtigung liege vor.

Für Mitterlehner ist die Beteiligung des Bundes an der Kapitalerhöhung eine “aktive Strategie zur Wertsteigerung des Unternehmens”, mit der auch die Versorgungssicherheit Österreichs sichergestellt werde. Außer für die Wasserkraft seien die neuen Mittel auch für den Netzausbau des Verbund gedacht. Von den mittelfristig geplanten neuen Wasserkraftwerken in Österreich im Ausmaß von 3,5 TWh trage der Verbund allein 800 GWh bzw. ein Viertel.

Die außerordentliche Hauptversammlung zur Kapitalerhöhung sei für 1. September 2010 geplant, sagte Verbund-Chef Anzengruber. Danach werde die Kapitalerhöhung am Markt erfolgen, voraussichtlich im November oder Dezember, vorbehaltlich der Marktentwicklung.

Anzengruber begrüßte, dass der Bund sich erstmals in der Verbund-Geschichte bei einer Kapitalerhöhung an der Stärkung des Unternehmens beteiligt. Wasserkraft sei die einzige wirtschaftlich darstellbare Form von Erneuerbaren Energien. Der Verbund verfolge in der Wasserkraft Projekte über 1,4 Mrd. Euro – Anzengruber nannte die drei Speicher Limberg III, Reißeck II und Jochenstein an der Donau nahe Bayern -, eine weitere Milliarde sei für den Netzausbau gedacht.

Grundsätzlich habe der Verbund drei Möglichkeiten, sich zu finanzieren: aus dem Cashflow, über eine Anleihe oder über eine Kapitalaufstockung. “Hier geht es um eine Wertsteigerung des Unternehmens, nicht um einen Zuschuss”, so Anzengruber.

Es gebe keine Bestrebungen, die Beteiligung am Verbund in die Staatsholding ÖIAG einzubringen, sagte Pröll. Der Koalitionspartner SPÖ müsse im Ministerrat der Kapitalerhöhung noch zustimmen, so Mitterlehner. Gespräche dazu liefen bereits. Der Sprecher von Bundeskanzler Werner Faymann (S), Leo Szemeliker, sagte dazu zur APA, ehe die SPÖ zustimme, bedürfe es einer eingehenden Prüfung der Pläne des Verbund. Es müsse im Detail dargelegt werden, was mit dem öffentlichen Geld passieren soll, das für die Kapitalerhöhung gedacht ist.

An der Börse wurde die Ankündigung der geplanten Kapitalerhöhung nicht gut aufgenommen. Der Aktienkurs sackte am Vormittag um mehr als 6 Prozent ab. Gegen 11.10 Uhr stand er bei den frei handelbaren Kategorie-A-Aktien bei 25,255 Euro – ein Minus von 5,76 Prozent. Eine Kapitalerhöhung verwässere das Ergebnis je Aktie und wirke daher belastend auf den Aktienkurs, erläuterte ein Aktienhändler an der Wiener Börse.

Im Finanzministerium geht man davon aus, dass den verwässernden Effekten (aufgrund einer Erhöhung der Aktienzahl) auch ein zusätzliches Gewinnsteigerungspotenzial gegenübersteht. Laut internen Berechnungen dürfte der Verbund durch die Kapitalerhöhung künftig rund 70 Mio. Euro jährlich vom Verbund zusätzlich bekommen, 30 Mio. Euro an Dividende und 40 Mio. Euro durch mehr Körperschaftsteuer. Für 2009 waren der Republik vom Verbund insgesamt 400 Mio. Euro an Gewinnausschüttung und KöSt zugeflossen. Zudem geht das Pröll-Ressort angesichts der aktuell knapp über 3 Prozent liegenden Zinsen von einer mit 15 bis 20 Mio. Euro p.a. recht günstigen Refinanzierung via Wasserkraft-Anleihe aus.

Haupteigentümer des Verbund ist mit 51 Prozent die Republik Österreich. Weitere namhafte Aktionäre sind nach letztverfügbaren Angaben die EVN AG mit 13,01 Prozent, die Wiener Stadtwerke Holding AG mit 11,87 Prozent und die TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG mit 7,29 Prozent. 16,83 Prozent standen zuletzt im Streubesitz. Die nicht der Republik zuzurechnende Aktienzahl beläuft sich auf 151,018 Millionen. Der gesamte Verbund, also inklusive Bundesanteil, war am Vormittag gemessen am Börsekurs mit knapp über 7,7 Mrd. Euro bewertet.

Beim Verbund-Aktien EVN sieht man die Kapitalerhöhung beim Verbund “sehr positiv”. Es bedürfe aber jedenfalls einer “sinnvollen zeitlichen Abstimmung der Kapitalmaßnahmen von EVN und Verbund”, sagte EVN-Unternehmenssprecher Stefan Zach am Mittwoch zur APA. Wie berichtet steht der börsenotierte niederösterreichische Versorger ebenfalls vor einer Kapitalaufstockung, die “nach dem Sommer” kommen soll.

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