"Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär": Neuer HGM-Direktor Georg Hoffmann tritt sein Amt an

Am Mittwoch wurde er von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) offiziell bestellt. Hoffmann möchte dabei "an der geäußerten Kritik ansetzen und eine Weiterentwicklung einleiten", wie er bei seiner Vorstellung sagte.
"Ich trete diese Aufgabe mit Demut und Respekt, aber auch großer Freude an", zeigte sich Hoffmann voller Tatendrang. Gemessen an der Sammlung sei das HGM eines der reichhaltigsten Militärmuseen "mit großem Potenzial". Konkret möchte der Steirer künftig die "Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär in den Vordergrund rücken und auch den Menschen als Akteur einbinden". Leitbilder seien weiters "Erinnerungskultur, Multiperspektivität und Diversität". Für die Modernisierung stellt das Ministerium in einem ersten Schritt 4,3 Mio. Euro zur Verfügung, weitere Finanzspritzen etwa für bauliche Maßnahmen schloss Tanner auf APA-Anfrage dezidiert nicht aus.
Neuer HGM-Direktor Georg Hoffmann tritt sein Amt an
Für Hoffmann ist das HGM sowohl ein historisches Museum als auch ein Museum für Militärgeschichte. Neben baulichen Maßnahmen, neuen Displays und zeitgemäßen Darstellungsformen möchte er das Haus vermehrt als Diskussionsort, aber auch als "Anker innerhalb des Bundesheeres als Ort der Selbstreflexion für Soldatinnen und Soldaten" etablieren. Letzteres bezeichnete er als "Beitrag zur geistigen Landesverteidigung". "Man muss das HGM im gesamtgesellschaftlichen Rahmen sehen, eingebettet in den museumstheoretischen Diskurs." Sein Zeil sei es, dem Museum "wieder die Bedeutung zu geben, die ihm Kraft seiner Sammlung zusteht".
Professionalisierung sei Neo-HGM-Direktor Hoffmann "ganz wichtig"
Als ersten Schritt will der Nachfolger des langjährigen wie umstrittenen Direktors M. Christian Ortner das Team kennenlernen, das "Sicherheit und Handlungsräume bekommen soll, um kreativ arbeiten zu können". Hier sei besonders die Professionalisierung "ganz wichtig". Als "Meilenstein" bezeichnete er die Schaffung einer neuen Stelle: Mit der Juristin Stephanie Pracherstorfer-Prigl, die am Mittwoch ebenfalls ihre Bestellungsurkunde erhielt, bekommt er eine administrative Stellvertreterin zur Seite gestellt. Damit sollen die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Belange erstmals getrennt werden.
An die Ministerin richtete er den Appell, die Weiterentwicklung des HGM "nach Kräften zu unterstützen", andere Museen lud er zur künftigen Zusammenarbeit ein. Die Öffentlichkeit bat er schließlich "um Geduld". In den kommenden Monaten würden gemeinsam mit dem Team Konzepte erarbeitet, auf Basis derer dann erste Adaptierungen erfolgen. Ob das Museum im Zuge von Umbauarbeiten geschlossen werden muss oder die Modernisierung bei laufendem Betrieb stattfinden wird, könne er noch nicht beantworten.
Tanner räumte "viele Versäumnisse in den letzten Jahrzehnten ein"
Tanner räumte "viele Versäumnisse in den letzten Jahrzehnten ein, die teils bis ins Jahr 1955 zurückgehen". Hoffmann möchte künftig die "Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär in den Vordergrund rücken und auch den Menschen als Akteur einbinden". Leitbilder seien weiters "Erinnerungskultur, Multiperspektivität und Diversität". Für die Modernisierung stellt das Ministerium 4,3 Mio. Euro zur Verfügung.
"Mit dem Neubeginn war auch eine neue Führung nötig, die Mut zur Veränderung mitbringt und bereit ist, alte Pfade zu verlassen und neue Brücken zu bauen, um das Heeresgeschichtliche Museum in ein modernes Zeitalter zu führen", so Tanner, die betonte, dass die Auswahl "mit äußerster Sorgfalt durchgeführt" wurde. So mussten die Bewerber neben üblichen Unterlagen auch ein fachspezifisches Konzept vorlegen, zusätzlich zu den Hearings wurden externe Gutachten zu den Bewerbungen eingeholt. Dies sei auch der Grund, warum Ausschreibung und Bestellung verhältnismäßig lang gedauert haben. "Es war mir wichtig, den Prozess transparent und umfangreich durchzuführen", so die Ministerin zur APA. "Es war ohne Zweifel ein langer Weg."
Militärhistoriker war Mitarbeiter der Karl-Franzens-Universität Graz
Der Militär- und Zeithistoriker, Ausstellungskurator und Milizoffizier war von 2008 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Karl-Franzens-Universität Graz, danach wechselte er nach Wien, wo er von 2017 bis 2019 als Kurator am Haus der Geschichte Österreich (hdgö) arbeitete. Im Anschluss wechselte er für ein Jahr ins Österreichische Staatsarchiv, bevor er einige Monate als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landesverteidigungsakademie wirkte. Im Herbst 2021 wechselte er schließlich als Historiker ins Bundesministerium für Landesverteidigung.
Hoffmann habe bei Gutachten den höchsten Bewertungsgrad erreicht
Hoffmann habe bei allen Gutachten den höchstmöglichen Bewertungsgrad erreicht, freute sich die Ministerin über den "zukunftsorientierten Wissenschafter mit Expertise für museale Präsentationen". Sie hoffe nun, dass er das HGM "in ruhigere Fahrwasser bringen wird". Man habe drei Jahre "hart gearbeitet" und sein nun "auf einem wirklich sehr gutem Weg, dass das HGM zu einem modernen Museum der Zukunft wird".
Zahlreiche kritische Stimmen zum Heeresgeschichtlichen Museum Wien
In den vergangenen Jahren hatte es zahlreiche kritische Stimmen über den Umgang des Museums mit der militärischen Vergangenheit Österreichs sowie Vorwürfe der Offenheit für Rechtsextremismus gegeben.
Parallel zu einem kritischen Rechnungshof-Bericht wurden 2020 mehrere Evaluierungskommissionen damit beauftragt, den Shop, den Saal zur Geschichte 1918-1945 sowie das ganze Haus zu evaluieren, woraufhin das Verteidigungsministerium eine umfassende Reform des HGM ankündigte. Den langen Zeitraum bis zur schlussendlich erfolgten Ausschreibung des Direktorenpostens begründete Tanner mit der gründlichen Vorbereitung, bei der auch externe Gutachter hinzugezogen wurden.
(APA/Red)