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Vera - Kritik und Trailer zum Film

Vera Gemma ist in Italien zwar durchaus bekannt, aber als Schauspielerin durchaus erfolglos. Sie steht stets im Schatten ihres berühmten Vaters, des einstigen Westernstars Giuliano Gemma. Verloren treibt die Vieloperierte und Vielverlassene durch die Bussibussigesellschaft Roms - bis sie bei einem Verkehrsunfall ein Kind verletzt. Aus dem vermeintlichen Unglück entwickelt sich eine intensive Beziehung zu dem Kleinen und seinem Vater.

Vera Gemma wird auf ihr Gesicht reduziert. Zu sehr und zu konsequent hat sich die erfolglose italienische Schauspielerin, Tochter des Italowesternstars Giuliano Gemma, der Schönheitschirurgie ergeben. Dass in diesem Schutzwall aus Künstlichem jedoch eine verletzliche, gute Seele steckt, das zeigt das Regieduo Tizza Covi und Rainer Frimmel mit seinem ebenso sanften wie melancholischen Porträt "Vera". Ab Freitag im Kino.

Vera - Kurzinhalt zum Film

Covi und Frimmel legen damit ein für ihre Verhältnisse überraschend fiktionales Werk vor, das in Venedig 2022 mit Regie- und Darstellerinnenpreis in der Sektion Orizzonti ausgezeichnet wurde. Die Inspiration für ihre Geschichte stellt zwar zweifelsohne das Leben der 52-jährigen Vera Gemma dar. Aus diesem jedoch stricken Covi und Frimmel eine eigene kleine Moralparabel.

Vera Gemma ist einer jener Menschen, die auf das Äußere reduziert werden, weil sie sich selbst darauf reduziert haben. Nach zahlreichen Operationen erinnert ihr Gesicht eher an eine Maske, denn ein Antlitz mit lesbaren Regungen. Sie spricht es zu Beginn von "Vera" gleich selbst an bei der Begegnung mit einer Barfrau. Sie habe in ihrem Leben immer schön sein müssen: "Mein Schönheitsideal sind die Transfrauen."

Sie lässt sich als Societystar durch ihr Leben treiben, geht shoppen und spricht auch mal für eine Rolle vor, wobei sie hier höflich in einem Cameo-Auftritt des italienischen Dokupaares Gustav Hofer und Luca Ragazzi abgewiesen wird. Die Kamera folgt Gemma dabei auf Schritt und Tritt und führt sie schließlich in einen Zusammenprall der Welten - respektive ihres Autos mit einem Buben aus einer Arbeiterfamilie.

In Vera erwachen Sehnsüchte, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, versteckt sich hinter der schrillen Maske und den farbintensiven Kostümen und Westernhüten, mit denen sie durch die Peripherie von Rom stolziert, doch ein lieber Kerl, eine gute Seele. Sie schließt den verletzten jungen Manuel (Manuel de Palmer) in ihr Herz und nähert sich auch dessen Vater Daniel (Daniel de Palma) an.

Vera - Kritik zum Film

Es entfaltet sich der schöne Versuch, scheinbare Gegensätze zu vereinen, die Armut mit dem Bourgeoisen. Beides hat seinen Bestand und seine Würde, die ihm Frimmel und Covi lassen. Und dennoch bleibt es nicht beim hübschen Stelldichein der Schichten, drängt sich die unbarmherzige Realität letztlich nüchtern in den Mittelpunkt. Was jedoch bleibt, ist ein respektvoller Blick, den "Vera" auf Menschen wirft, die so oftmals nicht angesehen werden.

(APA/Red)

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