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"Veganerie": Erster Sozialmarkt für Veganer in Wien

Wiens erster veganer Sozialmarkt hat eröffnet.
Wiens erster veganer Sozialmarkt hat eröffnet. ©VIENNA.at/Lea Luna Holzinger
In Wien haben nun auch Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, vegane Lebensmittel einzukaufen. Seit 2. Oktober gibt es im Sozialmarkt "Foodpoint" des Vereins Start-Up in Hernals einen Teilbereich, der ausschließlich vegane Lebensmittel anbietet. Wir haben mit Start-Up Gründer Alexander Mühlhauser über Wiens ersten veganen Sozialmarkt gesprochen.

Im Sozialmarkt Foodpoint des Vereins Start-Up auf der Hernalser Hauptstraße können Menschen mit geringem Einkommen günstig Lebensmittel einkaufen. Alexander Mühlhauser hat den Verein Start-Up vor drei Jahren gegründet. Seit 2. Oktober gibt es in einem Teilbereich des Foodpoints vegane Lebensmittel zu kaufen. Auch ein veganes Mittagsbuffet wird angeboten.

VIENNA.at: Wie funktioniert das Konzept des Sozialmarkts Foodpoint?

Mühlhauser: Wir sind ein Verein. Jeder, der zu uns kommt, ist Vereinsmitglied. Jeder, der zum ersten Mal kommt, muss einen Einkommensnachweis bringen, damit wir sehen, dass dieser Mensch ein geringes Einkommen im Monat hat.

Wir stellen die Lebensmittel bereit, die Lebensmittel sind gerettet von Supermärkten, Lebensmittelproduzenten und Großmärkten. Wir haben eine Kooperation mit 150 Supermärkten. Alles, was hier angeboten wird, wäre sonst im Müll gelandet. Jeden Tag werden drei bis vier Tonnen Lebensmittel gerettet, die sonst im Müll landen würden.

Jeder, der zu uns kommt, zahlt einen minimalen Lebensmittelbeitrag und kann dann seine Lebensmittel mitnehmen für sich und seine Familie. Der Mitgliedsbeitrag ist leistungsabhängig. Ich nehm viel mit, ich zahle mehr, ich nehme weniger mit, ich zahle weniger. Ich rechne eigentlich die Leistung, die erbracht werden muss, um die Lebensmittel abzuholen und die Mitglieder müssen dann einen Leistungsbeitrag zahlen. Es kommen im Schnitt 200 bis 300 Personen pro Tag.

VIENNA.at: An wen richtet sich Foodpoint?

Mühlhauser: An alle Personen, die wenig Einkommen haben: Studenten, Arbeitslose, Mindestsicherungsempfänger, Menschen mit Mindestpension und Flüchtlinge. Es gibt keine Unterscheidung zwischen alt, jung, Mann, Frau, Inländer oder Ausländer. Jeder Mensch hat Hunger und Hunger kennt keine Nationalität.

VIENNA.at: Wie sind sie auf die Idee gekommen, einen veganen Sozialmarkt zu machen?

Mühlhauser: Ich ernähre mich seit acht Wochen vegan und habe gemerkt, dass sich meine Gesundheit verbessert hat. Ich habe gesehen, dass die vegane Ernährung der richtige Weg ist, sich zu ernähren und habe dann gesehen, dass es eigentlich nicht machbar ist mit einem geringen Einkommen. Mit einem geringen Einkommen im Monat ist es eigentlich nicht möglich, sich vegan zu ernähren. Weil alles, was du essen kannst, ist sündhaft teuer.

VIENNA.at: Haben Sie gemerkt, dass es bei den Leuten, die zu Ihnen kommen, einen Bedarf nach veganen Lebensmitteln gab?

Mühlhauser: Da war weniger Bedarf da. Ich wollte einfach einen Beitrag leisten, damit sich andere Menschen auch gesund ernähren können. Der Bereich mit Mittagsmenü, wo es früher Fleisch gab, der ist jetzt rein vegan und die Leute kommen noch immer und finden es lecker. Und manche merken auch gar keinen Unterschied. Die merken nicht, dass im Essen beispielsweise eine Debrecziner ohne Fleisch ist.

VIENNA.at: Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Wird das vegane Angebot angenommen?

Mühlhauser: Das wird gut angenommen. Es spricht sich herum. Es kommen jetzt ganz andere Leute. Junge Leute und Studenten. Körperbewusste Menschen. Wir haben viele Neuanmeldungen.

Bei uns sind die veganen Lebensmittel leistbar. Selbst am Markt kostet ein Kilo Gemüse drei, vier Euro und bei uns kostet es zwischen 20 und 50 Cent. Das ist leistbar und sozial. Wir haben auch ganz viele vegane Aufstriche und Joghurt, für das man im Supermarkt schon einmal zwei bis drei Euro zahlt. Bei uns kostet es 20 bis 50 Cent.

VIENNA.at: Was ist für die Zukunft geplant?

Unser nächstes Projekt ist ein mobiler Foodpoint. Ein mobiler Sozialmarkt. Wir kämpfen jetzt schon seit über einem Jahr, dass wir die Bewilligung bekommen, in Gemeindebauten einfahren zu dürfen. Wir wollen in der Mobilität eingeschränkten Personen, behinderten, kranken Menschen die Möglichkeit bieten, günstig einzukaufen und zu essen.

(Red.)

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