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Van der Bellen traf Papst: "Ziegenherde" als Gastgeschenk

Papst Franziskus empfing zum zweiten Mal den österreichischen Bundespräsidenten.
Papst Franziskus empfing zum zweiten Mal den österreichischen Bundespräsidenten. ©APA/VATICAN MEDIA
Montagvormittag traf Bundespräsident Van der Bellen Papst Franziskus im Vatikan. Der österreichische Bundespräsident hatte auch einige besondere Präsente dabei.
Van der Bellen bei Papst Franziskus

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist Montag Vormittag im Vatikan mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer hatte Van der Bellen auch Präsente dabei. Er habe dem Papst eine "Ziegenherde" geschenkt, verriet Van der Bellen nach dem Besuch am Petersplatz vor Journalisten. Die 20 Ziegen wurden freilich symbolisch übergeben. Sie sind Teil der "Sinnvoll Schenken"-Reihe der Caritas und kommen bedürftigen Familien in Burundi zugute.

Van der Bellen schätzt Papst Franziskus

Er schätze Papst Franziskus außerordentlich, verriet Van der Bellen und verwies ausdrücklich auf dessen Enzykliken "Laudato Si'" und "Fratelli Tutti", in denen sich der Pontifex mit Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des sozialen Zusammenhalts auseinandersetze. "Papst Franziskus wird in die Geschichte eingehen", sagte der Bundespräsident. Der Vatikan sei in Umwelt- und Migrationsfragen sehr engagiert und beobachte dabei auch genau die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern, also auch in Österreich. In der Flüchtlingsfrage vertrete der Papst etwa die Ansicht, dass auch "kleine Aktionen" helfen könnten, meinte Van der Bellen. Er erinnerte daran, dass der Papst auch ohne viel öffentlichen Aufhebens einige Flüchtlingsfamilien von griechischen Inseln nach Rom geholt habe. "Die Kirche fördert auch humanitäre Aufenthalte."

Er habe auch versucht, Papst Franziskus zu einem Besuch in Wien und Österreich zu "überreden", erzählte der Bundespräsident bei dem Treffen mit mitgereisten und lokal akkreditierten Medienvertretern. Er sei sich aber bewusst, dass die Chancen auf eine Annahme der Einladung eher gering seien. Für Papst Franziskus gebe es "andere Prioritäten".

Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und Österreich sei ja "ausgezeichnet", und der Papst gehe lieber "in die Peripherie. Er besuche also lieber Krisengegenden, erinnerte Van der Bellen daher auch die "sensationelle" Reise von Franziskus in den Irak im vergangenen März. Dass der Papst dort den interreligiösen Dialog mit der muslimischen Welt ("Schiiten wie Sunniten") gesucht und gestärkt habe, sei ein Zeichen dafür, wie sehr sich der Vatikan um den Frieden und die Sicherheit in der Welt bemühe.

Van der Bellen (77) erinnert auch daran, dass die Visite am Montag nach jener im November 2017 bereits sein zweiter Besuch im Vatikan gewesen sei. Dass er Franziskus (84) nun "wohlauf und gesund" wiedergetroffen habe, sei eine große Freude. Auf Österreich-spezifische Themen wie den "Druck", den laut Chat-Protokollen das Umfeld von Bundeskanzler Sebstian Kurz (ÖVP) bezüglich der Migrationsfrage auf die katholische Kirche ausgeübt und dabei etwa mit der Abschaffung der kirchlichen Steuerprivilegien (Stichwort aus einem Kurz-Chat: "Vollgas geben!") gedroht habe, sei er im Vatikan nicht angesprochen worden, berichtete Van der Bellen auf eine entsprechende Journalisten-Anfrage.

Papst Franziskus erhielt besondere Geschenke

Außerdem bekam Franziskus einen Katalog der Ausstellung "Kunststationen", die derzeit im Stift Melk zu sehen ist und Werke von 13 Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe zeigt, zu der auch Karin Mayer gehört. Die 1967 geborene Künstlerin freut sich der Präsidentschaftskanzlei zufolge sehr. Dass einmal eines ihrer Bilder niemand Geringerem als Papst Franziskus übergeben würde, hätte sie vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Auch Thomas Krottendorfer, Leiter mehrerer Caritas-Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in Niederösterreich, war über die Auswahl der Geschenke erfreut. "Wir empfinden es als große Anerkennung für unsere Arbeit, vor allem aber für die Arbeit der Kunstgruppe Retz."

Karin Mayer arbeitet seit etwa sechs Jahren in der Kunstgruppe Retz auf kleineren und großformatigen Blättern an Zeichnungen mit Bunt- und Bleistiften. "Mayers farbintensive Zeichnungen setzen sich aus vielen dicht aneinander gegliederten Einzelteilchen zusammen und verschmelzen dann zu einer großen Einheit. In ihrer Gesamtheit lassen die Teilchen oft eine Gruppe von Figuren oder Blumen erkennen, die sich in der Masse auch sofort wieder auflösen können. Oftmals tauchen vereinzelte Motive auf, wie Häuser, Tannenbäume oder Sterne", hieß es in einer von der Präsidentschaftskanzlei mitgelieferten Werksbeschreibung Mayers. Die Kunstgruppe der Caritas der Erzdiözese Wien für Menschen mit Behinderung gibt es seit den 1980er-Jahren.

Edtstadler und Gewessler begleiten Van der Bellen

Weiters kam Van der Bellen, der bei seinem Rom-Besuch auch von EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) begleitet wird, auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen, dem "ein Kreuz aus Holz und Glas, gefertigt von Mitarbeitern der Caritas-Behindertenwerkstätte in St. Pölten" und eine Sachertorte überreicht wurden.

Thematisch standen im Vatikan laut Plan vor allem die Klimakrise und die aktuelle Corona-Pandemie-Lage im Mittelpunkt. Papst Franziskus hat sich in seinen Enzykliken "Laudato Si'" und "Fratelli Tutti" mit Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des sozialen Zusammenhalts auseinandergesetzt. Es war dies, nach einer Visite im November 2017, der zweite Besuch Van der Bellens bei Franziskus.

Van der Bellen trifft italienischen Amtskollegen Mattarella

Danach wird der Bundespräsident am Montag von seinem italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella empfangen. Neben bilateralen Themen sollen im Quirinalspalast laut Präsidentschaftskanzlei der "Weg des gemeinsamen Europa nach der Corona-Pandemie und der Kampf gegen die Klimakrise sowie das Verhältnis Europas zu den Großmächten und die EU-Annäherung der Westbalkan-Staaten" zur Sprache kommen. Abschließend gibt es am Dienstag ein Treffen mit Premierminister Mario Draghi und mit den Südtiroler Abgeordneten im italienischen Parlament.

Edtstadler und Gewessler auch in Italien

Edtstadler traf auch mit Innenministerin Luciana Lamorgese zusammen. Danach warnte sie vor Journalisten davor, dass das Thema Migration keineswegs verschwunden, sondern noch bedeutsamer geworden sei. Die illegale Migration nach Europa sei nämlich während der Coronakrise lediglich aus dem Fokus gerückt, aber nicht verschwunden. Im Gegenteil, meinte Edtstadler: "Der Migrationsdruck steigt." Die italienische Innenministerin habe ihr gesagt, dass zuletzt etwa Ankünfte von Migranten aus Tunesien in die Höhe gegangen seien. Für diese sei die Anerkennung eines Asylstatus aber meist höchst unrealistisch. Es gehe nun einfach um die Frage, "wie kann man Migrationsströme aufhalten", etwa durch verstärkte "Visionen vor Ort".

Gewessler - die Grüne-Ministerin nahm für die Hin- und Rückreise nach und von Rom übrigens umweltbewusst den Zug - zeigte sich nach dem Treffen auch beeindruckt vom Klima-Engagement des Papstes. Sie sprach zudem generell von einem "ermutigenden Tag für den Klimaschutz". So habe auch Präsident Mattarella angeregt, den EU-Wiederaufbauplan nach der Coronakrise für den Ausbau von Infrastrukturprojekten, etwa bei der Bahn, zu nutzen. Am Dienstag wird Gewessler mit Italiens Verkehrsminister Enrico Giovannini unter anderem die Transitproblematik am Brenner besprechen. Der Brennerbasistunnel sei eines der größten Infrastrukturprojekte Europas, betonte sie in Rom.

(APA/Red)

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