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Van der Bellen laut Meinungsforscher bei BP-Wahl "haushoher Favorit"

Alexander Van der Bellen gilt als Favorit bei der BP-Wahl.
Alexander Van der Bellen gilt als Favorit bei der BP-Wahl. ©APA/EVA MANHART (Symbolbild)
Der amtierende Präsident Alexander Van der Bellen hat für die Meinungsforscher die besten Chancen bei der Bundespräsidentschaftswahl kommenden Sonntag. Er sei "haushoher Favorit"

Van der Bellen sei "haushoher Favorit", sagte etwa Polit-Berater Thomas Hofer zur APA. Auch die Meinungsforscher Peter Hajek und Wolfgang Bachmayer halten es für unwahrscheinlich, dass Van der Bellen in eine Stichwahl muss.

"Kein wirklicher Wahlkampf" bei der BP-Wahl

"Es findet kein wirklicher Wahlkampf statt", sagte Hajek (Public Opinion Strategies/Unique Research) im Rückblick auf die letzten Wahlkampf-Wochen zur BP-Wahl. Dies sei weniger damit begründet, dass sich Van der Bellen keinen (TV-)Diskussionen mit den anderen Kandidaten stellt, "sondern hat schlicht und ergreifend mit dem Umfeld zu tun, mit den multiplen Krisen auf internationaler Ebene" - von diesen werde der Wahlkampf überlagert. "Daher findet der Wahlkampf außer im TV und in manchen Interviews nicht statt."
Ähnlich analysierte Bachmayer die Lage im APA-Gespräch: Er habe den Wahlkampf "nicht als Wahlkampf, sondern als Wahlgang erlebt". Das liege auch daran, dass außer der FPÖ (mit Walter Rosenkranz, Anm.) keine der Parlamentsparteien einen eigenen Kandidaten nominiert hat (der ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen tritt wie schon 2016 neuerlich als unabhängiger Kandidat an).

Hajek: Ruhe ist zweischneidige Geschichte

Hajek hält diese relative Ruhe für eine "zweischneidige Geschichte" für Van der Bellen. Zwar sei dieser Nicht-Wahlkampf für den Amtsinhaber einerseits wohl nicht unangenehm - andererseits komme es aber auch zu keiner Mobilisierung der Wählerschaft insgesamt. "Die Frage ist, ob sich das auf seine Wähler und Wählerinnen auch durchschlägt." "Wir haben in den großen Umfragen gesehen, dass Van der Bellens Wählerschaft gut mobilisiert ist. Aber wenn der Wahlkampf einschläft, dann schläft er nicht nur auf der einen Seite ein."

Vorteil Van der Bellens bei der BP-Wahl

Gleichzeitig verwies der Experte auf einen Vorteil Van der Bellens bei der BP-Wahl: Der Amtsinhaber habe sich auf internationalem Parkett in Szene setzen können - zuletzt etwa in New York bei der UNO-Vollversammlung. "Den Vorteil haben die Gegenkandidaten nicht, das bringt die Wiederwahl mit sich." Wirkliche Fehler seien Van der Bellen und seinem Team im Wahlkampf keine unterlaufen, eher kleine "Petitessen", so Hajek. "Ob man sich im österreichischen Nationalteamtrikot ablichten muss, ist die Frage", sagte er mit Blick auf jüngst auf den sozialen Kanälen des Kandidaten verbreitete Fotos, die den Ex-Grünen als in Rot-Weiß-Rot getauchten Fußball-Fan präsentierten.

Hajek bleibt bei Einschätzung von Anfang September

In Summe aber bleibt Hajek bei seiner Einschätzung von Anfang September - auch wenn die Umfrage seines Instituts von Mitte September für Van der Bellen mit 59 Prozent einen geringeren Wert als noch Mitte August (mit 66 Prozent) ergeben hatte. Mitte August sei das Mitbewerberfeld noch vage gewesen, erklärte der Meinungsforscher schon bei der Umfragen-Präsentation diesen Unterschied. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Stichwahl eher unwahrscheinlich ist", betonte er nun neuerlich.

Es werde keine Stichwahl bei der Bundespräsidentenwahl geben

Es werde zu keiner Stichwahl bei der BP-Wahl kommen, wagte auch Bachmayer eine Einschätzung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Amtsinhaber die Mehrheit verliert." Dazu komme, dass die Bürger in der aktuellen weltpolitischen Lage andere Themen mehr interessieren. Und die Wähler würden jetzt auch keine Experimente wollen, so der OGM-Chef.
Auch Hofer sieht - trotz des in diesen Umfragen gesunkenen Zuspruchs für Van der Bellen - keine Gefahr für den Amtsinhaber, die notwendige Stimmenmehrheit von über 50 Prozent im ersten Wahlgang nicht zu erreichen. "Die Basis ist groß genug", verwies er auf die hohen Werte Van der Bellens.

Ganz einfach habe es Van der Bellen bei der BP-Wahl nicht

Ganz einfach habe es der Amtsinhaber freilich nicht: Er sei zwar Favorit, stehe "aber nicht dort, wo (Ex-Präsident Heinz, Anm.) Fischer war in seiner Wiederwahlkampagne (2010, Anm.)". Denn aktuell sei die Stimmung im Land von der Themenlage her "deutlich unfreundlicher" und "innenpolitisch aufgeladen". Auch verwies Hofer darauf, dass Van der Bellen mit Bierpartei-Kandidat Dominik Wlazny mit einem linken Kandidaten konfrontiert sei - und mit Heinrich Staudinger "eigentlich mit zwei linken Kandidaten".

Hofer rechnet mit Sieg Van der Bellens

Dennoch rechnet auch Hofer mit einem Sieg Van der Bellens bereits im ersten Wahlgang. Der Präsident habe im Wahlkampf "den Ball flach gehalten". "Dass die anderen das eine oder andere Ehrentor schießen - klar." Aber der Amtsinhaber werde mit "Catenaccia" (italienische defensiv ausgelegte Fußball-Taktik, die das Offensiv-Spiel des Gegners erschwert, Anm.) den Vorsprung über die Zeit bringen, zog Hofer einen sportlichen Vergleich.

Wahlkampf-Strategie war Fehlervermeidung

Der wesentlichste Teil der Wahlkampf-Strategie Van der Bellens sei die "Fehlervermeidung" gewesen. Für ihn gelte, "kein Thema aufzumachen, wo er eine potenzielle Zielgruppe vor den Kopf stoßen würde". Denn der ehemalige Grüne Parteichef brauche für einen Sieg viele Wähler von ÖVP und SPÖ - und den Grünen. "Damit ist das (der Wahlkampf, Anm.) für den Präsidenten ein ziemlicher Gang auf Eiern. Er darf keine Gruppe durch zu nassforsche Aussage vergrämen."

Zweiter Platz für Rosenkranz bei BP-Wahl realistisch

Für FPÖ-Kandidat Rosenkranz sehen die Experten den zweiten Platz als realistisch an. "Er hat gute Chancen auf Platz zwei, keine Frage", so Hofer. Die Frage sei vielmehr, was als guter Erfolg für die FPÖ angesehen wird und was als Misserfolg. "Absurd" wäre, die Ergebnisse von Ex-FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer aus dem Jahr 2016 (35,05 Prozent im ersten Wahlgang und 46,21 Prozent in der Stichwahl) heranzuziehen.
Die Messlatte werde eher bei den aktuellen Umfrage-Ergebnissen der FPÖ (rund um 22 Prozent) liegen. Es sei aber klar, dass es angesichts der Konkurrenz schwer sein dürfte, diese zu erreichen, verwies Hofer auf die eher der rechten Seite zuzuordnenden weiteren Kandidaten Gerald Grosz und Tassilo Wallentin, aber auch MFG-Chef Michael Brunner. Rosenkranz habe "Konkurrenz von allen Seiten", sagte Hajek, Brunner sei dabei das geringste Problem.

Und Rosenkranz können aus Rücksicht auf potenzielle Wähler aus dem ÖVP-Becken nicht mit so brachialer Rhetorik wie Grosz auftreten, sagte Hofer. Auf der anderen Seite spreche Wallentin mit seiner Tonalität und dem Umstand, dass er nicht aus der FPÖ kommt, gerade den konservativen ÖVP-Wählerbereich an. Für die FPÖ wäre es jedenfalls unangenehm, sollte Rosenkranz unter den aktuellen Umfragewerten seiner Partei abschneiden - und sollte er gar Platz zwei nicht erreichen, dann werde das innerparteiliche Fragen aufwerfen, so OGM-Chef Bachmayer.

Wlazny und Wallentin: Testlauf für NR-Wahl möglich

Bei Bierpartei-Chef Wlazny und Rechtsanwalt Wallentin sieht Hofer die Möglichkeit eines Testlaufes für ein allfälliges Antreten bei einer Nationalratswahl. "Es wäre Platz da" - Wlazny etwa könne auch frustrierte SPÖ-Wähler ansprechen, so Hofer. Wallentin wiederum könne gar nicht so sehr im FPÖ-Lager, sondern auch etwas stärker im rechten ÖVP-Bereich Stimmen lukrieren. Hajek verwies darauf, dass der Ex-"Krone"-Kolumnist auch SPÖ-Wähler anspreche - und "insbesondere ältere Wählerinnen und Wähler".

Brunner werde das Potenzial der MFG nicht ausschöpfen können, sagte Hajek. Beim Corona-Thema "wildert auch Gerald Grosz". "Es bespielen auch andere das Thema", verwies auch Hofer auf den Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker sowie auf FPÖ-Kandidat Rosenkranz.

Eher als "Nischenprogramm" bezeichnete Hofer das Angebot von Schuhproduzent Heinrich Staudinger. Man habe bei dessen Auftritten auch gesehen, "wie wenig vorbereitet die Kandidatur war", meinte er.

Umfragen sehen Van der Bellen zwischen 51 und 58 Prozent

Umfragen sagen für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen zwischen 51 und 58 Prozent voraus. Eine aktuelle OGM-Umfrage unter 1.700 repräsentativ ausgesuchten Wahlberechtigten (Online-Verfahren) im Auftrag des "Kurier" sieht Van der Bellen bei 58 Prozent. Die Wahlbeteiligung wird bei rund 65 Prozent liegen, schätzt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, wobei die FPÖ-Wählerschaft in geringerem Ausmaß teilnehmen werde als der Durchschnitt.

Unterschiede bei der Wahlbeteiligung nach Altersgruppen

Unterschiede bei der Wahlbeteiligung werde es auch nach Altersgruppen geben. Bachmayer im "Kurier" vom Sonntag: "Bei den unter 30-Jährigen ist eine Beteiligung von nur 50 bis 55 Prozent zu erwarten, dagegen werden fast drei von vier Pensionistinnen und Pensionisten wählen gehen." Die Umfrage wurde zwischen dem 23. und 28. September durchgeführt, die Schwankungsbreite beträgt +/-2,4 Prozent.

Rosenkranz kommt auf 16 Prozent

FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz kommt bei dieser Umfrage auf 16 Prozent. Das ist deutlich unter den aktuellen Werten der FPÖ in der Sonntagsfrage zur Nationalratswahl, wo sie bei 22 Prozent hält. Rosenkranz leide vor allem unter dem früheren FPÖ-Politiker Gerald Grosz (der laut Umfrage fünf Prozent erhalten wird). Tassilo Wallentin (neun Prozent) nimmt Rosenkranz potenzielle Stimmen aus dem ÖVP-Lager weg, nämlich jene ÖVP-Wähler, die nicht Van der Bellen wählen wollen.

Michael Brunner (MFG) und Heinrich Staudinger sind mit zu erwartenden drei bzw. einem Prozent lediglich Zählkandidaten, Dominik Wlazny bleibt ein urbanes Acht-Prozent-Phänomen.

Van der Bellen lag bei Umfragen bei 51 Prozent

Eine Market-Umfrage für den "Standard" diese Woche hatte etwas unterschiedlichere Werte. Van der Bellen lag bei Market bei 51 Prozent, Rosenkranz bei elf und Wlazny bei zehn Prozent. Wallentin kam in dieser Umfrage auf sieben, Grosz und Brunner jeweils auf vier und Staudinger nur auf zwei Prozent der Stimmen.

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(APA/Red)

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