Zusammen mit dem Toronto Symphony Orchestra führt die 45-Jährige am Samstag (4. Oktober) Kurt Weills gesungenes Ballett “Die Sieben Todsünden” (1933) auf. “Das Stück ist ein musikalischer Höhepunkt in Weills Werk, eine würzig-witzige Reise durch die kapitalistische Gesellschaft Amerikas, die immer noch viel Aktualität hat”, sagt die aus Münster stammende Musikerin in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in New York.
Begleitet wird Lemper von der Vokalgruppe Hudson Shad, die mit ihrer Interpretation der “Familie” in den “Sieben Todsünden” international bekannt wurden. Sie singt die satirischen Texte von Bert Brecht im Original. “Die New Yorker mögen es, wenn ich auf Deutsch singe. Sie lieben die deutsche Sprache und sie wollen die historischen Geschichten am Leben halten. Sie wollen die Musik so hören, wie sie gemeint ist”, sagt sie. Außerhalb der großen US-Metropolen sei es mit der deutschen Sprache jedoch schwierig. “Da sing’ ich die Piraten-Jenny lieber auf Englisch, damit die Leute den Humor und den Witz und das Doppeldeutige auch mitbekommen.”
Ute Lemper hatte ihre Karriere einst mit der Interpretation von Weill- und Brechtliedern begonnen. Zugleich feierte sie mit Musicals wie “Cats”, “Cabaret” und “Chicago” von Paris bis New York Triumphe. Die “New York Times” nannte sie einmal den “heißesten deutschen Export seit Volkswagen”. Seit zehn Jahren lebt sie in New York mit inzwischen drei Kindern (14, 12 und 3) und ihrem zweiten Mann, dem Musikproduzenten Todd Turkisher.
“Ich habe mich in dieser Stadt schon nach einem Monat zu Hause gefühlt. Aber ich fühle mich nicht als Amerikanerin, das US-System vor allem mit Präsident George W. Bush geht mir auf den Geist”, sagt Lemper. “Ich kann nur hoffen, dass Barack Obama der neue Präsident wird. Es wäre gut, wenn er versucht, die Riesengräben des Rassismus auf beiden Seiten etwas auszugleichen.”
In Deutschland war es um “La Lemper” lange still geworden, im Mai stellte sie bei einer Comeback-Tournee ihr neues Album “Between Yesterday and Tomorrow” (Zwischen Gestern und Morgen) vor, das Mitte Oktober auch in den USA auf den Markt kommt. Die Lieder sind erstmals alle von ihr selbst geschrieben und von den Musikern ihrer Band arrangiert. Die Produktion machte sie gemeinsam mit ihrem Mann in dessen Studio.
“Es ist eine poetische und philosophische Reise durch die Welt und mein Leben”, sagt sie. “Ich war bei der Produktion jede Sekunde, jede Note, jeden Ton dabei – es ist wirklich mein Baby, ein Geschenk an mich selbst.” In New York stellt sie die neuen Songs zusammen mit ihren traditionellen Chanson-Klassikern an drei November-Wochenenden im angesagten Jazz-Club “Joe’s Pub” vor.