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US-Notenbank kann Wirtschaft als Nothelfer beispringen

Die US-Notenbank Fed will die laue Wirtschaft notfalls mit weiteren milliardenschweren Geldspritzen stärken: Die Zentralbanker kündigten an, bei einer Eintrübung der Konjunkturlage geldpolitisch nachlegen zu wollen. Mit einer zweiten Welle von Konjunkturhilfen rechnen manche Experten bereits für die nächste Sitzung Anfang November.

Im Hochsommer hatte US-Notenbankchef Fed Ben Bernanke das Feld bereitet und angekündigt, wieder als Nothelfer bereitzustehen. Allerdings haben die europäischen Aktienmärkte Mittwoch mit Kursverlusten auf die Ankündigung der US-Notenbank Federal Reserve reagiert, der holperigen Erholung der US-Wirtschaft notfalls mit neuen Geldspritzen auf die Beine zu helfen.

Und so sieht der Erste-Hilfe-Koffer der US-Notenbank aus:

WEITERE STAATSANLEIHEN IN GROSSEM STIL KAUFEN

Mit dem Ankauf von Staatstiteln im großen Stil würde die Fed wieder in den Krisenmodus zurückkehren und die Notenpresse kräftig anwerfen. Sie hatte bereits bis in dieses Jahr hinein für 300 Milliarden Dollar US-Staatsanleihen erworben und für weit mehr als eine Billion Dollar andere Wertpapiere in die Bilanz genommen. Doch die erhoffte nachhaltige Gesundung der Wirtschaft blieb aus. Für Bernanke & Co., die neben Preisstabilität auch Vollbeschäftigung anstreben, ist eine Arbeitslosenquote von knapp unter zehn Prozent die größte Sorge. Experten erwarten daher, dass es nicht unbedingt eines weiteren Schocks bedarf, um die Fed zu einer zweiten Runde von Ankäufen zu bewegen. “Sie könnte bereits handeln, wenn es nicht zu einer Besserung kommt”, meint Unicredit-Ökonom Harm Bandholz. Aufwand und Ertrag einer solchen milliardenschweren Geldspritze stünden wahrscheinlich jedoch in keinem Verhältnis.

KLEINE LÖSUNG

Möglicherweise wird die Notenbank jedoch nicht in die Vollen gehen, sondern sich Schritt für Schritt mit kleineren Anlauf-Volumina vorwagen. Fed-Banker James Bullard ließ bereits durchblicken, dass er kein Freund von geldpolitischen Breitseiten ist: “Ich denke nicht, dass eine solche Schocktherapie eine gute Politik wäre.” Experten sind jedoch skeptisch, ob die Fed mit kleineren Dosen ihrer Medizin eine nachhaltige Wirkung erzielen kann.

BEKENNTNIS ZU LANGFRISTIG NIEDRIGEN ZINSEN STÄRKEN

Statt neue Geschütze in Stellung zu bringen, könnte die Fed auch verbal in die Offensive gehen. Die Fed hat ihr Bekenntnis, auf längere Sicht an extrem niedrigen Zinsen festzuhalten, an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Dazu zählen etwa eine hohe Arbeitslosigkeit und stabile Inflationserwartungen. Die Notenbank könnte dieses Niedrigzins-Szenario auch auf die Zeit eines beginnenden Aufschwung ausweiten und damit eine noch längere Garantie für billiges Geld geben. Dieses Vorgehen gilt allerdings wegen steigender Inflationsgefahren als hoch riskant und würde die Fed de facto ihrer Flexibilität berauben.

ZINSEN AUF ÜBERSCHUSSRESERVEN KAPPEN

Die Fed könnte es für Banken noch unattraktiver machen, ihr Geld bei der Notenbank zu parken. Derzeit werden diese Überschussreserven von der Fed mit 0,25 Prozent verzinst. Bernanke hat klar gemacht, dass eine solche Medizin erhebliche Nebenwirkungen hat. Die Minirenditen könnten sich insbesondere für den Handel mit Papieren kurzer Laufzeit verheerend auswirken.

EINE NEUE KREDITLINIE AUFMACHEN

Die Notenbank könnte mit einer eigenen Kreditlinie gezielt gewisse Bereiche der Wirtschaft stärken – beispielsweise den Markt für Gewerbeimmobilien.

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