Das erklärte die Psychologin Belinda Mikosz von der Wiener Jugendwohlfahrt und dem Jugend-Beratungsservice “Talkbox” für Jugendliche.
Kein Platz für zynische Kommentare
Ist der Nachwuchs erstmals verliebt, sei es nicht besonders hilfreich, wenn Eltern dies abwerten oder zynisch werden, sich lustig machen oder Verliebtsein mit Leistung verbinden wie z. B. “Lerne zuerst und dann kannst du dich verlieben.”
Damit verbaue man sich das Gesprächsklima – “und man soll ja immer im Gespräch bleiben”, meinte Mikosz. Dazu sollte man dem Sprössling einfach Fragen stellen. Am Beispiel fescher Animateure könnte man sagen: “Ich finde ihn auch cool. Aber was sagst du, wie wird das, wenn du dich in ihn verliebst und wir fahren in drei Wochen wieder?”
Mit dem Reden sollte aber nicht erst vor dem Urlaub oder in der Pubertät angefangen werden: Von klein auf sollten Kinder erfahren, dass man immer Fragen zu allen Themen stellen könne.
Vertrauen
Manchmal müssten Eltern auch etwas mehr Vertrauen haben: “Mit dem Animateur am Urlaubsort passiert ja meistens nicht sofort was. Das ist ein bisschen austesten, ob man überhaupt ankommt”, meinte Mikosz. Ein Vertrauensvorschuss werde selten missbraucht: “Jugendliche sind eher beleidigt oder gekränkt, wenn ihnen viel unterstellt wird.”
Urlaubszeit – Sommer, Sonne, sorgenfrei – würde ja auch bei Erwachsenen die Basis für ein leichteres Verlieben bilden, ein bisschen Schwärmerei gehöre dazu. Ist man dann wieder zu Hause und steht der große Liebeskummer an, riet die Psychologin, nicht so viel darüber zu reden, sondern einfach lieb zum trauernden Sprössling zu sein: “Dem Jugendlichen sein Lieblingsessen hinstellen, hin und wieder einen Knuddler – wenn es für ihn nicht peinlich ist”, nannte Mikosz Beispiele. Trösten mit Fingerspitzengefühl und Verständnis sei angesagt, allerdings sollte man auch kein übergroßes Drama a la “Du bist jetzt ja so arm” daraus machen oder gar noch eines draufsetzen mit “Ich hab’s dir ja gesagt.”
“Scheinaufklärung”
Übrigens sollte man nicht davon ausgehen, dass Kinder in der heutigen offenen Gesellschaft bereits alles wüssten und aufgeklärt seien, so die Expertin. Außerdem hätten Teenager nach wie vor noch immer “Bauchweh”, ob und wie sie von anderen Menschen angenommen würden. “Man tut zwar cool, aber innen ist Unsicherheit da. Diese Dinge haben sich nicht verändert.” Es gebe noch immer den Druck von Freunden, die ihr erstes Mal bereits hinter sich hätten. Man sollte Jugendlichen auch erklären, dass Pornos nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen oder was ein sexueller Übergriff ist und dass man sich wehren soll. Auch sollten sich Väter beim Thema Aufklärung nicht aus der Affäre ziehen.