„Unterm Strich - von der Zeichnung und darüber hinaus“

FELDKIRCH Seit vergangener Woche steht die Villa Claudia wieder ganz im Zeichen der Kunst. In den fünf Räumen wechseln sich größflächige Installationen, die sich fast über einen ganzen Raum ausdehnen, mit filigranen, sensiblen Zeichengebilden ab. Auch sind Kunstwerke vertreten, die den Weg in den Raum hinein wagen. “Insgesamt fünfzehn Künstlerinnen präsentieren in der aktuellen Ausstellung ihre Werke, in denen die Zeichnung einen bestimmenden Stellenwert einnimmt”, erklärt Vernissage-Rednerin Nadine Moser. “Manchmal reduziert auf das Wesentliche, figurativ oder abstrakt, manchmal als Dokumentation, mikroskopisch oder überdimensional. Im Animationsfilm, auf dem Papier, oder in der Verbindung mit anderen Medien erweitert die Zeichnung unseren Blick. Viele der gezeigten Werke wurden eigens für die Ausstellung geschaffen.”
Die Ausstellung hat keine feste Gliederung, folgt aber dennoch einem Rhythmus. So startet sie direkt im Foyer mit Werken der in Zürich geborenen Künstlerin Gabrielle Grässle. Die fast ungelenk wirkenden Zeichnungen zeigen was ihr durch den Kopf geht, ohne Einschränkungen: Kindheitserinnerungen, Bilder aus der Zeitung, Mode, Models, Tiere und vieles mehr dienen ihr oft als Vorentwurf für ihre großformatigen Malereien.
Weibliche Körper im Mittelpunkt
Im Gegensatz dazu stehen die Werke der Künstlerin Melanie Berlinger: Sie beschäftigt sich fast wissenschaftlich und akribisch mit der Kulturpflanze Mais in der für sie typischen Werkmethodik des Photopolymerdrucks. Künstlerin Lisa Althaus zeigt drei Animationsfilme sowie neun ausgewählte Elemente aus den Filmen als Originalzeichnung. Der Künstlerin Amrei Wittwer dient die Zeichnung als Schwelle zum Anderen, zu etwas Magischem. Artefakte mit Zeichnungen sind heute wie damals nicht nur Alltagsgegenstände. Als kultische Objekte gehören sie zu magischen Gegenwelten. Zusätzlich trägt Wittwer auch musikalisch zum Programm der Ausstellungseröffnung bei.
Bei den Werken von Ursula Dorigo steht der weibliche Körper im Mittelpunkt. Der schnelle Strich ist hier das zentrale Stilmittel. May-Britt Nyberg stellt zwölf Tierzeichnungen in Sgraffito-Technik aus, die ebenfalls ein wenig an Kinderzeichnungen erinnern sollen. Die Künstlerin fängt trotz der Einfachheit der Darstellung die tiefe und enge Beziehung des Menschen zum Tier in all ihrer Widersprüchlichkeit auf.
Detailliert und filigran
Mit kräftigem Strich, teilweise collagiert, teils in Farbe und auf Kaffeegrundierung gezeichnet, präsentieren sich die fünf Arbeiten von Cornelia Blum-Satler. Aus einem Repertoire an abstrahierten Alltagsgegenständen gibt sie uns als Betrachter einen Einblick in den visuellen Kosmos unserer Alltagswelt. Die Begriffe ‘Zeichnung und Objekt’ verschmelzen beim Werk von Hilda Keemink. Die formale Umsetzung findet sich in der dreidimensionalen Gestaltung, wobei die Faszination darin liegt, dass sie aus einiger Entfernung als zweidimensionale Skizze erscheinen.
Für die mit Spitz- und Stenografie-Federn aufs Papier gebrachten Tintenzeichnungen dienen der Hohenemser Künstlerin Gabriele Bösch Elemente und detailgenaue Beobachtungen aus der Natur als Grundlage. Aus der Wiederholung entsteht eine Art Fließtext. Ausgehend von der Performance mit Alexander Kranabetter hat Bianca Lugmayr begonnen, mit der Nähmaschine visuelle Tonspuren aufzuzeichnen. Hierzu gibt es in der Ausstellung ebenfalls einen QR Code mit dem Link zur Tonspur.
Vom Mikro- in den Makrokosmos
Die Arbeiten von Michaela Ortner-Moosbrugger behandeln Licht und Schatten als zentrales Thema und den Wald als Sehnsuchtsort in schwarz-weiß. Die 1963 in Linz geborene Bildhauerin und Zeichnerin Judith P. Fischer zeigt uns in “Coeur” ein von Blutgefäßen durchströmtes menschliches Herz sowie die Zeichnung “Aderngeflecht”. Tausende feine Striche ergeben einen Organismus, der uns Menschen am Leben erhält.
Einen Organismus ganz anderer Art zeigt uns Sophie Grell mit ihrer Arbeit “Ants”: „Ein Superorganismus arbeitet sich durch die Fuge eines großstädtischen Betonplattenrasters“, so beschreibt Sophie ihre Arbeit. Vom Mikrokosmos in den Makrokosmos, für das menschliche Auge fast unsichtbare Welten bringt sie aufs Papier. Mit ihren Videoarbeiten überlagert sie Raum und Zeit, wodurch die Welten zu verschmelzen beginnen. Zart und flüchtig, fast als wären Wind und Wolken im Moment eingefroren, präsentieren sich die Arbeiten der Bregenzer Künstlerin Sophie Thelen Weinmann und zeigt uns mit ihrer ungewöhnlichen Installation, was Zeichnung alles sein kann.
Im letzten Raum findet sich das Werk der Bildhauerin Franziska Stiegholzer: Sie versteht die Zeichnung in einem erweiterten, die Zweidimensionalität sprengenden Sinn, präsentiert in ihrem Beitrag “Linien im Raum”.
Die Ausstellung dauert noch bis einschließlich dem 13. November an und ist freitags und am Wochenende in der Villa Claudia zu folgenden Zeiten besuchbar: Freitag, 16 bis 18 Uhr, Samstag, 15 bis 18 Uhr, Sonntag, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. TAY