UNO-Chefankläger zu Besuch in Sarajevo
Im Juni will er dem UNO-Sicherheitsrat seinen Halbjahresbericht präsentieren. Anfang nächster Woche wird Brammertz erneut auch Belgrad und im Anschluss Zagreb besuchen.
In Sarajevo soll Brammertz mit Vertretern der bosnischen Behörden, der internationalen Staatengemeinschaft sowie Kriegsopferverbänden zusammenkommen. Im Mittelpunkt der Gespräche auf der Besuchstour stehen laut Medienberichten die Zusammenarbeit Bosniens, Serbiens und Kroatiens mit dem Haager Gericht sowie die Strategie zum Abschluss der Arbeit des Tribunals.
Laut den Plänen der UNO sollen alle Verfahren vor dem ICTY – auch in Berufung – bis 2011 abgeschlossen sein. Zwei Angeklagte sind allerdings nach wie vor flüchtig: der ehemalige Militärkommandant der bosnischen Serben, Ratko Mladic, und der einstige politische Führer der Serben in Kroatien, Goran Hadzic. Beide werden in Serbien vermutet. ICTY-Vertreter ließen wiederholt wissen: Das Gericht werde seine Arbeit nicht vor der Festnahme der beiden abschließen.
Vor dem Belgrad-Besuch von Brammertz bekundete der serbische Arbeitsminister Rasim Ljajic, der in der Regierung auch für die Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal zuständig ist, erneut seine Erwartung, dass Mladic und Hadzic vor Jahresende festgenommen würden: “Ich kann nicht glauben, dass das, was wir derzeit unternehmen, keine Ergebnisse bringen wird und Mladic erfolgreicher als alle anderen ist, was die Flucht angeht.” Bei der Fahndung nach den Angeklagten gebe es keine Probleme mehr in der Kooperation der verschiedenen Sicherheitsdienste in Serbien, sagte Ljajic der Tageszeitung “Blic”. Jahrelang wurde allen voran der Militärnachrichtendienst verdächtigt, vor allem Mladic bei der Flucht zu helfen.