Unfassbarer Nervenkrimi
Als im Riesentorlauf in Lenzerheide nur noch nur eine Läuferin oben stand, lautete die Formel: Platziert sich die Halbzeitführende Maria Jose Rienda Contreras vor Janica Kostelic, gehört Anja Pärson die große Kristallkugel. Die Spanierin siegte und die Schwedin nahm nach dem Gefühlssturm, der sie in diesen Minuten voll erfasst hatte, die Umarmungen und Bussis der großen Kontrahentin noch ein wenig ungläubig zur Kenntnis. Im Tagesrennen wurde Nicole Hosp hinter Tanja Poutiainen Dritte. Nach der Slalom- holte sich die Finnin auch noch die RTL-Kugel. Aber das wird Pärson verschmerzen.
An Dramatik war dieses letzte Saisonrennen bei Bilderbuchwetter nicht zu überbieten. Pärson hatte nach dem Slalom am Samstag 35 Punkte Vorsprung auf Kostelic. Nach dem ersten Riesen”-Durchgang lag die Schwedin an fünfter Stelle, die Kroatin war nur 16 Hundertstelsekunden zurück Sechste. Im Finale musste Kostelic dann vorlegen, als im Ziel nur der Vierer aufleuchtete, schien die Entscheidung zu Gunsten der Skandinavierin gefallen. Doch Pärson zeigte Nerven, verbremste den Lauf völlig, kam nur auf den 13. Zwischenrang und starrte lange fassungslos auf die Anzeigentafel, ehe sie den Zielraum verließ und sofort von Kostelic in die Arme genommen wurde.
Damit lag der Gesamtweltcup nicht mehr in Anjas Händen. De facto hieß dass, dass die vier Läuferinnen, die noch oben standen, sich vor Kostelic einreihen mussten, damit Pärson doch noch als Skikönigin gekrönt werden konnte und durfte. Seite an Seite, Janicas Arm um Anjas Schulter gelegt, verfolgten die beiden Dominatorinnen des Winters den Ausgang des Rennens. Am Ende entschieden drei Punkte. Anja Pärson 1.359 Punkte, Janica Kostelic 1.356 hieß es in der Endwertung. Denn Pärson hatte beim Saisonfinale als 17. nicht mehr gepunktet, Kostelic als Achte aber nur 32 Zähler bekommen. Wäre die dreifache Weltmeisterin von Santa Caterina Siebente geworden, hätte sie die Trophäe mit einem Punkt Vorsprung zum dritten Mal gewonnen. Drei Punkte Vorsprung, das hatte es im Damen-Weltcup bis dahin nur 1978/790 gegeben, als Annemarie Moser Pröll ebenfalls drei Zähler vor Hanni Wenzel die Gesamtwertung gewann.
Bei all der Spannung, die im Zielraum nur die Insider mitbekamen (der Stadionsprecher erwähnte es erst, als alles vorbei war), gingen die Podestfahrerinnen des Tages unter. Poutiainen holte sich mit Platz zwei die Disziplinenwertung, Hosp legte nach dem dritten Platz im Slalom am Vortag nach. Mit Elisabeth Görgl als Vierter und Renate Götschl als Fünfter sorgten die ÖSV-Damen für das zweitbeste Riesentorlauf-Ergebnis des Winters nach Semmering. Götschl verdrängte Michaela Dorfmeister noch von Platz drei im Gesamtweltcup und bewies erneut, dass die Routiniers im Damenteam weiterhin die Fahnen hoch halten. Mit dem Ausklang vollauf zufrieden war ÖSV-Alpinchef Hans Pum: Das ist ein sehr schöner Abschluss einer schönen Saison. Das ganze Finale war extrem spannend.”
Endstand im RTL in Lenzerheide:
1. Maria Jose Rienda Contreras ESP 2:20,18
2. Tanja Poutiainen FIN 2:20,48
3. Nicole Hosp AUT 2:20,69
4. Elisabeth Görgl AUT 2:20,76
5. Renate Götschl AUT 2:21,28
6. Genevieve Simard CAN 2:21,39
7. Martina Ertl GER 2:21,41
8. Janica Kostelic CRO 2:21,50
9. Julia Mancuso USA 2:22,01
10. Ingrid Jacquemod FRA 2:22,08
11. Kathrin Zettel AUT 2:22,12
12. Tina Maze SLO 2:22,23
13. Nadia Fanchini ITA 2:22,36
14. Karen Putzer ITA 2:22,51
-. Gail Kelly CAN 2:22,51
16. Michaela Kirchgasser AUT 2:22,53
17. Anja Pärson SWE 2:22,57
18. Anna Ottosson SWE 2:22,77
19. Eveline Rohregger AUT 2:22,79
20. Allison Forsyth CAN 2:22,91
21. Kristina Koznick USA 2:23,17
22. Michaela Dorfmeister AUT 2:23,30
23. Nicole Gius ITA 2:23,41
24. Sonja Nef SUI 2:23,55
25. Manuela Mölgg ITA 2:24,64