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Umzug der Berliner Gemäldegalerie vom Tisch

Der umstrittene Umzug der Berliner Gemäldegalerie vom Potsdamer Platz an die Museumsinsel ist vom Tisch. Die verantwortliche Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte am Mittwoch, das Projekt sei "derzeit finanziell nicht leistbar". Einem Gutachten zufolge würde der Umzug der Alten Meister mit dem dann nötigen Neubau an der Museumsinsel mindestens 375 Millionen Euro kosten.


Stattdessen soll nun für etwa ein Drittel der Summe ein neues Museum der Moderne am Potsdamer Platz entstehen. Ursprünglich hatte die Stiftung geplant, die Gemäldegalerie mit ihrer wertvollen Sammlung Alter Meister zu räumen, um dort die Kunst der Moderne unterzubringen. Diese Pläne hatten im vergangenen Jahr international einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Kritiker fürchteten, die Alten Meister könnten jahrelang im Depot verschwinden.

Die Berliner Gemäldegalerie gilt als eines der weltweit wichtigsten Museen für Alte Meister. Mit Schlüsselwerken von Rembrandt, Caravaggio, Dürer, Cranach und anderen wird das Haus am Potsdamer Platz in einem Atemzug mit dem Louvre in Paris und dem Prado in Madrid genannt. Kein Wunder, dass die überstürzten Pläne zu einem Umzug der hochkarätigen Sammlung an die Museumsinsel im vergangenen Jahr international für Wirbel sorgten.

Nun soll die ursprünglich eigens für die Alten Meister gebaute Gemäldegalerie am Potsdamer Platz nicht für ein Neues Museum der Moderne freigeräumt werden, sondern ein neues Museum der Moderne hinter der Neuen Nationalgalerie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemäldegalerie entstehen. Das Gutachten veranschlagt die Baukosten auf 130 Millionen Euro – nur ein Bruchteil der Umzugsvariante.

Die Museums-Oberen sprachen am Mittwoch überschwänglich von einer “großartigen Lösung” und “wunderbaren Chance”. Denn tatsächlich hat Berlin, die Stadt, in der die Nazis einst die Verfolgung von angeblich “entarteter Kunst” einleiteten, bisher kein angemessen großes Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts.

Die Neue Nationalgalerie, der “lichte Tempel aus Glas” von Architektur-Ikone Ludwig Mies van der Rohe, platzt aus allen Nähten: Sie kann allenfalls immer ein Drittel ihrer Bestände von Künstlern wie Munch, Kirchner, Picasso, Klee, Feininger, Dix und Kokoschka zeigen.

Durch den Neubau dahinter soll nun eine Ausstellungsfläche von insgesamt mehr als 13.000 Quadratmetern entstehen. Auch die Werke von Max Ernst und Rene Magritte, Joan Miro und Salvador Dali, Frida Kahlo und Mark Rothko aus der Sammlung Pietzsch fänden hier Platz. Zudem sollen “Klassiker” aus dem Gegenwartsmuseum Hamburger Bahnhof mit einziehen.

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