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Ukrainische Stadt Cherson von Russen eingenommen: Propagandaoperation geplant

Ukraine: Indizien für langfristige russische Pläne in Cherson.
Ukraine: Indizien für langfristige russische Pläne in Cherson. ©VIA REUTERS
Indizien, dass in der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Cherson in der Südukraine eine größere Porpagandaoperation bevorstehen könnte, mehrten sich am Freitag.
Spur der Verwürstung in Cherson

Wagenkolonnen mit Zivilisten seien in der Nacht auf Freitag von der Krim nach Cherson transportiert worden und es sei womöglich geplant, mit ihnen eine große Demonstration zu organisieren, sagte ein Bewohner der Stadt der APA am Vormittag. Er berichtete auch über eine katastrophale humanitäre Lage.

Spekulation um Ausrufung einer "Chersoner Volksrepublik"

Diese herangekarrten "Darsteller", bei denen es sich um keine Stadtbewohner handle, könnten etwa den Anschluss der ukrainischen Region Cherson an die Krim verlangen, erklärte der Chersoner. Laut anderen Spekulationen könnte auch die Ausrufung einer "Chersoner Volksrepublik" geplant sein.

Eindruck soll erweckt werden, Bürger von Cherson über "Befreiung" der Russen erfreut

Abgesehen davon plane Russland die öffentliche Verteilung von humanitären Gütern, um Bilder zu erzeugen, dass sich die Bewohner der Stadt über die russische "Befreiung" freuten und glücklich seien, ein nazistisches Regime abgeschüttelt zu haben. "Das ist alles eine Propagandaoperation des russischen Geheimdiensts FSB", mutmaßte der Ukrainer.

Keine medizinische Hilfe in Cherson: "Menschen sterben in den Kellern"

Freilich gebe es in der Stadt derzeit wirklich große Probleme mit Lebensmitteln und Medikamenten, schilderte der Chersoner. "Menschen sterben in den Kellern, weil es keine medizinische Hilfe gibt", erzählte er.

Propaganda-Inszenierung der Russen erwartet

Sollte es am Freitag oder in den nächsten Tagen zu derartigen Inszenierungen kommen, würden sie der vom russischen Machthaber Wladimir Putin forcierten Darstellung des Angriffskrieges als "Denazifikation" entsprechen. Derartige propagandistische Bemühungen würden gleichzeitig aber auch suggerieren, dass Russland eine langfristige Kontrolle oder Besetzung der konkreten Region plant. Die Oblast Cherson spielt eine strategisch wichtige Rolle für die Bewässerung des 2014 annektierten Halbinsel Krim über den Nord-Krim-Kanal, durch den in den letzten Jahren kein Wasser nach Süden geflossen war.

Cherson für Russlands Imperialgeschichte bedeutsam

Die unweit der Dnepr-Mündung gelegene und 1776 gegründete Stadt Cherson ist zudem für Russlands Imperialgeschichte äußerst bedeutsam. Der berühmte Stadtgründer Grigori Potjomkin (1739-1791), bekannt auch als Liebhaber von Zarin Katherina der Großen und als Namensgeber der "Potemkinschen Dörfer", liegt in Cherson begraben. In der neuesten Geschichtsschreibung wurden freilich Zweifel angemeldet, ob der russische Aristokrat tatsächlich die besagten Dörfer in dieser Form auch hat errichten lassen, die Rede war von einem historischen Mythos. "Potjomkin kann jedenfalls als Vater der zeitgenössischen politischen Show erachtet werden und er war nicht nur ein eindimensionaler Täuscher", schieb sein Biograf Simon Sebag-Montefiore.

(APA/Red)

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