AA

Russischer Großangriff im Donbass erwartet

Sjewjerodonezk vor Einnahme durch die Russen
Sjewjerodonezk vor Einnahme durch die Russen ©APA
Die russischen Streitkräfte bereiten nach ukrainischen Angaben einen groß angelegten Angriff auf den Raum Slowjansk, das Zentrum der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbass, vor.

Zudem steht die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk vor der Einnahme. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, sprach von sehr heftigen Kämpfen mit starkem Beschuss, bei dem zwei Zivilisten getötet und fünf verletzt worden seien.

Jetzt auf VOL.AT lesen

Die russischen Truppen verlegten am Montag neue Einheiten nach Slowjansk, um das Gebiet sowohl von Isjum als auch von der kürzlich eroberten Kleinstadt Lyman aus anzugreifen, hieß es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs. Der Raum Slowjansk-Kramatorsk ist der größte Ballungsraum im Donbass, der noch unter Kontrolle Kiews steht. Hier ist auch das Oberkommando der Streitkräfte im Osten des Landes stationiert.

"Der Feind rückt in die Stadt ein"

"Leider haben wir enttäuschende Nachrichten, der Feind rückt in die Stadt ein", sagte Gajdaj im staatlichen Fernsehen. Die Gas-und Wasserversorgung der Stadt mit normalerweise rund 100.000 Einwohnern sei unterbrochen. Sjewjerodonezk ist die größte Stadt im Donbass, die von der Ukraine noch gehalten wird. Die russischen Truppen "haben immer wieder die gleiche Taktik", meinte Gajdaj. "Sie bombardieren mehrere Stunden - drei, vier fünf Stunden, und dann greifen sie an." So sei es ihnen gelungen, in die Außenbezirke von Sjewjerodonezk einzudringen.

Die Nachbarstadt Lyssytschansk sei indes weiter unter ukrainischer Kontrolle. Dort liefen Evakuierungen.

Französischer Reporter getötet

In der Ostukraine wurde unterdessen ein französischer Kriegsreporter getötet. Der TV-Journalist Frédéric Leclerc-Imhoff sei bei Sjewjerodonezk ums Leben gekommen, als er eine humanitäre Evakuierung begleitete, teilten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Außenministerin Catherine Colonna am Montag mit. Beide sprachen der Familie und den Kollegen des Journalisten, der für den Sender BFMTV arbeitete, ihr Mitgefühl aus. Frankreich verlange eine zügige und transparente Untersuchung der Umstände dieses zutiefst schockierenden Dramas, erklärte die Außenministerin.

"Der Journalist Frédéric Leclerc-Imhoff war in der Ukraine, um die Realität des Krieges aufzuzeigen", twitterte Macron. "An Bord eines humanitären Busses, zusammen mit Zivilisten, die gezwungen waren, vor den russischen Bomben zu fliehen, wurde er tödlich getroffen." Den Berichterstattern von Kriegsschauplätzen sicherte Macron die bedingungslose Unterstützung Frankreichs zu. Wie BFMTV berichtete, sei der 32-jährige Reporter von einem Bombensplitter getroffen worden. Es sei sein zweiter Einsatz in der Ukraine seit Kriegsbeginn gewesen. Ein Kollege, der ihn begleitete, wurde leicht verletzt.

Schallenberg will "Gesprächskanäle offenhalten"

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) verteidigte am Montagabend auf Puls 24 in der TV-Sendung "Newsroom Live" die Bemühungen Österreichs und anderer westlicher Regierungschefs das Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu suchen: "Ich halte für vollkommen richtig, dass Österreich versucht, Gesprächskanäle offenzuhalten. Auf jeden Fall ist mit Putin ein Gespräch notwendig." Auf die Frage, ob die Ukraine Gebietsverluste hinnehmen müsse, um den Krieg zu beenden, meinte Schallenberg: "Diese Entscheidung sollten nicht wir durch gute oder weniger gute Zurufe von außen steuern." Die Ukraine entscheide alleine, wann sie in Friedensverhandlungen treten würde. 

Zur angedrohten Blockade der Getreideexporte, falls die Sanktionen nicht fallen, erklärte der Außenminister, dass es Putin bewusst sein müsse, dass er nicht die ganze Welt in Geiselhaft nehmen könne. Ein Nahrungskrieg werde auf ihn zurückfallen, fuhr Schallenberg fort. "Der russische Präsident muss wissen, dass er mit dem Feuer spielt."

Putin schlägt Getreide-Deal vor

Putin zeigte sich unterdessen bei einer Aufhebung von Sanktionen gegen Moskau zu kräftigen Exporten von Düngemitteln und Lebensmitteln bereit. Das teilte der Kreml nach einem Telefonat von Putin mit dem türkischen Präsidenten Tayyip Recep Erdogan mit.

Außerdem würde Russland bei einem Ende der Strafmaßnahmen in Abstimmung mit der Türkei die Ausfuhr von Getreide aus ukrainischen Häfen ermöglichen.

(APA/dpa/Reuters)

  • VIENNA.AT
  • Ukraine-Krieg
  • Russischer Großangriff im Donbass erwartet