Ukraine-Krieg: Sjewjerodonezk ist weiter Zentrum schwerster Kämpfe

Aber auch in der Westukraine wurden nach Angaben der Regionalregierung die Stadt Tschortkiw sowie ein Waffendepot in der Region Ternopil mit Raketen beschossen. Russland bereitet sich unterdessen laut dem ukrainischen Geheimdienst auf einen längeren Krieg vor.
Sjewjerodonezk in der Ukraine ist weiter Zentrum schwerster Kämpfe
Viele Ortschaften in der Region um Sjewjerodonezk (Sewerodonezk) stünden unter Feuer, sagte Hajdaj. "Es ist unmöglich, den Beschuss zu zählen." Besonders schwierig sei die Situation in dem Ort Toschkiwka südlich des Verwaltungszentrums. Dort versuchten die russischen Angreifer eine Verteidigungslinie zu durchbrechen. Teils hätten es die ukrainischen Streitkräfte geschafft, den Feind aufzuhalten.
Russische Streitkräfte zerstörten zudem laut Hajdaj eine weitere der drei Brücken zwischen Sjewjerodonezk und dessen Zwillingsstadt Lyssytschansk. Damit entfällt eine weitere mögliche Flucht- und Rückzugsroute über den Fluss Siwerskyj Donez. Ukrainische Truppen halten nach Angaben des Sjewjerodonezker Stadtoberhaupts, Olexander Strjuk, gut ein Drittel des Stadtgebiets.
Viele Ortschaften um Sjewjerodonezk stünden unter Feuer
In Sjewjerodonezk wurde die dem in Wien lebenden ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch gehörende Chemiefabrik Azot beschossen, wie Hajdaj sagte. Zuvor hatten die prorussischen Separatisten mitgeteilt, Zivilisten, die in den Bunkern der Industrieanlage Schutz gesucht hatten, hätten das Werksgelände verlassen.
Viele Menschen haben sich in Schutzbunker begeben
Hajdaj zufolge haben viele Menschen sich in Schutzbunker begeben, weil russische Truppen gezielt Wohnviertel mit schwerer Artillerie beschießen. "Wahrscheinlich wollen alle jetzt fliehen, aber eine solche Möglichkeit gibt es aktuell nicht", sagte Hajdaj.
Russische Truppen laut ukrainischen Angaben in Bachmut zurückgedrängt
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs in Kiew sind bei den anhaltend schweren Kämpfen im Donbass die russischen Truppen im Bereich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut zurückgedrängt worden. Es seien bis zu 150 Angreifer "vernichtet" worden. Von unabhängiger Seite überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.
Generalstab in Kiew meldet viele Kämpfe im Osten der Ukraine
Der Generalstab in Kiew meldete eine Vielzahl von Kämpfen im Osten des Landes, darunter besonders auch in der Region Slowjansk im Gebiet Donezk. Immer wieder gebe es auch Luftangriffe gegen zivile Infrastruktur, heiß es. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax schossen russische Truppen auch drei ukrainische Kampfjets in der Nähe von Donezk und Charkiw ab.
Großes Waffendepot in Ternopil durch russische Truppen zerstört
In Ternopil haben russische Truppen laut einem Interfax-Bericht mit Kalibr-Lenkraketen ein großes Waffendepot zerstört. In dem Lager hätten sich europäische und amerikanische Waffen befunden, meldet die Nachrichtenagentur unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.
Vier Raketen trafen Tschortkiw in der Westukraine am Samstag
Das westukrainische Tschortkiw ist nach Angaben der Regionalregierung am Samstagabend von vier Raketen getroffen worden. Eine Militäreinrichtung sei teilweise zerstört worden und es seien vier Wohngebäude beschädigt, teilt der Gouverneur von Ternopil, Wolodymyr Trusch, am Sonntag weiter mit. Es habe keine Toten gegeben, aber 22 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, darunter ein zwölfjähriges Kind. Die Raketen seien vom Schwarzen Meer aus abgefeuert worden.
Russisches Militär bereitet sich auf einen längeren Krieg vor
Das russische Militär bereitet sich nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes auf einen längeren Krieg vor. Die Planung der russischen Streitkräfte sei für 120 weitere Tage bis Oktober 2022 verlängert worden, berichteten die Militärexperten des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) am Samstag (Ortszeit) unter Berufung auf Informationen von Geheimdienst-Vizedirektor Wadym Skibizkij. Das russische Militär werde seine Pläne abhängig vom Erfolg im Donbas aber weiter anpassen, dies geschehe nahezu monatlich.
Die Informationen deuteten nach Einschätzung des ISW darauf hin, dass der Kreml nicht daran glaubt, seine Ziele in der Ukraine schnell erreichen zu können. Es handele sich um einen Versuch des russischen Militärs, anfängliche Mängel der Offensive zu korrigieren.
Russische Streitkräfte würden über weitere 40 Kampfbataillone verfügen
Skibizkij sagte zudem, dass die russischen Streitkräfte über weitere 40 Kampfbataillone verfügten. 103 Bataillone seien bereits in der Ukraine. Nach Ansicht der Experten vom ISW ist es aber angesichts des Personalmangels an der Front unwahrscheinlich, dass das russische Militär einen so großen Teil seiner Streitkräfte in Reserve halte. Es handele sich möglicherweise um zusammengewürfelte Einheiten.
Vier Millionen Einreisen aus der Ukraine nach Polen seit Kriegsstart
Polen hat seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine vier Millionen Einreisen aus dem Nachbarland registriert. Am Samstag kamen wieder 24.900 Menschen über die Grenze nach Polen, wie die Behörde am Sonntag per Twitter mitteilte. In die umgekehrte Richtung überquerten am Samstag 28.000 Menschen die Grenze aus Polen in die Ukraine. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden zum Großteil um ukrainische Staatsbürger. Sie reisen meist in Gebiete, die die ukrainische Armee zurückerobert hat.
Es gibt keine offiziellen Angaben, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele in andere EU-Staaten weitergereist sind. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte kürzlich, sein Land habe mehr als zwei Millionen Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen. Die beiden Staaten verbindet eine mehr als 500 Kilometer lange Grenze.
Präsident Ptuin verlieh am Tag Russlands Orden
Während Krawzow den russischen Feiertag in der Ukraine beging, zeigte sich die russische Führung erneut siegessicher in dem Krieg, der am 24. Februar begonnen hat. Kremlchef Wladimir Putin verlieh am Tag Russlands Orden. Das Land stehe geeint und der Heimat ergeben, sagte er. In Moskau gab es ein Autokorso zur Unterstützung der russischen Armee bei deren Angriffskrieg gegen die Ukraine.
(APA/Red)