AA

Ukraine-Krieg: Mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore für Kiew geplant

Für Zivilisten aus umkämpfen ukrainischen Städten sollen weitere humanitäre Korridore geschaffen werden.
Für Zivilisten aus umkämpfen ukrainischen Städten sollen weitere humanitäre Korridore geschaffen werden. ©Aris Messinis / AFP
Samstag früh waren zur Rettung der Zivilbevölkerung aus umkämpften ukrainischen Städten, nach Angaben aus Kiew, mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore geplant gewesen.
LIVE-Blog zur Ukraine am Samstag

Aus Saporischschja habe sich erneut ein Konvoi mit Hilfsgütern und Bussen auf den Weg in die belagerte Hafenstadt Mariupol gemacht, sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Es ist bereits der fünfte Versuch, die Stadt am Asowschen Meer zu erreichen. Unterdessen setzte die russische Armee ihre Angriffe fort.

Ukraine-Krieg: Mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore für Kiew geplant

Nach Angaben der ukrainischen Armee dauern die Angriffe russischer Truppen im Land weiter an. Rund um die Hauptstadt Kiew gebe es russische Offensiven an der nördlichen Stadtgrenze bei Sasymja und in südlicher Richtung bei Wyschenky, hieß es in einem in der Nacht zu Samstag auf Facebook veröffentlichten Bericht des ukrainischen Generalstabs. Diese Offensiven seien in einigen Bereichen teils erfolgreich.

Russische Einheiten wollen Stadt Tschernihiw blockieren

Um die nordostukrainische Stadt Tschernihiw aus südwestlicher Richtung zu blockieren, versuchten russische Einheiten zudem die jeweils rund 15 Kilometer entfernten Orte Mychajlo-Kozjubinske und Schestowytsja einzunehmen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Freitag gesagt, dass in Tschernihiw eine wichtige Wasserleitung durch Beschuss beschädigt worden sei. In der Folge sei die Großstadt mit knapp 280.000 Einwohnern ohne Wasserversorgung.

Marschflugkörper in Luzk, Dnipro und Iwano-Frankiwsk eingesetzt

In dem Bericht heißt es weiter, strategische Bomber der russischen Luftwaffe setzten Marschflugkörper in den Städten Luzk, Dnipro und Iwano-Frankiwsk ein. Luzk und Iwano-Frankiwsk befinden sich nördlich und südlich der Stadt Lwiw unweit der polnischen Grenze. In der Nacht zum Freitag hatte Russland seine Angriffe auf den Westen der Ukraine ausgeweitet. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Russische Militäreinheiten rücken näher an Kiew heran

Neu aufgenommene Satellitenbilder zeigten am Freitagabend offenbar, dass russische Militäreinheiten weiter näher an Kiew heranrückten und aktiv auf Wohngebiete feuerten. Das in den USA ansässige Unternehmen Maxar Technologies meldete, dass etliche Häuser und Gebäude Feuer gefangen hätten. Große Schäden seien in der Stadt Moschun sichtbar, die nordwestlich von Kiew liegt.

Humanitäre Korridore in ukrainischen Städten gescheitert

Bisher kamen die vereinbarten Korridore nie zustande. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern. Die prorussischen Separatisten brachten nach eigenen Angaben seit Freitag 217 Zivilisten aus Mariupol in Sicherheit.

Korridore für mehrere Orte in der Ukraine nordwestlich von Kiew

Wereschtschuk sagte, es gebe auch Korridore für mehrere Orte nordwestlich von Kiew, unter anderem Hostomel, Makariw und Borodjanka. Dort hat sich die russische Armee seit Tagen festgesetzt und versucht weiter, die Hauptstadt auch von Westen her zu blockieren. Außerdem gab es erneut im Nordosten des Landes Evakuierungsversuche, unter anderem aus der Stadt Sumy.

Russische Armee setzte ihre Angriffe weiterhin fort

Die russische Armee setzte nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau ihre Angriffe indes weiter fort. In der Nähe der Hauptstadt Kiew seien eine Luftwaffenbasis in Wassylkiw und das nachrichtendienstliche Aufklärungszentrum der ukrainischen Streitkräfte in Browary außer Gefecht gesetzt worden, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau mit.

Russland nahm zahlreiche Orte im Osten der Ukraine ein

Den russischen Angaben zufolge nahmen die eigenen Truppen und jene der Separatisten aus Luhansk und Donezk zudem erneut zahlreiche Ortschaften im Osten der Ukraine ein. Zu Beginn des Krieges am 24. Februar hatten die Separatisten rund 30 Prozent der Regionen unter ihrer Kontrolle. Nun sind es nach ukrainischen Angaben im Gebiet Luhansk bereits 70 Prozent. Auch das russische Militär hatte zuletzt mitgeteilt, es fehle nicht mehr viel bis zur vollständigen Einnahme des Gebietes Luhansk. Überprüfbar waren die russischen Militärangaben nicht.

Fünf Kampfdrohnen wurden abgeschossen

Wie Generalmajow Konaschenkow weiter mitteilte, wurden erneut auch fünf Kampfdrohnen abgeschossen. Insgesamt seien bisher rund 3.500 Objekte der militärischen Infrastruktur des Landes zerstört worden, darunter auch mehr als 1.000 Panzer und andere gepanzerte Militärfahrzeuge. Russland hat den Angriff auf die Ukraine unter anderem damit begründet, das Land entmilitarisieren zu wollen.

Evakuierung von Zivilisten aus belagerten Städten läuft schleppend

Die Evakuierung von Zivilisten aus umkämpften und belagerten Städten der Ukraine läuft weiter nur schleppend. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj konnten am Freitag 7.144 Zivilisten über humanitäre Korridore aus insgesamt vier Städten fliehen. Die Zahl sei deutlich niedriger als in den beiden Tagen davor. Selenskyj erhob in seiner Ansprache erneut schwere Vorwürfe gegen Russland, da es sich weigere, Menschen aus der belagerten Stadt Mariupol herauszulassen.

Lebensmittel und Medikamente werden nach Mariupol geliefert

Man werde am Samstag erneut versuchen, Lebensmittel und Medikamente nach Mariupol zu liefern, so der Präsident. Zuvor hatte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk erklärt, am Freitag seien nur rund 3.800 Menschen in Sicherheit gebracht worden, während Hunderttausende Menschen weiterhin in von russischen Truppen eingekesselten Städten wie Mariupol festsitzen.

Keine Evakuierungen in Isjum, Mariupol und Wolnowacha

Aus den nordwestlich von Kiew gelegenen Vororten Butscha, Hostomel, Worsel und dem Dorf Kosarowytschi nördlich der Hauptstadt hätten Einwohner über humanitäre Korridoren fliehen können, sagte Wereschtschuk. Keine Evakuierungen seien in Isjum, Mariupol und Wolnowacha zustande gekommen. Auch die russische Seite berichtete von erneuten Schwierigkeiten bei der Evakuierung von Zivilisten.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Ukraine-Krieg: Mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore für Kiew geplant
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen