Ukraine: Größter privater Hilfstransport startete in Hohenems

Auf dem Gelände von "AT & Co" in Hohenems herrscht reges Treiben. Paletten mit Kartons und Kisten, Plastiksäcke voller Kleidung und allerlei nützliche Hilfsgüter werden von freiwilligen Helfern auf einen LKW verladen, der gerade eingetroffen ist. Er kommt aus der Ukraine.

Roman, der LKW-Fahrer, steigt aus, er wirkt froh, endlich angekommen zu sein. Zwanzig Stunden sei er unterwegs gewesen. Von der West-Ukraine bis nach Hohenems. Er wird freudig von Anna begrüßt, die ihn schon erwartet hat. Sie ist die Obfrau des Vereins "Einig - Verein für Ukrainehilfe". Sie hat mit ihren Mitstreitern einen Hilfstransport in ihre Heimat organisiert. "Ich lebe seit zwanzig Jahren hier, erst in Deutschland und seit drei Jahren in Hohenems", erklärt sie. "Kurz vor Weihnachten haben wir den Verein gegründet und sind froh, den Menschen in der Ukraine helfen zu können.


Erst kleine Spenden
"Wir haben vor etwa einem Jahr, als der Krieg begonnen hat, mit kleinen Sammelaktionen gestartet. Mit Pkw und vollen Kofferräumen haben wir die Hilfsgüter in die Ukraine gefahren", erzählt Anna von den Anfängen. "Vor Weihnachten haben wir dann mit den Hohenemser Ärzten und Apothekern angefangen, Medikamente zu sammeln. Diese Initiative hat die Vorarlberger Industriellen auf uns aufmerksam gemacht". Die Firmen Haberkorn und Pfanner hätten daraufhin große Mengen gespendet. Auch die Caritas habe sich eingeschaltet. Die große Menge an Spenden wäre für Privatpersonen zu viel gewesen, um in das Kriegsgebiet zu transportieren. "Deswegen haben wir den Verein gegründet", erklärt Anna weiter.

Eineinhalb Tonnen, 26 Paletten
"Wir haben von den Firmen Haberkorn und Pfanner etwa 18 Paletten neue Schutzkleidung bekommen. Wirklich sehr wertvolle Sachen. Dazu kommen noch 40 Säcke an Kleidung von der Caritas. Wir haben Geld gesammelt für Strom Generatoren, davon haben wir zwei Paletten. Auch Privatpersonen haben Kleidung, Ausrüstung wie Schlafsäcke, Gaskocher und anderes gespendet. Insgesamt haben wir 26 Paletten und rund eineinhalb Tonnen Gebrauchtkleidung die wir heute in den LKW verladen", zeigt sich die gebürtige Ukrainerin begeistert. "Der Transport hat einen Gesamtwert von rund 300.000 Euro und ist damit eine der größten und wertvollsten privat organisierten Lieferungen aus Westösterreich".

Schutzkleidung für Helfer
"Wir wollen auch die Leute in der zweiten und dritten Reihe die Helfer, unterstützen. Deshalb die Schutzkleidung. Sie ist für jene gedacht, die Trümmer aufräumen, die die Energieinfrastruktur reparieren. Eben für Arbeiter, die draußen arbeiten. Sie brauchen, besonders jetzt bei Minusgraden, gute Kleidung", sagt Anna. Generell würde es in der Ukraine an allem fehlen. Das Leid der Menschen sei sehr groß. Vor allem Licht, warme Kleidung und Unterstützung für das Militär sei sehr wichtig.

"Drei Tage wie gelähmt"
Die Nachricht vom Ausbruch des Krieges war ein Schock für Anna. "Der erste Gedanke war irgendwie meine Familie rauszubringen. Meine Schwester war unterwegs zu Grenze, hat es aber nicht mehr raus geschafft. Sie musste umdrehen. Ich war drei Tage wie gelähmt. Ich konnte nichts mehr machen, wusste nicht was ich tun soll, sie ich das verarbeiten kann. Und tatsächlich, das Erste was mir geholfen hat, war um Hilfe zu bitten und Spenden zu sammeln. So haben wir wieder ins Leben zurückgefunden. Aus diesem Weg und kleinen Spenden ist mittlerweile etwas großes entstanden", erzählt Anna sichtlich stolz.

Weitere Hilfslieferungen und Projekte wie Maltherapien für Geflüchtete und ein Therapiezentrum in den Karpaten sind geplant. Hier bekommen sie alle Infos zum Verein, erfahren wie und wo sie helfen können.
(VOL.AT)