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Über die Hälfte aller PCR-Tests in Österreich werden in Wien gemacht

Mit "Alles gurgelt" ist Wien in Sachen PCR-Tests gut aufgestellt.
Mit "Alles gurgelt" ist Wien in Sachen PCR-Tests gut aufgestellt. ©Lifebrain
Während es in anderen Bundesländern immer wieder zu Problemen beim PCR-Testsystem kommt, läuft beim Wiener "Alles gurgelt" meist alles rund. Das ist beeindruckend, weil in Wien sogar mehr als die Hälfte aller PCR-Tests in Österreich gemacht werden.
Lifebrain baut Testkapazitäten aus
Einblicke ins Lifebrain-Labor

Weit über eine halbe Million aussagekräftige PCR-Tests werden derzeit täglich ausgewertet, um die Infektionen der mittlerweile dominierenden Corona-Variante Omikron zu detektieren. Die meisten werden in Wien durchgeführt, am Dienstag lag der Anteil bei über 54 Prozent. Seit Pandemiebeginn wurden in der Bundeshauptstadt 30 Prozent aller in Österreich durchgeführten Tests gemacht. Die Systeme anderer Regionen stießen in letzter Zeit, nämlich an ihre Kapazitätsgrenzen.

Fast 171 Millionen Tests durchgeführt

Seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren wurden insgesamt fast 171 Millionen Tests durchgeführt, mehr als 50 Millionen in Wien. Das liegt daran, dass dort die Testmöglichkeiten stets weiter ausgebaut wurden. Erst in der vergangenen Woche hat der Laboranbieter Lifebrain, der vor allem die "Alles gurgelt!"-PCR-Tests durchführt, seine Corona-Testkapazitäten in der Bundeshauptstadt noch weiter ausgebaut hat. In Zukunft ist eine Auswertung von 800.000 Tests täglich möglich.

Da die Zahl der Neuansteckungen wegen der Omikron-Variante weiter in die Höhe schießt, sind besonders die aussagekräftigen PCR-Tests sehr gefragt. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden wurden 841.608 Antigen- und PCR-Tests durchgeführt, der Anteil der PCR-Tests machte am Dienstag knappe 71 Prozent aus. Durch den starken Anstieg der Neuinfektionen werde laut Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gerade eine unmittelbare Anpassung der Teststrategie von der Gecko-Kommission besprochen. Dabei soll es um zukünftige Ressourcen gehen.

Testpannen in Bundesländern außer Wiens häufen sich

In den Bundesländern gab es in der Vergangenheit immer wieder Meldungen von Testpannen. Vor allem in Salzburg und in Tirol, wo die Sieben-Tage-Inzidenzen (Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner) stark angestiegen sind, ist eine funktionierende Teststrategie besonders wichtig. Einige Länder überlegen die Reaktivierung der sogenannten Wohnzimmertests, wie der Status quo der APA zeigt.

Im Bundesland Salzburg, wo die Sieben-Tage-Inzidenz mit 2.163,9 einen weiteren Höchstwert erreicht hat, gibt es aktuell keine Kapazitätsengpässe bei der Auswertung von behördlich anerkannten Coronatests, wie ein Sprecher des Landes erklärte. Innerhalb von 24 Stunden sei der Großteil ausgewertet, das Maximum liege bei 30 Stunden. Um für den zu erwartenden Peak gewappnet zu sein, werden ab Ende nächster Woche zusätzlich bis zu 80 Gemeinden (von insgesamt 119 Salzburger Gemeinden) beaufsichtigte Antigen-Tests anbieten.

Tests beim Roten Kreuz und in Apotheken funktionieren

Die behördlich anerkannten Tests sind auf einem Vier-Säulen-System aufgebaut: Es gibt die PCR-Gurgeltests für zu Hause, 14 Teststationen des Roten Kreuzes, Testungen in etwa 70 Apotheken und Tests in Drive-In-Stationen für Personen mit Corona-Symptomen, die sich bei der Hotline 1450 gemeldet haben. Bei den Teststationen des Roten Kreuzes läuft derzeit alles nach Plan. Die beaufsichtigten PCR-Gurgeltests und Antigen-Tests werden rechtzeitig ausgewertet, der durchschnittliche Wert liegt bei 20 Stunden. "In der Regel ist das Ergebnis innerhalb von 24 Stunden da", sagte Sprecherin Roberta Thanner. Die Apotheken registrieren derzeit laut einem Sprecher der Salzburger Apothekerkammer ebenfalls keine Verzögerungen bei der Test-Auswertung. Derzeit gibt es im Bundesland mehr als 200.000 Testmöglichkeiten pro Woche.

Was die Schulen im Land Salzburg betrifft, so war am Dienstag noch unklar, ob die Auswertung der Tests diese Woche besser funktioniert als in der Vorwoche. Heute am Vormittag wurde der PCR-Test an den Schulen durchgeführt. Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) hofft, dass die Ergebnisse morgen rechtzeitig an die Schulen übermittelt werden. "Es ist sehr ärgerlich, dass wir durch eine Beeinspruchung des Vergabeverfahrens einen Anbieterwechsel hatten und die Auswertung jetzt nicht funktioniert. Hier muss man ernsthaft über eine Reform des Vergaberechts nachdenken", erklärte Gutschi.

In Tirol, wo die Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile auf 1.874,7 gestiegen ist, gibt es in behördlichen Screeningstraßen, die vom Roten Kreuz betreut werden, Apotheken und bei privaten Anbietern die Möglichkeit, PCR- und Antigentests durchzuführen. Darüber hinaus wurde ein PCR-Gurgeltestsystem etabliert, das in über 400 Supermarktfilialen angeboten wird und von der Firma Novatium ausgewertet wird. "Mittlerweile wickeln wir über die Gurgeltests bis zu 15.000 Tests täglich ab und es stehen noch ausreichend Kapazitäten zur Verfügung", sagte Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab der APA. Das Land Tirol stehe derzeit mit dem Bund "in engem Austausch", ob künftig auch Wohnzimmertests wieder eingesetzt werden sollen.

Probleme beim Freitesten

Die Testergebnisse bei den Gurgeltests können laut Rizzoli "großteils in einem Zeitraum von deutlich unter 24 Stunden" geliefert werden. Wie aus einem Bericht des ORF Tirol hervorging, gab es zuletzt aber beim Freitesten Probleme. "Es gibt Verzögerungen, insbesondere bei Reinfektionen", räumte Rizzoli ein. Wenn die erste Infektion nur wenige Wochen her ist, schauen sich Epidemieärzte diese Fälle an - selbiges passiere oft beim Freitesten. Zudem sei die Eintragung in die Meldesysteme zeitaufwendig, daran werde aber gearbeitet. Hinsichtlich der Antigen- und PCR-Tests in den Schulen verwies das Land auf die Zuständigkeit des Bundes.

In Oberösterreich, wo die Impfrate mit 67,5 Prozent gültigen Impfzertifikaten am niedrigsten ist, gibt es PCR-Testangebote an den öffentlichen Teststraßen sowie im Rahmen der Aktion "OÖ gurgelt", bei der man Testkits für zu Hause bei Spar-Märkten abholen und abgeben kann. Diese gelten zwar offiziell, verfügen allerdings, um den Aufwand in Grenzen zu halten, über keine Kontrolle - man muss also nicht vor der Kamera gurgeln oder Ähnliches. Ausgewertet werden die Tests von Novogenia, bei der Übermittlung der Ergebnisse gab es zuletzt teils lange Wartezeiten und auch immer wieder Tests ohne Ergebnisse. Als Alternative bieten auch Apotheken PCR-Tests an. Antigen-Schnelltests kann man ebenfalls an den öffentlichen Teststraßen, in Apotheken und in einigen Gemeinden unter Aufsicht machen. Zuletzt haben sich angesichts der Verzögerungen bei der Auswertung die Rufe nach der Wiederanerkennung von Wohnzimmertests gehäuft, das Land fordert dies offiziell vom Bund, will von diesem aber Vorgaben.

In Niederösterreich werden PCR- und Antigen-Tests in zahlreichen Apotheken, Ordinationen und Gemeinde-Teststraßen durchgeführt. Dazu kommt das Angebot von "NÖ gurgelt" in Kooperation mit Spar sowie McDonalds. Getestet wird weiters in Betrieben. Unternehmen mit Sitz in Niederösterreich können seit kurzem auch im Rahmen des Programms "TestMA" PCR-Kits per Post liefern und zur Auswertung abholen lassen. Weiters wird in Schulen und - freiwillig - in Kindergärten getestet. Für behördlich angeordnete Testungen gibt es zehn Drive-ins, bis zu 35 mobile Teams und seit dieser Woche auch - wegen höherer Infektionszahlen durch die Omikron-Variante - neun Walk-ins.

Verzögerungen wegen vieler Infektionen

Ein Ergebnis sollte in Niederösterreich üblicherweise innerhalb von 24 Stunden vorliegen, zuletzt kam es aufgrund der höheren Anzahl an positiven Resultaten mitunter zu Verzögerungen. Sollten PCR-Tests künftig nicht überwiegend innerhalb dieses Zeitrahmens ausgewertet werden können, verfüge Niederösterreich über ein bewährtes Antigen-Test-System, hieß es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Bei Bedarf könnten etwa Öffnungszeiten von Gemeinde-Teststraßen wieder ausgeweitet werden. Wohnzimmertests werden wie in anderen Bundesländern nicht anerkannt.

In Kärnten gibt es mehrere Varianten für das Testen. Insgesamt können derzeit täglich 60.000 Tests pro Tag ausgewertet werden. Die Kapazität der Gurgeltests, die in Apotheken und knapp 100 Spar-Filialen erhältlich sind, liegt laut dem Leiter des Landespressedienstes, Gerd Kurath, bei 20.000 bis 25.000 pro Tag. Das Rote Kreuz führt die Verdachtsfalltests in den acht Bezirksstädten durch, gut 2.500 Tests pro Tag können durchgeführt werden. Dazu kommen vier mobile Testteams für nicht mobile Personen bzw. Heime, die bis zu 60 Tests täglich machen können. Ausgewertet werden die Tests vom Labor "Covid Fighters", das 10.000 Proben täglich auswerten kann.

Eine Aufstockung auf maximal 4.200 Tests täglich ist möglich, geht aber auf Kosten der Screening-Tests. Diese werden ebenfalls vom Roten Kreuz durchgeführt, hier können täglich 3.200 Tests gemacht werden, 70 Prozent sind PCR-Tests, der Rest Antigentests. Ausgewertet werden sie vom Labor Novogenia. In den Pflegeheimen sind 14.000 PCR-Tests pro Woche möglich, die Logistik läuft über das Rote Kreuz. Seit Montag gibt es in den Heimen auch Gurgeltests. Dazu kommen Testmöglichkeiten bei niedergelassenen Ärzten, 47 für Patienten mit Symptomen, 144 für Patienten ohne Symptome, wobei es hier Überschneidungen geben kann. Zu guter Letzt gibt es auch noch rund 30 Gemeindeteststraßen, wo PCR- und Antigentests möglich sind. Genaue Zahlen über die Kapazitäten gibt es nicht. In Villach etwa können laut Auskunft der Presseabteilung 2.000 Tests täglich gemacht werden. Und in den Kindergärten wurden 48.000 Lollipop-Tests ausgeliefert und 120.000 nachbestellt. In Klagenfurt werden derzeit im Schnitt 6.300 Tests täglich durchgeführt, die Kapazität liegt noch etwas höher.

Das steirische Testsystem basiert laut Land Steiermark aktuell auf drei Säulen: Tests in Apotheken, auf Teststraßen und die PCR-Heimgurgeltests. Während jene in den Apotheken vom Bund in Auftrag gegeben werden, liegen die 27 Teststraßen in den Händen des Landes. Die Abwicklung wurde an die Privatklinik Kastanienhof GmbH übertragen, die die Logistik und Auswertung der Tests erledigt. Sowohl das Ergebnis von den in den Apotheken gemachten PCR-Tests als auch jene von den Teststraßen sind im Normalfall deutlich unter 24 Stunden ausgeschickt, manchmal sogar schon unter zehn Stunden.

PCR-Test-Ergebnisse erst nach 36 Stunden

Probleme dagegen gibt es bei den Heimgurgeltests: Procomcure/Tauernklinikum wurde damit beauftragt und die wiederum haben Verträge etwa mit Handelsketten, wo die Tests eingeworfen werden können. Die Ergebnisse wurden nicht selten auch erst nach 36 Stunden ausgeschickt, das hänge aber auch damit zusammen, dass Testwillige die Proben auch erst Stunden nach dem Gurgeln einwerfen. Dennoch zeigt man sich beim Land Steiermark unzufrieden mit der Leistung von Procomcure, wie zuletzt mit rund 3.000 ausgesandten Testzertifikaten, wo es keinen entsprechenden Befund dazu gab. Hinzu kommt, dass das Unternehmen auch die Auswertung der zwei Mal pro Woche angesetzten Schul-Gurgeltests übernommen hat, auch da gab es zuletzt bekanntlich Probleme. Nun werde nur einmal pro Woche in der Schule gegurgelt, das andere Mal ein Antigentest gemacht.

Einen möglichen Teststrategiewechsel im Fall von Engpässen hin zu PCR-Tests nur noch für kritische Infrastruktur und Gesundheitsbereich sehen die Steirer kritisch. Sollte es Kapazitätsprobleme geben, sollte man wieder die Einführung der Antigen-Wohnzimmertests andenken, so der Vorschlag, wobei es aber noch Kapazitäten beim PCR-Testangebot in der Steiermark geben würde. Wie kurzfristig Antigen-Wohnzimmertests wieder hochgefahren werden können, ist Teil von Gesprächen mit der Bundesregierung. Insgesamt seien die PCR-Kapazitäten in der Steiermark gerade einmal zu 50 Prozent ausgelastet. Aber sollte die Omikron-Welle noch weiter ansteigen, könnte diese Kapazität durch Personalausfälle sehr rasch sinken. Für diesen Fall könnten die Antigen-Wohnzimmertests eine wenig personalintensive Alternative darstellen. Außerdem sollten jene Personen, die sich Heimgurgeltests abgeholt haben, diese auch nutzen und einschicken, wurde gebeten. Neben den drei "freiwilligen" Testsäulen ist auch die behördliche PCR-Testung durch das Rote Kreuz weiterhin Teil der Strategie: Menschen mit positiven Antigen- oder Gurgeltests werden zur behördlichen Testung in Drive-in-Stationen geladen, um das Ergebnis zu verifizieren. Auch diese Kapazitäten wurden vorsorglich bereits ausgebaut.

Im Burgenland gibt es die landesweite Aktion "Gurgeln daheim", nach Registrierung erhält man pro Person und Woche drei PCR-Gurgeltests, die bei Abgabestationen abgeliefert werden können. Zusätzlich besteht weiterhin die Möglichkeit, sich kostenlos in Apotheken testen zu lassen, PCR oder Antigen. Der Koordinationsstab Coronavirus verweist außerdem auf die sechs Impf- und Testzentren (BITZ). Die Tests an burgenländischen Schulen werden vom Bildungsministerium abgewickelt. In den Kindergärten besteht das freiwillige Angebot von fünf Antigentests und zwei PCR-Tests in der Lollipop-Variante. Das Ergebnis der PCR-Tests liegt normalerweise innerhalb von 24 Stunden vor. Geprüft wird derzeit die Reaktivierung von Wohnzimmertests. Die dafür benötigten personellen und technischen Ressourcen wurden bereits aufgebaut, um bei Bedarf starten zu können. Was die Omikron-Welle betrifft, orientiere man sich an den Prognosen des Bundes. Die Teststrategie werde laufend evaluiert und angepasst, hieß es zur APA.

In Vorarlberg gibt es zum einen Teststationen des Landes mit acht Standorten in den verschiedenen Regionen, wo überwachte Antigentests ebenso durchgeführt werden wie behördlich angeordnete oder Screening-PCR-Tests. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, an 172 Stellen - Apotheken und Lebensmittelmärkten - PCR-Gurgelselbsttests gratis abzuholen und zur Auswertung wieder abzugeben. Außerdem sind zur Selbstkontrolle nach wie vor kostenlose Antigentests auf den Gemeindeämtern erhältlich. Um Verzögerungen und Fehler bei der Auswertung möglichst zu minimieren, wurde vom Land ein mobiles Labor in Dornbirn eingerichtet, betrieben von der Salzburger ARGE für molekulare Diagnostik, die auch die Schultests handhabt. Nach Angaben von Landesrat Christian Gantner (ÖVP) lag die durchschnittliche Dauer der Auswertungen zuletzt deutlich unter 24 Stunden ab Probenentnahme. Engpässe wegen der Omikron-Welle erwarte er nicht, die Laborkapazitäten in Dornbirn seien notfalls ausbaufähig.

(APA/red)

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