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Tschetschenen-Mord: Zielpersonen nur Propagandamittel

Der am 13. Jänner in Wien erschossene Tschetschene Umar Israilov war Nummer 499 auf der angeblichen Zielpersonen-Liste des russischen Geheimdienstes, die auf der Rebellenwebseite "Chechenpress" im Februar 2008 veröffentlicht wurde.

Laut dem Innenministerium dürfte es sich bei dieser Auflistung nicht um jene handeln, die im Sommer 2008 bei Einvernahmen von einem Asylwerber, der sich als Geheimagent mit Mordauftrag bezeichnete, erwähnt wurde.

“Unsere Experten im Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) haben sich die Liste angesehen”, so Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia. “Ein erstes Analyseergebnis ist, dass wir die Liste nicht als ident mit der erwähnten Liste einschätzen.” Vielmehr dürfte es sich dabei um ein Propagandamittel der tschetschenischen Exilregierung gegen den pro-russischen Präsidenten Ramsan Kadyrow handeln. “Verschiedene Angaben stimmen nicht überein, aber mit hundertprozentiger Sicherheit können wir es nicht sagen”, so Gollia. Der angebliche Agent hatte von einer Liste mit 300 Todes- und Entführungskandidaten in der Kanzlei des Politikers gesprochen. Auf der Veröffentlichung im Internet befinden sich mehr als 2.500 Namen.

“Nichtsdestotrotz wird diese Liste jetzt von Experten übersetzt und analysiert”, erklärte Gollia. Überprüft werde, ob unter den erwähnten Personen in Österreich befindliche Flüchtlinge seien und ob für diese Schutzmaßnahmen notwendig wären. Derzeit könne man dazu noch nichts sagen. Ob Familienmitglieder von Umar Israilov, der als Helfer der Mörder festgenommene Otto Kaltenbrunner oder der einvernommene Asylwerber vom Sommer 2008 auf der Liste stünden, könne man ebenfalls noch nicht sagen. Insgesamt befinden sich laut APA-Recherchen vier Personen mit dem Nachnamen Israilov auf der Homepage.

Welche Rolle, die seit Februar im Internet abrufbare Liste bei der Ermordung des 27-jährigen Tschetschenen in Wien gespielt haben könnte und ob sich dadurch der Täterkreis erweitert haben, wollte Gollia nicht kommentieren. “Es wird in alle Richtungen ermittelt”, betonte er. Über die Mörder und ihre Motive könne man bisher nur Vermutungen anstellen.

Bei den Ermittlungen im Mordfall Umar Israilov gibt es bisher laut Staatsanwaltschafts-Sprecher Gerhard Jarosch keine neuen Spuren, Festnahmen oder Erkenntnisse. Spärliche Hinweise seien mittlerweile zwar eingegangen, erklärte er. Darüber gebe es aber keinerlei Auskünfte.

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