Trump rät zur Offensive – Ukraine startet Serienproduktion neuer Rakete "Flamingo"

Nach monatelangem Abnutzungskrieg in der Ukraine rät der US-Präsident Donald Trump der ukrainischen Regierung zu einem Strategiewechsel. In einem Posting auf seiner Plattform Truth Social schrieb er: "Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasors anzugreifen." Selbst mit "fantastischer Abwehr" sei kein Sieg möglich, so Trump. Es brauche eine starke Offensive – im Sport wie im Krieg.
Die Reaktion aus Kiew ließ nicht lange auf sich warten: Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass Trump mit seiner Analyse recht habe. "Dieser Krieg muss beendet werden, wir müssen Druck auf Russland ausüben", sagte Selenskyj. Putin verstehe "nichts außer Macht und Druck", so der ukrainische Präsident.
"Flamingo" – Rakete mit Reichweite bis weit hinter Moskau
Parallel zu dieser politischen Botschaft wurde in der Ukraine ein neues Waffensystem vorgestellt: Der bodengestützte Marschflugkörper mit dem Namen "Flamingo" ist laut offiziellen Angaben in der Lage, einen 1150 Kilogramm schweren Sprengkopf über eine Distanz von bis zu 3000 Kilometern zu transportieren – deutlich weiter, als die russische Hauptstadt Moskau von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Die Serienproduktion ist angelaufen. Laut ukrainischen Quellen sollen bis zu 200 dieser Raketen monatlich produziert werden.
Strategische Lage bleibt angespannt
Trotz dieser Entwicklung bleibt die militärische Lage für die Ukraine schwierig. Laut Klemens Fischer, Professor für Geopolitik an der Universität Köln, sei die Ukraine an vielen Frontabschnitten unter Druck. Russland verstärke seine Truppenbewegungen im Süden, etwa rund um Saporischschja. Eine klassische Bodenoffensive sei derzeit nicht realistisch, sagte Fischer.
Der Schweizer Militärexperte Marcel Berni von der ETH-Militärakademie sieht allerdings Potenzial in asymmetrischen Überraschungsangriffen. Diese könnten – ähnlich wie der erfolgreiche Drohnenschlag vom 1. Juni – Schaden an russischer Infrastruktur verursachen. Entscheidend sei der Überraschungseffekt: "Ein Angriff müsste aus heiterem Himmel kommen – auf verschiedenen Ebenen: Luft, Boden, Cyber."
Abhängigkeit von westlicher Unterstützung
Neben technologischen Innovationen ist die Ukraine weiterhin auf militärische und logistische Unterstützung aus dem Westen angewiesen. Zwar haben die USA zuletzt Waffen über Drittstaaten wie Europa bereitgestellt, jedoch berichtete das Wall Street Journal, dass seit dem Frühjahr keine neuen Genehmigungen für westliche Raketensysteme mehr erteilt wurden – weder für US-Waffen noch für solche anderer Länder, deren Einsatz auf amerikanischer Zustimmung basiert.
Auch bei der Truppenstärke steht die Ukraine unter Druck: Das Mobilisierungsalter wurde jüngst auf 25 Jahre gesenkt, eine weitere Absenkung wird diskutiert.
Putins Ziel bleibt die vollständige Kontrolle
Laut John Bolton, ehemaliger Sicherheitsberater von Donald Trump, strebt Wladimir Putin weiterhin eine vollständige Eingliederung der Ukraine in die Russische Föderation an. "Putin will die ganze Ukraine", sagte Bolton im Interview mit Blick. Verhandlungen würden derzeit nur geführt, um internationalen Druck abzubauen – eine tatsächliche Friedensbereitschaft sei auf russischer Seite nicht erkennbar.
Auch Militärexperte Berni hält ein baldiges Ende des Krieges für unwahrscheinlich: "Russland sieht sich auf der Gewinnerseite und wird seine Vorteile in Bezug auf Masse und strategische Geduld weiter ausspielen."
(VOL.AT)