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Trotz Corona: Wieder mehr Asylanträge in Österreich

Die Hauptflüchtlingsroute nach Norden fürh unter anderem durch Österreich.
Die Hauptflüchtlingsroute nach Norden fürh unter anderem durch Österreich. ©APA/AFP/JOE KLAMAR
Im letzten Jahr gab es trotz Corona-Pandemie wieder mehr Asylanträge in Österreich. Die Zahlen widersprechen auch dem EU-Trend, wo die Anträge um 31 Prozent zurückgegangen sind. Das Land verlassen haben im Vorjahr knapp 8.700 Flüchtlinge.

Trotz Corona-Pandemie ist die Zahl der Asylanträge in Österreich im Vorjahr zum ersten Mal seit der Flüchtlingskrise wieder gestiegen, und das immerhin um rund zehn Prozent. Das geht aus der Jahres-Asylstatistik vor, die vom Innenministerium am Donnerstag in einer Pressekonferenz präsentiert wurde. Dies ist "völlig gegen den EU-Trend", wie der zuständige Beamte Wolfgang Taucher betonte. Denn in der Union gingen die Zahlen 2020 um 31 Prozent zurück.

Dennoch betonte Taucher, dass Österreich derzeit kein Ziel-1-Land für Flüchtlinge sei. Viele würden bei der Durchreise in Richtung Deutschland oder Nordeuropa aufgegriffen. Insgesamt suchten 14.192 Personen in Österreich um Asyl an.

Hauptrouten führen durch Österreich

Der ansteigende Trend lässt sich laut Gruppenleiter Taucher mit der geographischen Lage Österreichs und den aktuellen Hauptrouten erklären. Auch die Balkan-Staaten Rumänien und Bulgarien sowie Kroatien hätten höhere Zahlen zu verzeichnen.

Geändert hat sich seit der Pandemie die Nationalität der Schlepper. Waren bis dahin Gruppen wie Afghanen, Pakistanis und Iraker führend, würden nun vermehrt Syrer, aber auch Österreicher und sogar Niederländer ertappt, betonte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität.

Meisten Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Marokko

Top-Nationen bei den Asylwerbern sind unverändert Syrer und Afghanen. Überraschend und auch nicht zu erklären sei das Plus von 355 Prozent bei den nun drittplatzierten Marokkanern, betonte Taucher. Dabei habe diese Gruppe eine Anerkennungswahrscheinlichkeit von nur einem Prozent. Daher sind Marokkaner wie auch Algerier und Inder besonders häufig in die verstärkt angewendeten Fast-Track-Verfahren involviert worden, wo innerhalb von 72 Stunden eine erste Entscheidung gefällt wird.

Insgesamt haben im Vorjahr knapp 8.700 Flüchtlinge das Land verlassen. Knapp mehr als die Hälfte (51 Prozent) ist freiwillig ausgereist. Der Rest wurde zwangsweise außer Landes gebracht. Die meisten Abschiebungen gab es in die für das jeweilige Verfahren zuständigen Nachbarländer Slowakei und Ungarn. Unter den Top-10 finden sich aber auch Nigeria und Afghanistan. Hervorgehoben wird vom Innenministerium, dass von den Abgeschobenen 54 Prozent verurteilte Straftäter sind.

Verfahren dauern nicht mehr so lange

Zufrieden ist Taucher damit, dass die Verfahrensdauer trotz aller Umstände mit der Pandemie kurz gehalten werden konnte. Sie lag für Verfahren mit Asylantrag seit Juni 2018 bei 3,9 Monaten. Offen sind noch rund 21.000 Verfahren, davon etwa 15.000 bei den Gerichten. In der Grundversorgung befanden sich Ende 2020 knapp 26.700 Personen und damit 14 Prozent weniger als im Jahresvergleich.

Zuerkennungen gab es 2020 12.633, die meisten davon Asyltitel mit 7.710. Der Rest der positiven Bescheide betraf subsidiären Schutz oder humanitäre Aufenthaltstitel. Besonders gute Chance auf Asyl haben weiter Syrer, wo mehr als 78 Prozent der Anträge positiv beschieden werden. Fast zwei Drittel der Anträge anerkannt werden bei Somalis und Iranern. Bei Afghanen bekommt nur knapp die Hälfte Asyl, dafür erhalten Bürger dieses Landes in absoluten Zahlen besonders oft subsidiären Schutz.

(APA/red)

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