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Tretboot & Tadel: Haben Bootsvermieter am Bodensee ein Imageproblem?

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
Von außen wirkt es am Bregenzer Seeufer aktuell wie Urlaubsidylle pur: Boote schaukeln auf dem See, es wird flaniert – doch unter der Oberfläche brodelt es. Bootsvermieter am Bodensee berichten von Stress, Frust und unfairen Google-Kritiken. VOL.AT hat nachgefragt – und erstaunlich offene Antworten erhalten.

Der Bodensee zieht Jahr für Jahr Tausende ans Ufer. Wer dem Trubel entfliehen will, greift zum Ruder oder startet elektrisch durch. Doch statt Entspannung herrscht bei manchen Bootsvermietern dicke Luft. Vor allem in Lindau hagelt es Online-Kritik – und auch in Bregenz bleibt der Ärger nicht aus. Woran liegt’s?

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Die pure Idylle herrscht augenscheinlich am Bregenzer Seeufer.

Wer sich durch die Bewertungen der Bootsverleihe klickt, stößt auf eine wilde Mischung aus Lob und Frust. In Lindau ist die Lage besonders heikel: Eine Bewertung nach der anderen beklagt unfreundliches Personal, fehlende Sicherheitsunterweisungen oder marode Boote. Durchschnitt: zwei Sterne.

In Bregenz sieht es auf den ersten Blick besser aus – doch auch hier gibt es wiederkehrende Beschwerden: zu wenig Schatten auf dem Boot, keine Kartenzahlung, barscher Ton. Der See mag spiegelglatt sein – die Stimmung ist es nicht.

Aktuell sind in Bregenz aufgrund des wenigen Wassers nur Tretboote zu haben. ©Strobel/VOL.AT

Nachfrage vor Ort

VOL.AT hat direkt mit einem Bootsverleiher in Bregenz gesprochen. Seit Kurzem ist wieder geöffnet – vorerst mit Tretbooten, denn das Niedrigwasser macht den Motorbetrieb schwierig. Im Gespräch wird schnell klar: Die Betreiber fühlen sich oft falsch dargestellt.

„Da kommen Gruppen, nehmen zwei Boote, spritzen sich gegenseitig nass oder fahren mit zwei Booten gegeneinander. Und wenn man etwas sagt, gibt’s gleich eine schlechte Bewertung“, erzählt ein Mitarbeiter. Viele wüssten nicht, wie man sich auf dem Wasser zu verhalten habe. „Es kommen immer wieder solche Leute, oft sind es die Jungen“, so der Mann vom Bootsverleih.

Ein Ideales Beispiel dafür, wie die unterscheidlichen Wahrnehmungen hier aufeinander prallen. ©Google Screenshot/VOL.AT

Was tun bei ungerechter Kritik?

Auch bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg kennt man die Problematik. Die Empfehlung der Rechtsabteilung ist klar: Zunächst sollte man sich direkt an die Plattform wenden und um Löschung der Bewertung bitten. Bleibt diese Maßnahme erfolglos, sei eine Unterlassungsklage das nächste mögliche Mittel – notfalls bis hin zur gerichtlichen Auseinandersetzung.

Daneben rät die Wirtschaftskammer aber auch zu einem niederschwelligen Zugang: „Ich persönlich würde empfehlen, direkt auf die Bewertung zu antworten und den Sachverhalt sachlich darzustellen“, so Daniela Vonbun-Häusle von der Wirtschaftkammer Vorarlberg. Eine transparente und respektvolle Kommunikation könne oft Missverständnisse klären oder Gäste zur Rücknahme bewegen.

Wenn Online-Urteile zum Risiko werden

Der Frust über ungerechte Bewertungen sitzt tief. Denn: Was einmal auf Google steht, bleibt – und prägt das Bild. Manche Betreiber reagieren überhaupt nicht mehr, andere kommentieren tapfer jede Kritik. Der Bodensee bleibt ein Sehnsuchtsort – und Bootsverleiher sind ein fester Teil dieser Sommerromantik. Doch wenn zwischen Paddel und Bewertung der Ton kippt, ist nicht nur der See aufgewühlt. Vielleicht braucht es auch auf dem Wasser wieder mehr Verständnis – auf beiden Seiten.

(VOL.AT)

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