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Trennung siamesischer Zwillinge

Die vierjährigen Schwestern Maliyah und Kendra Herrin lieben ihre Barbie-Puppen, doch seit einigen Wochen spielen sie mit eigens für sie angefertigen Zwillingspüppchen, die verwachsen sind.

Mit einer Schere dürfen die siamesischen Zwillinge „operieren“ und die Puppen voneinander trennen. Spielerisch sollen sie auf den Eingriff vorbereitet werden, der ihnen selbst bevorsteht.

Die Mädchen aus dem US-Bundesstaat Utah sind von Bauch bis Hüfte miteinander verwachsen und leben in einer engen Umarmung. An diesem Montag will ein Team von 35 Ärzten und Helfern den riskanten chirurgischen Eingriff wagen. Mindestens 14, möglicherweise 36 Stunden soll die Operation im Primary Children’s Medical Center in Salt Lake City dauern.

Für die fünffache Mutter Erin Herrin war es eine „sehr schwierige Entscheidung“. „Ich mag sie so, wie sie sind, aber ich weiß, dass sich jedes Kind sein eigenes Leben wünscht“, sagte sie der Zeitung „Deseret Morning News“. Maliyah und Kendra haben zusammen nur zwei Beine. Sie teilen sich eine Niere, eine Leber und den Dickdarm. Jedes Kind soll ein Bein und später eine Prothese bekommen. Kendra darf ihre Niere behalten, Maliyah muss sofort an die Blutwäsche angeschlossen werden. Läuft die Trennung nach Plan, so soll das Mädchen wenige Monate später eine Spenderniere – möglicherweise von seiner Mutter – erhalten.

Weil Dialyse und Nierentransplantation bei Babys riskant sind, zögerten die Ärzte die Trennung der beiden Mädchen so lange hinaus. Die meisten siamesischen Zwillinge werden im ersten Lebensjahr operiert. Im Herbst 2004 machte die Trennung der am Kopf verwachsenen Mädchen Lea und Tabea aus Lemgo in Nordrhein-Westfalen Schlagzeilen. Nur Lea überlebte den 30-stündigen Eingriff in einem amerikanischen Krankenhaus. Im Jahr zuvor war die Trennung der iranischen Schwestern Ladan und Laleh tödlich verlaufen. Es war der weltweit erste Versuch, an den Köpfen zusammengewachsene Zwillinge im Erwachsenenalter chirurgisch zu trennen. Die Operation galt von Anfang an als hoch riskant.

Maliyah und Kendra sind nach Angaben der Ärzte in Salt Lake City gesund. Zur Vorbereitung wurden sie seit Juni mehrere Male operiert, um ihre Haut mit Silikonexpandern zu dehnen. Diese Hautstücke sollen dann beim Schließen der Schnittwunden helfen. „Wir haben ihnen viel erklärt und sie scheinen den Vorgang gut zu verstehen“, sagt ihr Vater Jake. Auf der Familienwebseite erfährt man, dass die dunkelblonden Mädchen wie „beste Freundinnen“ gern herumtollen, mit vereinten Kräften aufstehen, Treppen hochklettern und mit einem Hilfsgerät laufen können.

Jedes Kind habe eine eigene ausgeprägte Persönlichkeit entwickelt, versichern die Eltern. „Sie reden mehr davon, später einmal unabhängig voneinander zu leben“, erzählt der Vater. Fürs erste haben sie noch viele normale Kinderwünsche: Fernsehberichten zufolge freuen sich die Mädchen auf ihr erstes Fahrrad und allein im eigenen Bettchen schlafen zu können.

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