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Trauerfeiern, Proteste, Spenden und Schweigen für Floyd

Pastor Al Sharpton hielt Trauerrede für Floyd
Pastor Al Sharpton hielt Trauerrede für Floyd ©APA (AFP/Getty)
Acht Minuten und 46 Sekunden Schweigen: Mit einer emotionalen Trauerfeier in Minneapolis ist an den bei einem Polizeieinsatz in der US-Großstadt getöteten Afroamerikaner George Floyd erinnert worden.
Proteste nach Tod von George Floyd
50.000 Menschen bei Demo in Wien
Das sagen Augenzeugen

An der Zeremonie an der Universität North Central nahmen Angehörige, Freunde und Persönlichkeiten wie Bürgerrechts-Ikone Jesse Jackson teil. Ein goldener Sarg mit Floyds Leichnam war aufgebahrt.

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"Mehr Weiße als Schwarze" bei Protesten

Der Anwalt der Familie Floyd, Ben Crump, sagte, der 46-Jährige sei nicht an der Coronavirus-Pandemie gestorben. "Die andere Pandemie, die uns in Amerika allzu bekannt ist, die Pandemie des Rassismus und der Diskriminierung, hat George Floyd getötet." Die Trauerrede hielt der bekannte Pastor und Bürgerrechtler Al Sharpton. Er sagte, der Fall Floyd stehe sinnbildlich für die jahrhundertelange Unterdrückung von Schwarzen in den USA. Die Weißen hätten immer schon "ihr Knie auf unseren Nacken" gedrückt. Die weltweiten Proteste würden aber zeigen, dass die Zeit für Veränderung gekommen sei. Es sei bemerkenswert, dass es bei manchen Protesten unter den Teilnehmern "mehr junge Weiße als Schwarze" gegeben habe.

Nach Sharptons Rede hielten die Teilnehmer der Zeremonie genau acht Minuten und 46 Sekunden lang schweigend inne - so lange hatte ein weißer Polizist sein Knie in Floyds Nacken gedrückt, trotz aller Bitten des 46-Jährigen, ihn atmen zu lassen. Dem Polizisten wird nun "Mord zweiten Grades" zur Last gelegt, auch die drei weiteren an der Festnahme beteiligten Polizisten wurden entlassen und festgenommen. Floyd war festgenommen worden, nachdem er mutmaßlich mit Falschgeld Zigaretten gekauft hatte. Sein in einem Handyvideo festgehaltener Tod löste in den USA und auf aller Welt Entsetzen und Empörung aus und führte zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.

50.000 Menschen bei Kundgebung in Wien

Einen enormen Zulauf gab es bei der "#BlackLivesMatter"-Kundgebung am Donnerstagnachmittag in Wien. Laut Polizei versammelten sich rund 50.000 Menschen bei der Demonstration. "Black lives matter!", "No justice, no peace!" und "I can't breathe" ertönte es am Platz der Menschenrechte in Wien lautstark. Auch auf einem Begleitfahrzeug der Polizei war in Blinkschrift "'BlackLivesMatter" zu lesen. "Wir sind müde, wir sind wütend und wir haben Angst, aber wir sind hier", rief Marie Noel, die die Kundgebung moderierte.

Prominente aus aller Welt zeigten sich erschüttert über Floyds Tod. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von "Mord". Herzogin Meghan meinte, was zuletzt in den USA passiert sei, sei "absolut verheerend". Rapper Kanye West kündigte eine Millionenspende für schwarze Opfer von Gewalt an. West wolle die Familien von Floyd, und der im Februar und März durch Schüsse getöteten Afroamerikaner Ahmaud Arbery und Breonna Taylor mit zwei Millionen Dollar unterstützen, berichtete der Sender CNN. West habe auch einen Ausbildungsfonds für die sechsjährige Gianna Floyd eingerichtet, um die Schulausbildung der jüngsten Tochter des getöteten Afroamerikaners zu finanzieren. Bei einer anderen Spendenkampagne für das Mädchen sind bereits mehr als 1,5 Millionen US-Dollar (1,33 Mio. Euro) zusammengekommen.

"Bin stolz auf die Proteste"

Bei einer Gedenkfeier in New York bedankte sich Floyds jüngerer Bruder Terrence Floyd für die allgemeine Anteilnahme. "Ich danke Gott dafür, dass ihr alle meinem Bruder so viel Liebe zeigt." Hunderte Menschen waren in Brooklyn zusammengekommen und zogen mit Plakaten und Sprechchören Richtung Manhattan. "Ich bin stolz auf die Proteste, aber ich bin nicht stolz auf die Zerstörung", sagte Terrence Floyd. Die andauernden Demonstrationen in Amerika laufen weitgehend friedlich ab, es gab aber auch Gewalt und Plünderungen. Auch New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sprach bei der Gedenkveranstaltung. George Floyd dürfe nicht umsonst gestorben sein, meinte er. "Wir müssen friedliche Veränderungen vornehmen."

Floyds Leichnam soll am kommenden Dienstag in Houston im Bundesstaat Texas beigesetzt werden, wo er aufgewachsen war. Zuvor sind in verschiedenen Städten weitere Trauerzeremonien geplant.

(APA/dpa/ag.)

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