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Trauer um Austro-Popper Georg Danzer

Der an Lungenkrebs er­krankte Künstler ist am Donnerstag in Wien im Alter von 60 Jahren gestorben.  |  Kondolenzbuch | Gedenkminute

„Jö schau“: Wer bei diesen zwei Worten nicht an einen nackten Besucher im Cafe Hawelka denkt, ist entweder sehr jung oder Verweigerer österreichischer Popmusik. Mit dem gleichnamigen Song hat Georg Danzer ein Stück Austropop-Geschichte geschrieben, und die 40 Alben seiner Karriere haben ihn zu einer fixen, viel geachteten Größe der heimischen Musikszene gemacht. Gestern, Donnerstag, ist Danzer 60-jährig an einer Lungenkrebserkrankung gestorben.

Diese Erkrankung war im Juli 2006 diagnostiziert worden. Schon zuvor hatte Danzer für sein letztes Album „Träumer“ Songs – etwa „Mei Aschen“ oder „A letztes Lied“ – geschrieben, die sich mit Abschied und Sterben beschäftigten. „So Sätze wie ’Genügend Mut und Würde/Wanns amoi ans Sterben geht’ (in „Alles was I brauch“, Anm.) schreibt man vielleicht doch nicht so ungefähr. Andererseits ist ein Satz wie dieser in einem Lied von mir prinzipiell immer möglich, egal ob man mit 70, 80 oder 90 stirbt“, hatte Danzer im Gespräch mit der APA gesagt.

Danzer wurde am 7. Oktober 1946 in Wien geboren. Mit dreizehn beginnt er nicht nur zu rauchen, sondern auch Gitarre zu spielen. Seine erste Single, „Vera“, erscheint 1968. Erfolge feiert Danzer jedoch zuerst als Songschreiber für Wolfgang Ambros, Marianne Mendt oder Wilfried. Die Single und gleichnamige LP „Tschik“ sorgen für Aufmerksamkeit, und nach den weiteren LPs „Honigmond“ und „Der Tätowierer und die Mondprinzessin“ veröffentlicht Danzer einen Song, der bis heute nachwirkt: Die Hawelka-Hymne „Jö schau“ erscheint 1975 und wird im Jahr darauf vergoldet.

Das Lied brachte neben Danzer auch dem Cafe bisher unerreichte Bekanntheit – und der Legende nach nicht nur Freude bei der Kaffeehausbesitzerin Josefine Hawelka und Danzer. Doch Danzer widersprach: „Das glaub’ ich nicht. Nach dem ersten Hunnensturm, wo in Bussen die Leute aus der Provinz gekommen und mit Gummistiefeln durch das Lokal gewandert sind, hat sich der Rummel wieder gelegt. Wann immer ich ins Hawelka kam, war Frau Josefine ausnehmend nett zu mir“, sagte der Sänger in einem APA-Interview.

Jahre in Deutschland folgen: Dort formiert sich die Danzer-Band, entsteht der „Wixerblues“ und das „Morgenrot“ von Danzers Karriere. 1980 nimmt auch Österreich wieder Notiz vom „neuen“ Danzer, der sich zunehmend als Songschreiber profiliert. Ausverkaufte Live-Tourneen, gut ankommende Plattenveröffentlichungen („Ruhe vor dem Sturm“), private Veränderungen (Scheidung von seiner ersten Frau Dagmara) und finanzielle Troubles nach dem Untertauchen seines Managers sowie, für die Produktion von „Weiße Pferde“, eine neue Band bestimmen die folgenden Jahre. Nachdem die Plattenfirma den Vertrag nicht verlängert, zieht Danzer nach Hamburg und widmet sich dort Übersetzungen aus dem Spanischen.

1990 ist Danzer öfters „Wieder in Wien“, wie auch die damals erscheinende LP und Tour heißt, bevor er 1994 wieder ganz hierher übersiedelt. Theaterauftritte, Buchveröffentlichungen und einen Ausflug ins englischsprachige Liedgut gibt es rund um den 50er im Jahre 1996. Im Jahr darauf steht Danzer erstmals mit Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros als „Austria 3“ auf der Bühne, eine Erfolgsstory folgt, die erst heuer mit der Auflösung der Austropop-Supergroup ihr Ende fand.

Danzer schrieb in Folge Drehbücher, engagierte sich für „SOS Mitmensch“, veröffentlichte Longplayer wie “13 schmutzige Lieder“, „Persönlich“ oder das in den USA aufgenommene „Von Scheibbs bis Nebraska“ (die Danzer zum „Ehrenscheibbser“ werden ließ) und, zuletzt, „Träumer“.

Bei den Aufnahmen zu „Träumer“ im Juni 2006 hat er sich matt gefühlt, „ich hatte das Gefühl, ich arbeite zuviel, schlafe zu wenig. Ich war erschöpft und überarbeitet und wusste nicht warum“, schilderte der Austropop-Barde gegenüber der APA. „Ich habe mir gedacht: Georg, du wirst alt. Damit musst du dich abfinden. Dass in mir eine Krankheit schlummerte, war mir nicht bewusst.“

Im April 2007 ließ sich Danzer noch einmal auf der Bühne feiern – sein Auftritt in der Wiener Stadthalle wurde zum Fest des Austropops. Und nun hat sich bestätigt, was so viele der bereits bei Danzers Auftritt im Stehen applaudierenden Zuseher gefürchtet haben – es war ein Abschied von einer Austropoplegende.

Mehr zu seinem Leben & Wirken

Seine Hits

“Jö Schau”, “Hupf’ in Gatsch”, “Weiße Pferde”, “Der legendäre Wixerblues” sind nur einige der Hits, die der Liedermacher während seiner 400 Lieder umfassenden Schaffensperiode veröffentlicht hat. In den letzten Jahren machte er insbesondere durch sein Mitwirken an Austria3 und durch sein umstrittenes Album “13 schmutzige Lieder” von sich reden. (Quelle: Wikipedia)

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