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Transplantationspatienten: Demo am Wiener Stephansplatz

Das Wiener AKH stand zuletzt in Kritik.
Das Wiener AKH stand zuletzt in Kritik. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Rund 25 Transplantationspatienten zeigten heute am Wiener Stephansplatz Solidarität mit dem AKH, das zuletzt in den Medien kritisiert wurde.
Vorwürfe gegen Wiener AKH
Chirurg meldet sich zu Wort

Eine außergewöhnliche Kundgebung fand Mittwochmittag am Wiener Stephansplatz statt. Rund 25 Transplantationspatienten nahmen an der Demonstration teil. In den vergangenen Tagen wurden in Medien Vorwürfe gegen das Lungentransplantationszentrum von MedUni Wien/AKH geäußert. Die Betroffenen fanden sich zu einer "Vertrauens-Kundgebung" ein.

"Wir lassen uns das österreichische Transplantationswesen durch denunzierende Medien nicht kaputt machen. Wir wollen ein Zeichen setzen - ein Zeichen unseres Vertrauens in das System und in unsere Ärzte!", sagte Thomas Tost, selbst Transplantationspatient und Vorsitzender des Österreichischen Verbandes der Herz- und Lungentransplantierten, gegenüber der APA.

Wirbel um Lungentransplantation

Das Wiener AKH sah sich vor knapp zwei Wochen plötzlich mit Medienvorwürfen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen Regeln bei Lungentransplantationen konfrontiert. Dabei ging es um eine schwerstkranke griechische Patientin, die im Rahmen einer Kooperation zum Aufbau eines Lungentransplantationszentrum in Griechenland wegen der Komplexität des Falles Anfang Oktober doch noch in Wien operiert worden war. Ein griechisches Spenderorgan war zuvor via Eurotransplant-Organisation (Leiden) angemeldet worden, die Wiener Chirurgen hatten dieses binnen kurzer Zeit zugesprochen erhalten. Medien kritisierten vor allem die Schnelligkeit dieser Abläufe. Die 47 Jahre alte Patienten hatte laut Hintergrundinformationen aber bereits monatelang auf eine Transplantation gewartet und befand sich in einer gesundheitlich schwierigen Situation.

Eurotransplant gab am vergangenen Freitag schließlich eine Presseaussendung heraus, in der jede Verantwortung für die Medienvorwürfe gegen das Lungentransplantationszentrum von MedUni Wien und AKH unter Leitung des Chefs der Universitätsklinik für Chirurgie, Walter Klepetko, zurückgewiesen wurde: "Eurotransplant weist neuerlich darauf hin, dass die Organisation die Medienpublikationen und die in ihnen gezogenen Schlussfolgerungen nicht initiiert hat."

Eurotransplant: Korrekter Vorgang

"Eurotransplant hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Frage der Organzuteilung (für die griechische Patientin; Anm.) korrekt im Einklang mit dem Eurotransplant Manual gemäß den Informationen über Spender und Empfänger abgelaufen ist, die Eurotransplant erhalten hatte", hieß es in dem Statement weiter. Spenderorgane von außerhalb der Eurotransplantländer würden in den Eurotransplant-Pool eingespeichert und stünden dann kompetitiv zwischen den angeschlossenen Zentren zur Verfügung.

Klepetko und sein Team haben in Wien in den vergangenen 30 Jahren eines der weltweit größten und ausgesprochen erfolgreiches Zentren für Lungentransplantationen aufgebaut. "Sie haben in diesen Jahren knapp 2.000 Patienten, die ohne diesen großen Eingriff verstorben wären, lungentransplantiert und ihnen damit das Leben gerettet", hieß es am Mittwoch vonseiten der Organisatoren der Demonstration. Diese Erfolge sollten nicht gefährdet werden.

Skandale in Deutschland

"Wir stehen auch den Kooperationen mit unseren süd- und osteuropäischen Nachbarn positiv gegenüber. Auch in diesen Ländern gibt es Menschen die Transplantationen brauchen - diese Menschen verdienen genauso wie wir die Chance auf ein zweites Leben", stellte der Patientenverband fest.

Der Vorsitzende des österreichischen Transplantationsbeirates, Michael Zink, hatte Freitagnachmittag unter anderem gegenüber der APA erklärt, dass man über die Medienberichterstattung "sehr entsetzt" gewesen sei: "Wir halten das für ausgesprochen gefährlich. In Deutschland liegt das Transplantationswesen wegen Skandalen darnieder. Für Österreich einen Skandal zu konstruieren, den es nicht gibt, das ist nicht gut und sehr gefährlich." Laut den offiziellen Berichten des Beirates hat Österreich hat zwischen 2009 und 2018 jährlich zwischen 28 und 81 Spenderlungen mehr bekommen als sie ausländischen Patienten implantiert wurden. "Das waren insgesamt 557 Organe mehr und immer eine für Österreich positive Bilanz", sagte Zink. Eine unabhängige internationale Expertengruppe soll die Abläufe in noch einmal klären.

(APA/red)

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