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Tour-Aus für Froome - Etappensieg für Boom

Lars Boom im Ziel von harter Etappe gezeichnet
Lars Boom im Ziel von harter Etappe gezeichnet
Das Sturz-Drama um Chris Froome, die erstaunliche Gala-Vorstellung des Spitzenreiters Vincenzo Nibali und der bravouröse Solosieg von Lars Boom haben die dramatische fünfte Etappe der Tour de France gekennzeichnet. Am Mittwoch um 15.45 Uhr war die 101. Frankreich-Rundfahrt für Froome beendet und sein Traum vom zweiten Tour-Sieg in Serie ausgeträumt.


Nach zwei Stürzen konnte der schmächtige britische Radfahrer nicht mehr weiter und stieg 66,8 Kilometer vor dem Ziel kopfschüttelnd mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Wagen seines Sky-Teams.

Zwei Stunden später jubelte Tagessieger Boom aus den Niederlanden als Solist nach der 155,5 Kilometer-Tortur im Dauerregen auf aufgeweichtem Paris-Roubaix-Terrain. Der Fahrer vom Team Belkin siegte vor dem Dänen Jakob Fuglsang, Vorjahressiebenter der Tour und 2012 Gewinner der Österreich-Rundfahrt, und Nibali (beide Astana).

Der eigentliche Berg- und Abfahrt-Spezialist Nibali baute seinen Vorsprung gegenüber seinen direkten Konkurrenten im Gesamtklassement aus und nahm seinem jetzt vermeintlich härtesten Rivalen um den Gesamtsieg, Alberto Contador aus Spanien, rund zweieinhalb Minuten ab. Nebenbei düpierte der Sizilianer auch die Spezialisten um den dreifachen Paris-Roubaix-Sieger Fabian Cancellara.

Die Organisatoren wollten das große Drama – und sie bekamen es. Viele Profis hatten vor dem Klassiker-Parcours inmitten einer Drei-Wochen-Tour gewarnt und von Unverantwortlichkeit gesprochen. Tony Martin hatte zu den größten Skeptikern gezählt und seine Kritik (“Spiel mit der Gesundheit”) auch laut geäußert. Ebenso wie Froomes österreichischer Teamkollege Bernhard Eisel.

“Er hat schon richtig Schmerzen. Wenn es eine normale Etappe wäre, würde keiner jammern, aber eine Pflasteretappe, das ist die Hölle”, meinte der Steirer vor dem Etappenstart im Gespräch mit der APA über Froome. Regen sei das Letzte, was man auf einem solchen Abschnitt wolle. Eisel beendete den schwierigen Tagesabschnitt 3:53 Minuten hinter dem Sieger als 53 und liegt auf dem 90.Gesamtrang.

Der ohnehin von seinem Crash am Vortag gezeichnete Froome stürzte zwei Mal. Er blutete am Knie und am Gesäß, seine am Vortag geprellte Hand steckte in einer Manschette. Froome erlitt nach einer ersten Diagnose Prellungen an Ellenbogen, Hüfte und Handgelenk sowie schwerwiegende Hautabschürfungen.

Froome hat keinen anderen Weg gesehen, als nach seinen Stürzen aus der Tour de France auszusteigen. “In Anbetracht des Zustands meiner Hand und der Bedingungen, war es unmöglich, mein Rad zu kontrollieren”, erklärte der 29-jährige Rad-Star am Mittwoch. “Natürlich bin ich jetzt stark enttäuscht.”

Sein Rennstall Sky hat in rascher Entscheidung Richie Porte als neuen Team-Leader eingesetzt. Mit dem Australier als neue Speerspitze hat Team-Manager Dave Brailsford die Aussicht auf den dritten Tour-Gewinn von Sky in Folge noch nicht aufgegeben. “Richie hat bisher gute Figur gemacht. Und der Kampf in den Bergen liegt noch vor uns. Richie hat Kletterqualitäten.”

Porte war schon beim heurigen Giro d’Italia als Sky-Kapitän vorgesehen gewesen, musste seine Nennung aber vor dem Auftakt zurückziehen. Aktuell liegt “der neue Chef” auch des Steirers Bernhard Eisel 1:54 Minuten hinter dem führenden Italiener Vincenzo Nibali auf Rang acht. Eisel ist wie der Brite Geraint Thomas schon am Mittwoch für Porte gefahren. “Beide haben bei den nassen und rutschigen Bedingungen einen unglaublichen Job gemacht”, sagte Porte.

Jetzt sieht er seine Chance jedenfalls gekommen: “Ich habe nun die Gelegenheit, so weit nach vorne wie möglich zu kommen. Nachdem ich durch die Etappen zwei und fünf gekommen bin, schaue ich nur nach vorne, auf die Bergetappen.” Er vergaß aber auch nicht, Froome zu erwähnen. “Der Ausfall von Chris ist ein massiver. Aber er wird nächstes Jahr hungriger denn je zurückkommen.”

Durch Froomes Aufgabe bleibt Miguel Indurain der bisher letzte Fahrer mit zwei Tour-Siegen en suite. Dem Spanier gelang das 1994 und 1995.

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