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TOSCANA. Bilderrahmen für die Seele

TOSCANA: Bilderrahmen für die Seele

Schlanke Zypressen, Fresken einer toskanischen Adelsfamilie und viel Wein in Rot!

Die Toskana ist die Toskana und die Südsteiermark ist die südliche Mark, es gibt ja auch kein norwegisches Salzkammergut, stellt max von merlot wieder einmal fest. Denn die hagere idyllische Landschaft und jene kulinarischen Höhenflüge sind seit Generationen ein Fluchterholungsort für Bonvivants und Querdenker mit dem Drang zu flüssigen Genussfolgen in Rot, Lamm, Oliven und der herrlich frischen Pasta.
Diese Landschaft heilt jede „Seele”, hat Isabella ins Gästebuch geschrieben. Tatsächlich wirkt sie beruhigend: Die grüne Symmetrie aus Zypressen, Hügeln und Olivenhainen, in die ocker- und marillefarbene Anwesen und Kirchlein hineingetupft sind, umweht eine Aura von Ewigkeit.


Wie Bilderrahmen öffnen die Fenster den Blick auf eine Idylle, in der sich Erschütterungen des Gemüts relativieren – weil hier seit Jahrtausenden Menschen leben und arbeiten, lieben und sterben. Und zwischendurch Wein trinken. Das gehört noch immer dazu: kein Haus, das auf sich hält und nicht seinen eigenen Wein herstellte. Und möglichst auch sein eigenes Olivenöl.
So ist es auch hie, im Castello del Nero. Unter dem Uhrenturm erstreckt sich groß wie ein Fußballfeld die Terrasse, die eine Farbe flüssigen Honigs hat und jegliche Wärme des Tages speichert. Auf ihr arrangieren sich die Gäste abends zu Tableaus, die aussehen wie Hochglanzbilder aus einem italienischen Kochbuch. An langen, massiven Holztischen tafeln und trinken sie bei Kerzenlicht, während die Landschaft in Pastellfarben aufleuchtet, bevor sie in der Dunkelheit versinkt.

„Wir sind endlich da”, seufzt ein erleichterter Amerikaner als Trost. Mit Frau und vier Kindern im Teenageralter stößt er darauf an, und man merkt, dass sich alle sechs lange auf diesen Abend gefreut haben. Auch an den anderen Tischen haben sich größere Runden zusammengefunden. Gang um Gang wird aufgetragen, Flasche um Flasche entkorkt. Die Uhr des Turms geht schon lange nicht mehr. Ja klar, könnte man sie reparieren lassen, erklärt Angela, die gute Fee des Anwesens. Aber sie versinnbildliche den Anspruch des Hauses, dass für den Gast während seines Aufenthalts die Zeit stillstehen möge. Auch das trägt womöglich zur Erholung der Seele bei.
900 Jahre alte Fresken. Die Adelsfamilie del Nero ließ sich das Schlösschen im 12. Jahrhundert als Landsitz erbauen. Viele ihrer Mitglieder waren in weltlichen und geistlichen Führungspositionen im nahen Florenz tätig. Muße, Besinnung und Erholung fanden sie in ihrem Schlösschen über dem an der alten Handelsstraße von den Alpen nach Rom gelegenen Dorf Tavarnelle Val di Pesa. Im 19. Jahrhundert erwarb es die nicht minder aristokratische Familie Torrigiani und ergänzte Fresken und Wappen der Vorbesitzer durch ihre eigenen.


Seit Juni 2006 erst ist das Castello ein Hotel. Fünf Jahre bürokratischer Vorarbeit sowie zwei Jahre vorsichtiger Restaurierung – im ersten Stock zieren noch immer 900 Jahre alte Fresken die Wände – waren nötig, bevor es sein neues Leben beginnen konnte.
Größtmögliche Originalität bei maximalem Komfort wollte man erreichen. So sind die Plasmabildschirme der Fernseher wie gerahmte Bilder an die Wände gehängt, und die Minibar verbirgt sich diskret im Mauervorsprung neben einem Fenster, so klein wie eine Schießscharte. Das Bad, der einzige neue Gebäudeteil, wurde unauffällig unter der Terrasse versteckt. Dunkle Balken unter der Decke, steinerne Böden und Kamine suggerieren dem Gast, er sei tatsächlich aus der Zeit gefallen. Da sieht sogar das Zimmermädchen, das abends frische Handtücher bringt, mit lebensweisen Augen im schmalen Gesicht aus wie eine Romanfigur des frühen 19. Jahrhunderts.

Seit Juni 2006 erst ist das Castello ein Hotel. Fünf Jahre bürokratischer Vorarbeit sowie zwei Jahre vorsichtiger Restaurierung – im ersten Stock zieren noch immer 900 Jahre alte Fresken die Wände – waren nötig, bevor es sein neues Leben beginnen konnte.
Größtmögliche Originalität bei maximalem Komfort wollte man erreichen. So sind die Plasmabildschirme der Fernseher wie gerahmte Bilder an die Wände gehängt, und die Minibar verbirgt sich diskret im Mauervorsprung neben einem Fenster, so klein wie eine Schießscharte. Das Bad, der einzige neue Gebäudeteil, wurde unauffällig unter der Terrasse versteckt. Dunkle Balken unter der Decke, steinerne Böden und Kamine suggerieren dem Gast, er sei tatsächlich aus der Zeit gefallen. Da sieht sogar das Zimmermädchen, das abends frische Handtücher bringt, mit lebensweisen Augen im schmalen Gesicht aus wie eine Romanfigur des frühen 19. Jahrhunderts.


Knapp 140 Kilometer entfernt erhebt sich nahe der Küste der Maremma, etwa auf der Höhe der Insel Elba, das Hotel L’Andana. Erbaut wurde es im 18. Jahrhundert als Jagdschloss des habsburgischen Erzherzogs Leopold, der seinerzeit die Toskana regierte. Eine lange Allee aus Pinien und Zypressen, die von der Landstraße abzweigt, weist schon von weitem den Weg zum herrschaftlichen Anwesen. Trotz der relativ geringen Distanz ist das Klima hier feuchter und schwüler. In das Zirpen der Zikaden mischt sich nachdrücklich das Sirren von Mücken. Auch die Abende bleiben hier warm, auf eine kühle Brise wartet man vergeblich. Der herzogliche Landsitz stand leer und halb verfallen, bis 2004 das L’Andana eröffnete. Der französische Star-und Sternekoch Alain Ducasse ließ sich dazu hinreißen, in der relativ unberührten Maremma ein Hotel mit Gourmetrestaurant zu eröffnen – das unausgesprochene Eingeständnis, dass Italien eben doch der Gaumen des Kontinents ist. Schließlich zählt die Toskana zu den Regionen, die am allerwenigsten auf kulinarische Gastarbeiter aus Frankreich angewiesen sind.


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Das alte Anwesen, das heute Gästezimmer, eine kleine Bibliothek und die Küche des Restaurants La Villa beherbergt, wurde durch einen modernen Anbau mit weiteren Zimmern, Suiten und dem Spa ergänzt. Die einem Wintergarten ähnelnde Lobby versucht die beiden ungleichen Gebäude als Mittelstück miteinander zu versöhnen. Unterhalb des Gartens brennt die Sonne auf den Golfplatz und die Trattoria, das Feinschmeckerlokal des Hauses. Rolls Royce hat im L’Andana sein neues Cabriolet präsentiert, amerikanische Pärchen verbringen hier italienische Flitterwochen und feiern Geburtstage. Besonders familiär geht es im alten Gebäudeteil  zu: Das Frühstücksbuffet wird formlos in der Küche der Villa aufgebaut. Man nimmt das Frühstück unter freiem Himmel mit Blick auf die steinrote Hochzeitskapelle ein. Die Luft ist schwer vom Duft der Pinien, Tauben gurren, Eidechsen flitzen über die Mauern.

Vom Rest der Welt ist nichts zu hören und ab Nachmittag schwimmen Isabella C. und max von merlot im tiefroten Chiantimeer, und die Tonleiter des Titels „eden” von Paulo Conte beflügelt stilsicher.

Reisezeit: jetzt im September oder Mai.

Übernachten:
Castello del Nero, 50028, Tavarnella val di Pesa, Tel.: 0039/055/806470

Villa Dievole, privater Landsitz einer Adelsfamilie in der Nähe von Sienna.
www.dievole.at

Essen, Genießen und Trinken:
La Toppa, Via del Giglio 41, San Donato, Tel.: 055/8072900, da kocht wirklich noch täglich die „Mama”.

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Osteria di Passignano, via Passignano 33, Tavarnelle, Tel.: 055/ 8071278. Für mich die raffinierte Landküchen der Toskana.

Max von merlot´s Lieblingsadressen in florenz:

Ristorante Cibreo, Firenze, Via A. del Verrocchio 8r
Tel: 0039 055 2341100
cibreo.fi@tin.it

Für abends: 
Trattoria Coco lezzone (Zum schlampigen Koch)
Firenze – Via del Prioncino 26r
Tel: 0039 055 287178

Für abends, sehr rustikal aber mit guter Küche und hochwertigen Weinen, z.b. Sassicaia bis ’85:

Ristorante Badia a coltibuono
Gaiole in Chanti
Tel: 0039 0577 749424
www.chiantinet.it/ristbadia

Im Herzen der Toskana mit wunderbarem Ausblick:

Macelleria Falorni
Greve in Chianti
Tel: 0039 0550 853029
Salamis, Wildschweinwürste und Schinken, Käse- einfach Spitze
In Wien bei Urbanek am Naschmarkt zu erhalten.

Text & Fotos: max von merlot


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