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Tori Amos: "Medien und Werbung sind von Religion durchsetzt"

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Ihr neues Album sieht Tori Amos auch als politische Reaktion. "American Doll Posse" unterscheidet sich von den vorhergegangenen und lässt dennoch Gemeinsamkeiten erkennen.

Nach zwei eher ruhigeren Alben, „Scarlet’s Walk” (2002) und „Beekeeper” (2005), legte die US-Songwriterin Tori Amos jetzt das rock-orientiertere Konzept-Album „American Doll Posse” (Sony BMG) vor, mit dem sie derzeit auf Tour ist. Im Gespräch mit der APA vor ihrem Konzert in Wien sieht die 43-Jährige Künstlerin trotzdem Gemeinsamkeiten zwischen ihren Werken: „Diese Alben zeigen mich jeweils beim Versuch, die Zeit, in der ich lebe, zu dokumentieren.”

So war „Beekeeper” für sie auch der Versuch, ihren Unmut über die US-Politik als Christin auszudrücken, während sie jetzt als fünffache griechische Göttin erneut zum Thema Stellung nimmt und in der Rolle der Isabel allergisch auf George W. Bush reagiert: „Vor zwei Jahren glaubte ich noch, dass die USA eine andere Entscheidung treffen werden, doch sie verharren weiterhin in der Lüge.” Und so war die Entstehungsgeschichte der „Doll Posse” im Grunde eine politische Reaktion von Amos.

Dass dies musikalisch die Oberhoheit des Pianos in Frage stellt, erklärt Amos damit, auch die Rockgötter angerufen zu haben: „Ich hörte für das Album viel David Bowie, T. Rex, Ry Cooder und ähnliches”. Die zahlreichen Alter Egos hätten für Amos dabei in ebenso zahlreiche Alben ihren künstlerischen Niederschlag finden können: „Ich entschied mich für die Vielfalt und so für ein Album mit vielen verschiedenen Stimmen.”

Dabei ging es ihr nicht nur darum, einen Art Gegenentwurf zur christlichen Mythologie zu entwerfen, Clyde, Pip, Isabel, Santa und Tori – so die Namen der Damen – stehen auch für die Facetten ihrer eigenen Persönlichkeit. „Ich kann in alle diese Frauen eintreten”, meint Amos und daher ist es kein Wunder, dass eine davon Tori heißt. Für sie sind diese Frauen auch gleichzeitig Archetypen, die in jeder Frau schlummern, „und wenn man sich dem nicht öffnet, heißt das noch lange nicht, dass es nicht so ist”.

Amos sieht die Macht der Religion in den USA weiter verbreitet als man denkt, „und dabei ist es egal, ob man gläubig ist oder nicht, denn Medien und Werbung sind von Religion durchsetzt und nehmen so einen gewaltigen Einfluss auf die Leute”. Ihre musikalische Antwort darauf ist ihr neu entdecktes weibliches Selbstbewusstsein, das sie mit ihren Archetypen auch in Form von Blogs transportiert. Wie sie das alles zeitlich unter einen Hut bringt? „Ich schlafe nicht viel”, lautet Amos’ lapidare Antwort.

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