Wenn Sie dies lesen und sechs Jahre alt sind und keine Ahnung davon haben, wer diese beiden Erzfeinde sind, werden Sie "Tom & Jerry" wahrscheinlich mögen. Wenn Sie dies lesen und 36 Jahre alt sind, und mit dem störrischen Kater und der schelmischen Maus aufgewachsen sind, werden Sie mit der Live-Action-Verfilmung des Zeichentrickklassikers wenig Freude haben. Ab Donnerstag im Kino.
Tom & Jerry - Kurzinhalt zum Film
Viele werden sich vielleicht noch an Udo Jürgens "Vielen Dank für die Blumen"erinnern, die Klaviermelodie zum Vorspann der deutschen Fassung der Zeichentrickserie "Tom und Jerry", in dem der graublaue Kater versucht, mit Pizza und Blumen, die braune Maus aus ihrem Loch zu locken.
Man darf durchaus nostalgisch werden, wenn Tom im neuen Film mit einem Keyboard unterm Arm nach New York City kommt und sich im Central Park als blinder Jazzmusiker ausgibt - auch wenn der Film mit dem 90er Hip-Hop-Hit "Can I Kick It" beginnt. Er trägt eine Sonnenbrille, und klimpert auf seinem Klavier, um die Herzen und Geldbeutel der Touristen zu öffnen, da kommt Jerry, legt eine Tanzeinlage hin, und stiehlt ihm wie immer die Show.
Der zu Unfällen neigende Kater und seine rotzige Beute machen sich seit 81 Jahren einander das Leben schwer. Während ihrer klassischen Periode, von 1940 bis 1967, spielten Tom und Jerry in 161 Zeichentrickkurzfilmen fürs Kino mit, von denen sieben Oscars gewannen. Eine typische Folge folgte Tom, wie er versucht, Jerry zu fangen, während Jerry die Versuche des Katers auf brutale Weise vereitelte. Dieses Grundschema bleibt im neuen Film gleich.
Der obdachlose Jerry lässt sich in einem schicken New Yorker Hotel nieder und klaut kleine Gegenstände, um seine eigene Miniatur-Luxus-Suite mit winziger Tür und winzigem"Bitte nicht stören"-Schild einzurichten. Tom, immer noch verärgert über die Einmischung der Maus in seine Musikkarriere im Park, folgt Jerry ins Hotel. All dies hätte das Potenzial zu einer großartigen Farce von Tom und Jerry, wenn diese lästigen Menschen nicht wären.
Chloë Grace Moretz ("Carrie") spielt Kayla, eine Aufschneiderin, die sich einen Job als Angestellte in Jerrys Hotel erschummelt, indem sie den Lebenslauf einer Fremden stiehlt. Ihre erste Aufgabe besteht darin, die Maus, die sich hier eingenistet hat, los zu werden, noch vor der großen Hochzeit, die dort stattfinden soll. Kayla heuert also den rachsüchtigen Tom an und das folgende Chaos droht die Hochzeit des Promipaares Ben (Colin Jost) und Preeta (Pallavi Sharda) sowie die Karriere von Kaylas überheblichem Manager Terrence (Michael Peña) zu ruinieren.
Tom & Jerry - Die Kritik
Es gab bisher nur einen animierten, langen "Tom & Jerry" Film fürs Kino aus dem Jahr 1992, der sich um die Kardinalsünde drehte, dass die beiden Freunde wurden (sie werden es auch hier, aber nur kurz). Obendrein konnten sie sprechen, was für jeden Fan die reinste Blasphemie darstellt. Im neuen Live-Action-Film bleiben sie stumm, was zu ein paar netten Scharadeszenen führt, und vermutlich hat Regisseur Tim Story ("Fantastic Four") Tom und Jerry auch deshalb im Stil von "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" (1988) in eine echte Komödie für Kinder von heute eingebettet: Mit Instagram, Hip-Hop und Gender-Witzen. Und während es eigentlich eine nette Idee ist, die beiden Kerle auf die reale Welt los zu lassen, so wirken ausgerechtet die Helden im Titel oft wie Nebenfiguren in ihrem eigenen, ansonsten recht unspektakulären Film. Er hätte genauso gut "Kayla" heißen können.
Die glorreiche Grausamkeit zwischen den beiden wurde hier drastisch heruntergefahren. Trotzdem gibt es immer noch kleine Momente, in denen der Geist des ursprünglichen Cartoons seinen Weg in den Film findet. Szenen wie Tom, der seine Brust öffnet, um seine DNA zu zeigen, die eine Katze und eine Maus zeigt, die sich gegenseitig durch die Doppelhelix jagen, wirken wie im klassischen Cartoon. Jerry mag immer noch Oliven in seinen Martinis. Tom ist immer noch ein hoffnungsloser Trottel.
Ähnlich wie mit "Space Jam - A Legacy" versucht Warner Bros, seine Zeichentrickfiguren, für ein jüngeres Publikum zu recyceln. Mit "Tom & Jerry" ist das nur mäßig gelungen. Aber was macht es schon, wenn man einmal verliert?
(APA/Red)