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Titel wichtiger als Sympathien

Ferrari steht in der Formel 1 weiter am Pranger, doch Michael Schumacher zeigt noch immer keine Einsicht.

„Es ist wichtiger für uns, vielleicht die eine oder andere Sympathie weniger, aber den Titel zu haben“, redete der Weltmeister vor dem Großen Preis von Monaco am Sonntag (14.00 Uhr/live ORf1) einmal mehr Klartext.

Im Freien Training am Donnerstag in den Häuserschluchten von Monaco wurde der Deutsche von den Fans mit Beifall, aber auch mit vereinzelten Pfiffen empfangen. Denn die Wut ist noch lange nicht verraucht. In Monte Carlo ist sogar ein Anti-Ferrari-T-Shirt aufgetaucht: „Gesperrt für Fahrzeuge aller Art: R. Brawn, J. Todt, M. Schumacher.“

Fast zwei Wochen nach dem Sieg-Geschenk seines Teamkollegen Rubens Barrichello beim GP von Österreich erklärte Schumacher, dass er alles wieder so machen würde, wie an jenem Sonntag in Spielberg. „Ich bin sicherlich von den ganzen Emotionen und Stimmungen nach dem Rennen ziemlich stark betroffen gewesen. Denn das war auch eine neue Erfahrung für mich. Im Nachhinein muss man, glaube ich, ziemlich realistisch und logisch sein und sagen: Es war keine Überraschung, dass wir so agiert haben.“

„Das ist eine Bankrotterklärung für den Sport“, stellte der Österreicher Niki Lauda die Ferrari-Strategie in Frage. „Für den Sport ist es eine Handbremse, aber es ist völlig legitim. Es ist nur unerwartet früh in der Saison geschehen. Wenn die WM in Hockenheim entschieden ist, ist das nicht gut für die Formel 1“, sagte Heinz- Harald Frentzen. „Es wäre nicht nötig gewesen, eine Stallorder auszugeben, weil sie so weit vorne liegen“, fand der WM-Zweite Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer hat vor dem 7. der 17. Saison-Rennen 27 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Schumacher.

Am schärfsten ging Erzrivale Jacques Villeneuve mit dem 33 Jahre alten Deutschen ins Gericht. Zwar habe er mit einer Stallorder „an und für sich kein Problem“. Der Kanadier prangerte aber die Show auf dem Podium an, als Schumacher Barrichello den obersten Platz überließ. „Sie könnten gerügt oder verurteilt werden für das, was auf dem Podium geschah, dagegen kann die FIA etwas tun, aber ich glaube nicht sehr viel“, sagte Ex-Rennfahrer John Watson.

Der Schotte David Coulthard gab „Schumi“ den Rat: „Man hätte das auch anders regeln können.“ Ex-Weltmeister Mika Häkkinen sagte: „Im ersten Moment habe ich mich aufgeregt und gedacht, das ist nicht gut für die Formel 1, Ferrari und die Fans. Aber der zweite Gedanke war, am Ende können die Punkte wichtig sein.“

Barrichello, der am Donnerstag seinen 30. Geburtstag feierte, übt sich derweil weiter in der Rolle des Diplomaten. „Ich werde nichts Böses über das Team sagen. Ich war sehr glücklich mit meinem Rennen, musste aber die Regeln befolgen.“ Der Brasilianer gibt das Duell mit seinem Teamkollegen zwar für diese Saison, nicht aber generell verloren: „Ich glaube, dass die Zeit noch nicht reif ist. Sie kommt gerade.“ Als Anwalt seines Bruders übte sich in Monte Carlo einmal mehr Ralf Schumacher: „Eventuell versucht die FIA, die WM spannender zu machen, aber das wäre der falsche Ansatz.“

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