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Tiroler ÖVP macht sich auf Absturz bei Landtagswahl gefasst

Der 25. September wird Mattles "D-Day".
Der 25. September wird Mattles "D-Day". ©APA/EXPA/JOHANN GRODER
Die ÖVP und ihr Spitzenmann Anton Mattle müssen sich bei der Tiroler Landtagswahl wohl gegen ein historisches Debakel stemmen, glaubt man den jüngsten Umfragen.
ÖVP stürzt in Umfragen ab
Plakate mit "wetterfestem" Mattle

Drei Wochen vor der Landtagswahl blickt die Tiroler ÖVP in den politischen Abgrund - es geht die Angst um vor dem freien Fall in den prozentmäßigen Ergebniskeller.

Dass man fallen wird, scheint ziemlich sicher, die Frage ist nur wie tief. Jene Partei, die Tirol seit 77 Jahren regiert, taumelt. Und will nun alles aufbieten - wider dem totalen Absturz.

ÖVP-Kandidat Mattle in politischer Krise

Er trägt eine zentnerschwere politische Last auf seinen Schultern: Anton "Toni" Mattle. Der langjährige Bürgermeister von Galtür, ÖVP-Obmann, Wirtschaftslandesrat und Landeshauptmannkandidat steuert derzeit einen ziemlich morsch wirkenden Kahn in höchster (Umfragen)-Seenot. Die Erhebungen weisen derzeit schließlich für die ÖVP-Landespartei um die 30 Prozent oder sogar um einiges darunter auf. Im Jahr 2018 hatte man noch mit Kurz-Rückenwind 44,26 Prozent eingefahren.

Als "wetterfesten" Krisenmanager, der eine "klare Wahl" sei und Klarheit mit sich bringe - so inszenieren ihn die Parteistrategen in der ersten Kampagnen-Welle. Es klingt momentan wie ein Ruf in der Wüste. Denn der Krisenmanager steckt selber in einer schweren Krise, bzw. in einer unmöglichen Situation. Drei Monate blieben ihm nach Günther Platters angekündigtem Rückzug samt Neuwahlentschluss Mitte Juni. Doch "der Toni" blieb ein Kaiser ohne Land, agiert seither im luftleeren Raum. Er ist eben nur Landeshauptmannkandidat und nicht Landeshauptmann - kein Bonus, die Bühne muss manchmal verzweifelt gesucht werden. Einer unter vielen Kandidaten, kein Primus inter Pares - noch dazu unter extrem schwierigen äußeren Rahmenbedingungen, wie sie derzeit vorherrschen. So manch politischem Beobachter beschleicht zunehmend das Gefühl, Platters Taktik, so es eine gewesen ist, könnte sich noch als Bärendienst für seinen Wunschnachfolger erweisen.

Verkrampfte Suche nach Wahlkampfthemen

Mattle hastet durch diesen Wahlkampf. Auf der Suche nach Themen, die man "setzen kann". In einem personellen ÖVP-Umfeld im Umbruch. Dieser Stein wird umgedreht, dann der nächste. Tiwag-Sonderdividende gegen die Teuerung, "Causa Wolf" zur Chefsache erklärt, Wasserkraft und Photovoltaikoffensive, Brandmarken der roten Wien Energie-Causa als Skandal, Debatte um Russland-Sanktionen mit einer "Offen"-Bekundung gegenüber dem Stelzer-Vorstoß, nun der schon eingemottete Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Vieles davon erscheint aus polit-strategischer Sicht als logisch und richtig. Der fatale (öffentliche) Eindruck ließ sich jedoch bisher nicht tilgen: Hier ist jemand auf der (verzweifelten) Suche nach Mobilisierungspotenzial und agiert aus der Defensive, mit dem Rücken zur Wand. Die so wichtige große Erzählung, das Wahlkämpfen aus einem Guss - all das fehlt (noch).

Zweikampf mit FPÖ-Kandidat Abwerzger

Mit am meisten Schlagzeilen produzierte der Kandidat mit seiner Absage an eine Koalition mit der FPÖ. Auch das sollte mobilisieren, tat es bisher aber offenbar nicht. Nun stieg man prompt auf FPÖ-Chef Markus Abwerzgers "Duell"-Ansage samt Landeshauptmannkandidat-Ankündigung ein und rief eine "Richtungsentscheidung" aus. Dies dürfte zweifellos mobilisieren, aber dass man mittlerweile bereits auf einen solchen Zweikampf "angewiesen" ist, spricht Bände.

Bus-Wahlkampftour soll Wähler für Landtagswahl mobilisieren

Auch sonst schwimmt man mitunter gehörig. Mattle nennt eine mögliche Dreierkoalition eine Option, einflussreiche Granden rümpfen die Nase. Auch über manch "Tiefstapelei", was das Wahlziel anbelangt. Nun geht der volksnahe und in der persönlichen Begegnung gewinnende, aber noch an mangelnder Bekanntheit laborierende Mattle auf Bus-Wahlkampftour bzw. Straßenwahlkampf. Vorbei die Zeiten der vollen Markplatzversammlungen und Events. Eine bewusste Entscheidung, wie es hieß. Bescheiden nährt sich das Eichhörnchen, scheint das Motto zu sein.

Der 25. September wird Mattles "D-Day". Aber auch jener der Tiroler ÖVP. Beider Zukunft steht auf dem Spiel. Ein historisches Debakel bei der Landtagswahl würde wohl ein parteiinternes Scherbengericht zur Folge haben. Der Kampf gegen den Sturz in den Abgrund hat nun richtig begonnen.

(APA/Red)

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