Tirol-Wahl: FPÖ-Chef Abwerzger mit "Offenem Brief" an ÖVP-Wähler

FPÖ-Chef Markus Abwerzger bittet ÖVP-Wähler, Funktionäre und Sympathisanten mit einem "Offenen Brief" - offenbar in Anlehnung an Bruno Kreisky - ein "Stück des Weges" mit der Tiroler FPÖ zu gehen.
FPÖ-Chef wirft ÖVP-Spitzenkandidat Mattle "Linksruck" vor
Mattle habe mit seinem Schritt klargemacht, "wohin die Reise in Tirol für die 'Liste Mattle' gehen soll", schrieb Abwerzger: "Mattle steht für einen weiteren Linksruck, für Positionen die bürgerliche, konservative Tirolerinnen und Tiroler wohl kaum teilen können". Schon die Ankündigung zuvor, Alexander van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl zu wählen und zu unterstützen, sei "ein Schlag ins Gesicht eines jeden Bürgerlichen" gewesen.
"Jeder muss in sich gehen und sich ernsthaft die Frage stellen, ob die ÖVP noch die Werte und Positionen vertritt, weswegen man die Volkspartei jahrzehntelang gewählt hat. Man muss sich die Frage stellen, ob die ÖVP noch jenen Weg geht, der Tirol stark gemacht hat, oder ob die ÖVP durch ihren Linksruck nicht vielmehr zum Erfüllungsgehilfen des linken Zeitgeistes geworden ist, der so viel unserer wunderbaren Heimat mit ihren Traditionen zerstört", fuhr der FPÖ-Landesparteiobmann fort. Er wisse nicht, ober der frühere, "ehrwürdige" Langzeitlandeshauptmann Eduard Wallnöfer "diese ÖVP, die sich durch eine Abkehr der alten Werte und Traditionen auszeichnet, wählen würde."
FPÖ-Chef sieht ÖVP-Tirol auf "Mattle-Irrweg"
Abwerzger betonte in dem Schreiben, dass sich die ÖVP in der Vergangenheit viele Verdienste "um unser geliebtes Tirol" erworben habe: "Das ist unbestritten." Jetzt sei es aber, "Zeit innezuhalten und zu überlegen, ob man diesmal den Mattle-Irrweg unterstützt." "Mattle ist in Wahrheit ein Grüner im Nadelstreif und seine Politik zeigt an, dass es auch nach dem 25. September so weiter gehen wird mit Stillstand, Egotrips, Asylflut und sozialer Kälte", attackierte Abwerzger scharf und schloss. "Wer die Liste Mattle wählt, wählt nicht konservativ, sondern rot oder grün und bekommt genau das. Wer hingegen bürgerliche, konservative, freiheitsliebende Politik mit Realismus will, ist herzlich eingeladen, ein Stück des Weges mit uns zu gehen."
ÖVP-Tirol-Klubobmann kritisiert "peinlichen Versuch" Abwerzgers
Erwartungsgemäß scharf fiel die Reaktion der ÖVP aus. Deren Klubobmann Jakob Wolf sprach von einem "peinlichen Versuch" Abwerzgers, sich mittels eines offenen Briefs einen "bürgerlichen Anstrich geben zu wollen". "Bürgerlich ist bei der Tiroler FPÖ mittlerweile gar nichts mehr. Wer Abwerzger wählt, bekommt Kickl serviert - inklusive Putin-Hörigkeit und Leugnung des Klimawandels. Wer auf Spaltung und Hetze setzt, braucht sich nachher nicht zu beklagen, wenn er am politischen Abstellgleis landet", meinte Wolf in Richtung der Freiheitlichen. Die "klare Ansage" Mattles habe Abwerzger offenbar "ins Mark getroffen."
Grüne gratulieren Mattle zu klarer Haltung und kritisieren die SPÖ
Der ÖVP-Koalitionspartner Grüne gratulierte indes Mattle zu seiner FPÖ-Absage: "Ich möchte meine Anerkennung für diese klare Haltung der Volkspartei zu einer Koalition mit den Freiheitlichen in Tirol ausdrücken. Es ist wichtig, dass es Grenzen für politische Absichten gibt", erklärte Spitzenkandidat Gebi Mair in einer Aussendung. Gleichzeitig nahm er aber die SPÖ ins Visier: Denn "umso bedenklicher" sei die "ausbleibende Festlegung" von SPÖ-Chef Georg Dornauer gegenüber der FPÖ. "Der einzige Spitzenkandidat, der sich bisher nicht von den radikalen Positionen der Freiheitlichen distanzieren will, ist Georg Dornauer. Das ist für die Wähler*innen aber eine entscheidende Frage. Sind die Freiheitlichen in Tirol für Dornauer als Koalitionspartner denkbar ja oder nein?", verlangte Mair rote Klarheit.
(APA/Red)