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Tirol-Wahl: Anton Mattle (ÖVP) im Porträt

ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle im Porträt.
ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle im Porträt. ©APA/EXPA/JOHANN GRODER (Symbolbild)
Derzeit fragen sich viele, wenn sie Anton Mattle, ÖVP-Spitzenkandidat bei der Tiroler Landtagswahl, beobachten, ob es Masochismus, die tatsächliche Lust an der Herausforderung, Unmögliches möglich zu machen oder Pflichtgefühl ist. Der ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle im Porträt.
Tirol-Wahl: Umfragewerte der ÖVP sinken
ÖVP plakatiert den "wetterfesten" Mattle

Mit einer Buddha-gleichen Ruhe und der ihm eigenen Bodenständigkeit, schreitet der Tiroler ÖVP-Obmann sanften Schrittes auf eine möglicherweise verheerende Wahlniederlage bei der Tirol-Wahl zu. Himmelfahrtskommando Landeshauptmannsessel.

"Pater Toni" im Porträt zur Tirol-Wahl

"Pater Toni"- so wurde der 59-jährige frühere Bürgermeister von Galtür und jetzige Landesparteiobmann und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle zuletzt medial mitunter tituliert. Mit seinen bedächtigen Worten vermittelt er tatsächlich oft den Eindruck, auf einer Kanzel zu stehen und zu seinen "Schäfchen" zu sprechen. Wie viele "Schäfchen" der Tiroler ÖVP nach der Tiroler Landtagswahl noch bleiben - darüber dürfte sich Mattle hinter den Kulissen derzeit sicher große Sorgen machen. Nur: Nach außen zeigt er es partout nicht.

Umfragewerte bei der Tirol-Wahl prasselten auf Anton Mattle ein

Die Umfragewerte prasselten zuletzt Meteoriteneinschlags-gleich auf die sonst so erfolgsverwöhnten Tiroler Schwarzen Anton Mattle nieder. Und diese übten sich seitdem in bisher so noch nicht wirklich gesehenen Eigenschaften: bescheiden, demütig, leicht zufriedenzustellen, ohne große Erwartungen. 35 Prozent wären sinngemäß schon fantastisch, von 40 Prozent traue man sich nicht einmal zu träumen, alles über 30 Prozent gleiche einem großen Erfolg. Zum Vergleich: Noch-Landeshauptmann Günther Platter hatte im Jahr 2018 44,26 Prozent eingefahren.

Anton Mattle passt zur derzeitigen "Gefühlslage" der Tiroler

Auf bescheidenen Samtpfoten doch noch eine, zumindest kleine, Überraschung landen. Und die Latte so tief legen, dass fast auch ein Regenwurm diese zu überwinden vermag. Das dürfte Mattles und der Landespartei Strategie bei der Tirol-Wahl sein. Kaum einer eignet sich für die derzeitige "Gefühlslage" der Tiroler ÖVP besser als Mattle. Stets ausgleichend und den Eindruck vermittelnd, keiner politischen Fliege etwas zuleide tun zu können. So ähnlich wirkte auch Platter mitunter, doch beim Landeschef wusste man trotz aller authentischen Seriosität und Ausgeglichenheit, dass er hinter den Kulissen auch ein beinharter Machttaktiker sowie Machterhalter und Machteroberer sein konnte. Bei Mattle kann man sich nicht einmal das vorstellen.

Mattle stand nie unter Karrierismusverdacht

"Der Toni" - als solcher galt Mattle stets, oft mit dem Wort "nett" davor versehen. Er stand nie unter größerem Karrierismusverdacht. Doch um dort hinzugelangen, wo er jetzt ist, muss er zumindest doch einige verborgene Eigenschaften mitgebracht haben. Er wird sie jetzt auch brauchen können: Denn sollte es wirklich ein monumentales Debakel bei der Tiroler Landtagswahl werden, steht es in den Sternen, ob die Parteifreunde selbst "dem Toni" ein ebensolches nachsehen. Ein Mann am Sprung auf den Tiroler Landeshauptmannsessel - aber noch lange nicht oben.

Tirol-Wahl: Mattle wird alles aufbieten müssen

Nachteiliges gibt es derzeit genug: Die beschädigte Marke (Bundes)ÖVP (die ihn wohl auch zur Listenbezeichnung "MATTLE" greifen ließ), der mancherorts noch zu geringe Bekanntheitsgrad, die fehlende Tiroler Landeshauptmann-Bühne, das Auserzählt-Sein der schwarz-grünen Geschichte im Land, eine gewisser Polit-Frust. Mattle wird alles aufbieten müssen in den kommenden Wochen, um "den Toni" den Menschen gewinnbringend nahezubringen.

Lawinenkatastrophe 1999 in Galtür als Bestandsprobe

Dass er nervenstark und emphatisch sein kann, hat Anton Mattle bei einem besonders tragischen Ereignis bereits einmal bewiesen: Bei der Lawinenkatastrophe 1999 in Galtür. Viele Österreicher lernten ihn damals aus dem Fernseher kennen, als er als Bürgermeister auftrat und die mehrere Tage andauernde Ausnahmesituation "managte". Ein Ereignis, das für Mattle nach wie vor sehr prägend ist, wie er anlässlich des 20. Jahrestages sagte. Es war die politische "Geburtsstunde" von Anton Mattle. Nun folgt sein schwerster politischer Kampf zur Tirol-Wahl.

Anton Mattle: Zur Person

Anton Mattle wurde am 10. März 1963 in Zams geboren. Er besuchte von 1969 bis 1973 die Volksschule in Galtür und wechselte danach an die Hauptschule Kappl. 1977/78 besuchte Mattle die Landwirtschaftliche Lehranstalt Imst. Nach der Pflichtschule begann er eine Lehre als Elektroinstallateur, die er 1982 mit der Lehrabschlussprüfung beendete. Nach dem Abschluss der Werkmeisterschule für Elektrotechnik in Innsbruck (1984) legte Mattle 1987 die Lehrabschlussprüfung für Radio- und Fernsehtechniker ab. 1989 wurde die Ausbildung durch die Meisterprüfung für Radio- und Fernsehtechniker komplettiert. Nach seiner Lehre war Mattle als Elektroinstallateur und als Elektromonteur tätig, zwischen 1985 und 1991 als Meister der Elektrotechnik. 1991 gründete er die Firma Elektro Mattle.

Mattle wurde Bürgermeister von Galtür

Im Jahr 1986 wurde der Oberländer Vizebürgermeister von Galtür, im Jahr 1992 Bürgermeister und blieb es bis zuz seiner Berufung als Landesrat 2021. Im Jahr 2003 hatte Mattle den Sprung in die Landespolitik gewagt. Seither war er Mitglied des Tiroler Landtages, zehn Jahre später wurde er erster Landtagsvizepräsident. Mattle wurde für seine ruhige Vorsitzführung auch über die Parteigrenzen hinweg geachtet. Bei der Landtagswahl 2018 ging er auch als "Vorzugsstimmenkaiser" hervor, in seinem Wahlkreis Landeck holte er 8.012 persönliche Kreuzerl.

Mattle ist auch stellvertretender Landesleiter der Bergrettung Tirol. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

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(APA/Red)

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