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Tirol-Wahl 2022: Georg Dornauer (SPÖ) im Porträt

SPÖ-Tirol-Chef Dornauer könnte nach der Tirol-Wahl 2022 in der Landesregierung sitzen.
SPÖ-Tirol-Chef Dornauer könnte nach der Tirol-Wahl 2022 in der Landesregierung sitzen. ©APA/EXPA/JOHANN GRODER
SPÖ-Tirol-Chef Georg Dornauer wandelte sich und steht vor der Tirol-Wahl 2022 wohl knapp vor einer Regierungsbeteiligung. Ein Porträt über den Spitzenkandidaten der Tiroler Sozialdemokraten.
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Vor der Tirol-Wahl 2022 attestieren die Wohlgesonnenen SPÖ-Tirol-Chef Georg Dornauer einen (politischen) Reifeprozess, die ihm weniger Zugewandten mutmaßen, Dornauer habe kiloweise Kreide gefressen. Statt wie vor drei Jahren, rennt er nicht mehr mit dem Kopf gegen die Wand, sondern geht offenen Auges durch die Tür. Diese Wandlung könnte Dornauer bei der Landtagswahl nun eine Beteiligung an der nächsten Landesregierung bringen.

Porträt: Affären machten SPÖ-Dornauer bundesweit bekannt

Tirols SPÖ-Chef und Spitzenkandidat für die Tirol-Wahl am 25. September ist zwar erst 39 Jahre alt, hat aber schon einige politische Leben hinter sich. Und es ist gar nicht so selbstverständlich, dass er derzeit ein politisches Leben in vorderster Reihe führen kann. In den Jahren 2018 und 2019 manövrierte sich der studierte Politikwissenschafter, der seit März 2019 der Landespartei vorsteht, in teilweise aussichtslos scheinende, politische Situationen, wurde zu einer Art "Enfant terrible" der Landespolitik mit überregionaler, bundesweiter Strahlkraft". Einige "Affären" in den Augen seiner Gegner bzw. "Affärchen" in seinen eigenen und eines Teils seiner Unterstützer, pflasterten damals seinen politischen Weg nach oben.

Sexistische Sager und "Stammtischtreffen" sorgten auch innerhalb der SPÖ-Tirol für Unmut über Dornauer

Von einem als sexistisch gewerteten Sager Dornauers in Richtung der krankheitsbedingt abwesenden Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer im Landtag, wonach er sich diese "nicht in der Horizontalen vorstellen" wolle (und damit kurzzeitig vor allem SPÖ-Frauen und Bundespartei gegen sich aufbrachte) über widerrufene Parteispenden-Vorwürfe gegen die ÖVP-EU-Abgeordnete Barbara Thaler bis hin zum geladenen Jagdgewehr am Rücksitz seines Porsches bei offener Fensterscheibe am Innsbrucker Flughafen. Letzteres brachte dem passionierten Jäger ein unbefristetes Waffenverbot ein.

Dazu gesellten sich Aufreger wie sein Kommentar, wonach der Doppelname seiner Bundesparteichefin wohl dem Stimmengewinn bei der sozialdemokratischen Kernklientel nicht zuträglich sei. Und sogar ein privates "Stammtischtreffen" mit dem langjährigen Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker, Generalsekretär und Buwog-Angeklagten Walter Meischberger, der aus Dornauers Nachbargemeinde stammt und mit dem ihn eine lange Bekanntschaft verbindet, sorgte für Unmut, besonders unter Parteifreunden.

SPÖ-Chef Dornauer wandelte sich in der Corona-Krise

All dies überschattete lange die beträchtlich vorhandenen, politischen Qualitäten, wurden auch reichlich vorhandene Geselligkeit und Lebenslust des "Sunnyboys" in gewissen Kreisen und medial als nicht vereinbar mit einem sozialdemokratischen Spitzenpolitiker gesehen.

Doch dann kam Corona - und scheinbar mit Corona der Wandel oder die "Rettung". Seitdem wägt der nach wie vor nicht weniger lebenslustige Dornauer mehr ab, bindet ein, hält sich zurück. Er hat erkannt, dass der Spruch "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht", sich bewahrheiten könnte.

SPÖ steht vor Tirol-Wahl geschlossen hinter Georg Dornauer

Gestützt vor allem auf eine starke Bezirksorganisation Innsbruck-Land und unterstützt durch ein absolutes loyales Umfeld, navigiert er seitdem weitgehend trittsicher durch das politische Dickicht. In der Landespartei schaffte er die (teils auch zwangsläufig erfolgte) Verjüngung. Man ließ sich in Opposition nicht austrocknen, sondern setzte auch einige inhaltliche Akzente. Großteils blieben Dornauer und die Seinen konziliant gegenüber der regierenden ÖVP, manchen zu konziliant - wenngleich man in der Causa Ischgl durch die (Wort)-Muskeln spielen ließ. Die Partei ist geschlossen wie selten zuvor, selbst Dornauer-kritische Genossen loben seinen innerparteilichen Einsatz. Für Parteiverstaltungen- und Feste ist sich der oberste Rote nie zu schaden, die Bezirksorganisationen werden kontinuierlich und auf Augenhöhe abgegrast. Eine große Portion Bodenständigkeit kommt ihm zugute.

Bürgermeister-Job erdet den SPÖ-Tirol-Chef

Vorn allem profitierte er aber auch von der Bürgermeistertätigkeit in seiner kleinen Heimatgemeinde Sellrain. Über Parteigrenzen hinweg wird sein Engagement und seine Leidenschaft für die geografisch nicht unbedingt begünstigte Gemeinde anerkannt, die er 2016 "eroberte" - alles andere als selbstverständlich für einen Sozialdemokraten im ländlichen Tirol. So irrlichternd er in der Landespolitik manchmal gewesen sein mag, der Bürgermeister-Job erdete ihn stets. Und auch was die Bundespartei betrifft, erarbeitete er sich Respekt und gilt als konstruktiv. Mit Pamela Rendi-Wagner ist er mittlerweile fast ein "Herz und eine Seele".

Dornauer hat Chance SPÖ-Tirol zurück in die Regierung zu führen

Nun steht der Rund-um-die-Uhr Politiker Dornauer vor einer einmaligen Chance, einem wahrscheinlich großen Coup: Die Sozialdemokraten nach fast zehn Jahren zurück in die Regierung zu führen. Ein hervorragendes Ergebnis ist zum Greifen nahe, in ÖVP-Krisen gelten Dornauers Rote in den Augen vieler als der wahrscheinlichste Koalitionspartner - sollte sich eine Zweierkoalition überhaupt ausgehen. Es wäre die Vollendung eines bemerkenswerten "Wandlung" und eines erstaunlichen Solidtretens.

Georg Dornauer: Zur Person

Georg Dornauer wurde am 4. März 1983 geboren. Nach der Matura studierte er Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. 2009 dissertierte er über die "Ursachen und Hintergründe für die Hegemonie der ÖVP in Tirol". Danach war er unter anderem als Klubsekretär und politischer Referent im SPÖ-Landtagsklub tätig. Seit 2010 saß er im Sellrainer Gemeinderat. Bei der Gemeinderatswahl 2016 eroberte er den Bürgermeistersessel, im selben Jahr wurde er zudem stv. Landesparteivorsitzender. 2018 zog er als Abgeordneter in den Tiroler Landtag ein. 2019 wurde er Landesparteichef. Er fungiert auch als Klubobmann im Landtag.

(APA/Red)

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