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Thomas Morgenstern will es genießen

Es war eine Sternstunde des österreichischen Sports: Am 18. Februar 2006 segelte Thomas Morgenstern in Pragelato auf 140 Meter hinunter und kürte sich - mit nur 0,1 Punkten bzw. 18 Zentimetern Vorsprung auf seinen Zimmerkollegen Andreas Kofler - zum bisher jüngsten ÖOC-Olympiasieger überhaupt.

Vier Jahre später will es der mittlerweile 23-jährige Kärntner, der damals nach dem Einzel-Gold auch noch Mannschafts-Olympiasieger geworden war, wieder wissen – und genießen. Mit dabei ist – neu lackiert – auch sein Siegeshelm von damals.

“Endlich ist es soweit. Man denkt doch sehr lang an das Ereignis und an diese zwei Wochen”, meinte Morgenstern am Mittwoch (Ortszeit) nach dem ersten Training auf der Normalschanze im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. “Ich habe mich super vorbereiten können, fühle mich sehr gut und kann eigentlich nicht wirklich mehr machen, darauf bin ich stolz. Ich freue mich jetzt auf den Normalschanzen-Wettkampf.”

Im ersten Training war er schon bei den Besten dabei. Aufgefallen ist der Doppel-Olympiasieger aber nicht nur durch die Leistung, sondern auch durch seinen blauen Helm: An den Seiten mit weißen “Flügeln”, in der Mitte ein roter Stern, der von seinem Namen umrahmt ist. “Das ist der Morgenstern”, meint er lachend. “Der Helm ist eigentlich mein einziges Teil, das ich von 2006 mitgenommen habe. Mir gefällt er total gut.” Eine Art Maskottchen? “Ein Ansporn auf jeden Fall.”

Morgenstern genießt die Olympia-Atmosphäre. “Es sind überall die Ringe, auf der Startnummer sind keine Sponsoren oder auch am Anzug. Das macht es, glaube ich, auch aus. Ich finde es auch cool, dass es die Spiele nur alle vier Jahre gibt, weil dann bleibt es auch etwas Besonderes, auf das man auch hinarbeitet.” Darum zählt für ihn eine Olympiamedaille auch mehr als eine bei Weltmeisterschaften. “Für mich ist Olympia das Größte. Was ich 2006 erreicht habe, ist natürlich brutaler Wahnsinn.”

Und 2010 – was ist drinnen für den natürlich gebliebenen “Morgi”? “Ich sehe das jetzt als Chance, noch einmal in so einer guten Form zu sein wie damals. Die Möglichkeit zu haben, ganz vorne reinzuspringen. Aber selbst wenn es nicht läuft, werde ich auf ewig Doppel-Olympiasieger bleiben. Deswegen genieße ich diese zwei Wochen, das geht wahrscheinlich eh wieder viel zu schnell.”

Wie sehr er sich seit dem großen Triumph verändert hat, kann er nur schwer sagen. “Auch weil man nicht weiß, wie wäre es sonst gewesen. Ich bin auf jeden Fall vier Jahre älter und sicherlich reifer geworden. Ich habe mehr Erfahrung gesammelt, viel gelernt und bin jetzt sicher noch konsequenter unterwegs. Ich bin ganz normal am Boden geblieben, bin bodenständig”, beschreibt er sich durchaus treffend selbst.

Und die Erinnerung an jenen Moment, als er in Pragelato das oberste Treppchen erklommen hat, die ist natürlich noch taufrisch. “Das war ein wahnsinnig schönes Gefühl. Ich würde es gerne noch einmal erleben”, sagt er und lacht sein ansteckendes Lachen.

Nicht immer war ihm in den vergangenen Jahren zum Grinsen zumute. Schwer zu schlucken war wohl auch der Aufstieg des Gregor Schlierenzauer, der viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. “Natürlich ist es nicht einfach”, gesteht Morgenstern. “Ich habe damals trotzdem super weitergearbeitet, habe dann den Gesamt-Weltcup noch gewonnen und eine Einzelmedaille in Sapporo gemacht.” Im vergangenen Jahr lief es ihm nicht nach Wunsch, unvergessen ist das WM-“Drama” auf der Normalschanze, als Mogenstern eine Einzelmedaille fast schon in Händen hielt, aber im zweiten Durchgang im Auslauf stürzte. Der mögliche Triple-WM-Sieg der ÖSV-Adler war dahin.

Doch aus Niederlagen kann man auch lernen, menschlich stärker werden. “Ich kenne jetzt diese Seite auch, wenn man von vielen vielleicht ein bisserl hängen gelassen wird. Es gibt eh ‘lei’ eines und das heißt: zurückarbeiten und das habe ich geschafft. Jetzt möchte ich die Olympischen Spiele genießen.” Und wenn es am Samstag vom kleinen Bakken, im ersten von drei Olympia-Bewerben im Whistler Olympic Park, tatsächlich kein schönes Wetter geben sollte, dann stört ihn das gar nicht. “Gottseidank, das passt schon. Es ist mir schon sehr recht, wenn es so ein bisserl schneit.”

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