Theaterstück entpuppte sich als kultig

Feldkirch Einen Kühlschrank, eine Gitarre, ein paar halbleere Bierkisten – und ein hochmotiviertes, von ihr selbst gespieltes Puppenensemble, mehr brauchte Rike Schuberty nicht, um die Liebesgeschichte „Paul und Paula – eine Legende“ zu erzählen. Im Theater am Saumarkt brachte sie am Donnerstagabend das Stück, basierend auf dem Kultfilm von Heiner Carow, auf die Bühne. Sie setzte damit einen der Höhepunkte des diesjährigen Theaterfestivals „Luaga und Losna“.
Zeitlose und universelle Geschichte
Im Rahmen des Kinder- und Jugendfestivals gezeigt, lockte die Inszenierung ein breites Publikum an. Als Bühnenfassung des 1973 in der DDR uraufgeführten Films war sie alles andere als verstaubt. Die zeitlose Geschichte von der Liebe der alleinerziehenden Paula zum verheirateten Paul ist nicht an die politischen Umstände gebunden, unter denen der Film entstand. „Die Geschichte ist wie die West Side Story oder wie ein Bollywoodfilm“, schwärmte Schuberty. „Es geht um zwei, die sich lieben und nicht zusammenfinden. Das gibt es überall.“
Liebe in den Zeiten der DDR
Dabei amüsierte gerade die pragmatische Art Paulas, die vom Leben im kommunistischen Berlin abgebrüht war. In einem kargen Dasein, zwischen hin und her geschobenen Bierkisten, suchte die Verkäuferin nach einem Mindestmaß an Normalität, sprich einem Ende des Alleinstehens. Dafür nahm sie in Kauf, mit einem schlabbrigen alten Reifenschlauch zu schmusen (mit Armen und Kopf versehen avancierte dieser zur Puppe des Werkstattbesitzers). Sowas, meinte sie, „hat noch keine Frau umgebracht.“ Ihre Träume passten, magnetisch angeheftet, an die Seiten ihres Kühlschranks. In dessen Innerem spielte sich dann doch eine ganze Menge Leidenschaft ab, und zwar mit Paul. Diesen mimte der anziehende Jean-Paul Belmondo – in Form magnetischer Fotoausschnitte.
Gedenken an die DDR und ihre Frauen
Zum 60. Jubiläum der DDR-Gründung inszenierten Schuberty und die Regisseurin Tilla Kratochwil bereits 2009 ihre Fassung der tragischen Geschichte, die mit Paulas verfrühtem Tod endet. Die nostalgische Bühnenausstattung, die live vorgetragenen Lieder aus dem Film und das mit Humor gespickte Puppenspiel zogen die Zuschauer tief in die Erzählung. Kraft wuchs der Aufführung daraus zu, dass Schuberty selbst aus Ostberlin stammt und ihre Mutter wie Paula alleinerziehend war. „Auch die Mutter der Regisseurin war alleinstehend“, erläuterte Schuberty. „Das Stück war damit unser Tribut und Dank an diese Frauengeneration.“ vko
Weitere Vorstellungen von “Paul und Paula – eine Legende”
10. November 2017 Fabrikpalast Aarau (CH)
16. und 17. November 2017 Waaghaus Winterthur (CH)