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Theater an der Wien: Italienisch für Fortgeschrittene zum Auftakt

Mit einem Italienischkurs für Fortgeschrittene ist Mittwochabend das Theater an der Wien in die neue Saison gestartet.

Zwar hatten Dirigent Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker Musik von Verdi ausgesucht, mit der Ouvertüre zu “Giovanna d’Arco” und der Ballettmusik aus “Les vepres siciliennes” allerdings in dieser Form selten Gespieltes. Mit dem Posaunenkonzert des Italieners Nino Rota wurde es beinahe gewagt modern, mit dessen Filmmusik zu “Der Leopard” langatmig. Das Publikum dankte mit viel Applaus und ein wenig Verunsicherung.

Es mag Mutis Absicht gewesen sein, mit Musik aus der Oper “Giovanna d’Arco” Ungewohntes zu bringen. Es mag aber auch genauso die Absicht der Musikgeschichte gewesen sein, dieses Werk etwas tiefer zu vergraben. Die Ouvertüre vereint manche Belanglosigkeit bis hin zu zweitklassigen Anbiederungen an die Wiener Klassik. Etwas aufwühlender gestaltete sich die Ballettmusik “Quatre saisons” – und auch aufschlussreich. Denn hauptsächlich fehlte schlicht ein Ballett. Die oft vertrakten rhythmischen Wechsel bewältigten Muti und die Philharmoniker zwar souverän, die Müdigkeit, die das Orchester ausstrahlte, nicht.

Nach so viel Wurschtigkeit wirkte Solist Ian Bousfield beim Posaunenkonzert schon fast wie ein Pedant. Rota hat eine witzige Groteske nach der anderen in sein Werk gepackt: Blas- und Jagdmusik, dann wieder Hommagen an Alban Berg und gestraffte konzentrierte Lyrik im zweiten, langsamen, Satz. Die Lehre des Abends: Blech kann geschmeidig und elegant klingen, ohne an Intensität zu verlieren. Und Rota hat neben den Soundtrack zu Federico Fellinis Filmen oder zu “Der Pate” mehr zu bieten. Dafür gab es den intensivsten Applaus des Abends. Die Kürze des Werks war angesichts zunehmender Hitze im Theater willkommen.

Nach der Ballettmusik ohne Ballett kam die Filmmusik ohne Film. In diesem Fall Rotas Suite aus Luchino Viscontis “il gattopardo” (1963) mit Burt Lancaster, Alain Delon, Claudia Cardinale und Terence Hill. Sie wurde zur Antithese dessen, war zuvor geboten worden war: Ein einziges großes Gefühl zwischen Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht. Leider auch ein einziges großes Tempo, das sich beharrlich weigerte, zu wechseln. Da halfen die Violinsoli auch nicht, mit denen man sämtliche Schmalztiegel der Welt hätte auffüllen können. Das Publikum bedankte sich teils jubelnd und flüchtete an die frische Luft.

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