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The Son - Kritik und Trailer zum Film

"The Son" ist der Nachfolger von Florian Zellers viel gerühmtem Drama "The Father". Hugh Jackman und Laura Dern verkörpern darin ein Elternpaar, das angesichts der Depression seines Sohnes verzweifelt. Das Drama erzählt vor allem aus der Perspektive des Vaters Peter (Jackman), der Sohn Nicholas (Zen McGrath) liebt, trotz aller Versuche aber nicht zu ihm durchdringt. Nicholas ist depressiv und schwänzt nach der Scheidung seiner Eltern wochenlang die Schule. Er will nicht mehr bei seiner Mutter Kate (Dern) leben, sondern zu seinem Vater ziehen. Der ist als Anwalt mit politischen Ambitionen beruflich sehr eingespannt, außerdem hat er mit seiner neuen Freundin Beth (Vanessa Kirby) ein Baby. Trotzdem nimmt er Nicholas bei sich auf und versucht, ihm wieder etwas Lebenslust beizubringen. Das gelingt jedoch nicht.

Mit seinem oscarprämierten Regiedebüt "The Father" hat der Franzose Florian Zeller hohe Wellen geschlagen. Sein Nachfolgefilm "The Son" ist nun ein erstaunlich gekünsteltes, stumpfsinniges und klischeehaftes Melodrama über Depressionen. Schwer zu glauben, dass der gleiche Künstler beide Filme gemacht hat. Schlimmer ist nur, dass Showman Hugh Jackman in einer Szene so tun muss, als könne er nicht tanzen. Ab Freitag im Kino.

The Son - Kurzinhalt zum Film

Als hoch geachteter Dramatiker schrieb Zeller eine Theatertrilogie, die mit "Die Mutter" begann, gefolgt von "Der Vater" und mit "Der Sohn" endete. Für seinen zweiten Film hat der Franzose beschlossen, das dritte Kapitel fürs Kino zu adaptieren. Doch während sich die 2020er Verfilmung "The Father" wie ein ungemein bewegender Blick auf Demenz anfühlte und Sir Anthony Hopkins seinen zweiten Oscar bescherte, ist "The Son" das Gegenteil davon: ein Film, der sich fast wie ein "Schmerzporno" anfühlt und kein besonders einfühlsamer Blick auf den psychischen Zustand eines Kindes.

Die Titelfigur ist nicht der an Depressionen leidende Teenager, sondern der Mann, der gleichzeitig Vater und Sohn ist und alle anderen mit seinem Charisma überstrahlt. Dieser Mann ist Peter, gespielt von Jackman, der in einer der wenigen guten Szenen des Melodramas mit seinem eigenen, gefühlskalten Vater (Anthony Hopkins, der hier einen Kurzauftritt absolviert) zu kämpfen hat. Peter ist ein reicher, erfolgreicher New Yorker Anwalt. Er ist ein fröhlicher und charmanter Kerl, aber hat seine Frau (Laura Dern) für eine Jüngere (Vanessa Kirby) verlassen und eine neue Familie in einem schicken Apartment gegründet. Sie könnten glücklicher nicht sein, da klingelt Peters Ex-Frau an der Tür. Dem gemeinsamen, 17-jährigen Sohn Nicholas (Zen McGrath) geht es nicht gut, sagt sie. Er schwänze die Schule und mache ihr Angst. Also zieht Nicholas bei seinem Vater ein. Das geht eine Weile gut, bis alte Muster aufbrechen.

Es ist von Anfang an ziemlich klar, dass der Bursche an Depressionen leidet, aber selbst als er beginnt, sich selbst zu verletzen, verstehen seine Eltern nicht, warum ihr Sohn "von Schmerzen überwältigt " und "für dieses Leben nicht geschaffen ist". Sie fragen ihn immer wieder: "Bist du unglücklich? Hast du Liebeskummer? Hast du keine Freunde?" Aber er kann es ihnen verständlicherweise nicht erklären. Er ist nicht zuletzt sich selbst ein Rätsel.

The Son - Die Kritik

Florian Zeller möchte zeigen, wie hilflos sich manche Eltern im Angesicht einer so schwer fassbaren Krankheit fühlen können, etwas, das dem Künstler zugute kommt. Aber im elitären New York City des 21. Jahrhunderts ist es sehr unwahrscheinlich und nicht eben realistisch, dass noch nie niemand von Depressionen gehört zu haben scheint. Es wird mit keinem Wort erwähnt. Im Laufe von zwei anstrengenden Stunden versuchen die Erwachsenen in diesem Film also, sich mit dem Zustand des Kindes auseinanderzusetzen, hauptsächlich, indem sie glauben, dass sie schlechte Eltern sind und hoffen, dass ihr Sohn wieder das sorglose Kind wird, das er einst war und dass wir in rührseligen Rückblenden zu sehen bekommen.

Allein dadurch fühlt sich das Ganze wie ein Tagtraum an, durch den die Schauspieler schlafwandeln. Der Tiefpunkt der plumpen Regie ist eine Tanzszene in Zeitlupe, die mit einem Schwenk weg von dem fröhlichen Peter und hin zum traurigen Nicholas endet. Unterdessen steht irgendwo in einer Wäschekammer ein altes Jagdgewehr. Man muss nicht Tschechow gelesen haben, um zu wissen, was am Ende passiert.

Aber der größte Fehler von Zeller ist vielleicht, dass es keinen Moment gibt, in dem er versucht, das Innere des Burschen zu verstehen, was an einem von Christopher Hampton schlecht geschriebenen Drehbuch liegt, das sich nicht die Mühe macht, Nicholas wirklich über seine Depression hinaus kennen zu lernen. Zellers Leidenschaft, Geschichten über psychische Krankheiten zu schreiben ist zweifellos eine würdevolle, aber hier gibt es wenig Tiefe oder Nuance, die beide benötigt werden.

(APA/Red)

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