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The Near Future Summit 2017 im Zeichen der technologischen Transformationen

"Veränderung ist Realität im Alltag" beim "The Near Future Summit 2017"
"Veränderung ist Realität im Alltag" beim "The Near Future Summit 2017" ©DMC / Tamara Himler
Vertreter internationaler Firmen, Politiker und Experten der Industrie sowie Medienszene diskutierten am elften "The Near Future Summit" zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Bots, Datensicherheit und die Arbeits- bzw. Servicewelt der Zukunft. 
Near Future Summit 2017: Impressionen

Im mondänen Hotel Zürserhof am Arlberg kam man zu dem Schluss: “Heute ist der langsamste Tag in ihrem zukünftigen Leben”, also Veränderung zukünftig schnell als aktuell stattfinden wird. Ziel des wortwörtlichen Gipfeltreffens ist das Zusammenbringen von Top-Entscheidungsträgern aus zahlreichen Branchen, um Herausforderungen der Zukunft zu erkennen und Konzepte zu deren Bewältigung zu präsentieren.

 Digitale Transformation im Zentrum des “The Near Future Summit 2017”

Vor elf Jahren haben wir beim ersten Summit über den Einfluss der Technik auf unsere persönliche Kommunikation und unser Verhältnis zu unseren Freunden gesprochen. Heute berührt die digitale Transformation alle Facetten unseres Lebens und alle gesellschaftlichen Bereiche“, begrüßt Initiator Rudi Klausnitzer zum Beginn der Veranstaltung. Veränderungen im Bereich der Arbeitswelt, Fortbewegung, Cyber Security und Kommunikation wurden von führenden Experten im jeweiligen Themengebiet ausführlich diskutiert.

Evolution und Revolution im Transportwesen

„In Anbetracht von 1,2 Millionen Opfern, die jährlich durch menschliche Fehler im Straßenverkehr sterben, werden Versicherungen und Gesundheitsunternehmen große Treiber der automatisierten Mobilität sein“, stellt WIRED UK-Chefredakteur David Rowan fest. Johann Jungwirth, Chief Digital Officer von Volkswagen, ist überzeugt davon, dass künstliche Intelligenz ein neues Zeitalter der Fortbewegung einläutet. „Das Auto wird nicht mehr sehr stark genutzt; 96 Prozent der Zeit steht es am Parkplatz“, so der Experte. Künftig können selbstfahrende Autos beispielsweise an der Peripherie parken und mehr Platz für Wohnbau und Erholung in den Städten schaffen. Als weiteren positiven Punkt sieht er den breiten Zugang zur Mobilität, der auch alten oder behinderten Menschen neue Möglichkeiten im Individualverkehr bietet. Künftig werden Führerscheine eher der Vergangenheit angehören. Volocopter-Founder Alexander Zosel erkennt in bodenunabhängigen Transportlösungen das Potenzial für enorme Einsparungen in der Infrastruktur, der teure Bau von Straßen und Tunnels entfällt.

Am Beispiel von London erklärt Uber General Manager Andreas Weinberger das perfekte Zusammenspiel von Uber und dem öffentlichen Nahverkehr, wobei das Technologieunternehmen eine Zubringerrolle zu U-Bahnen übernimmt, da die Konsumenten besonderen Wert auf effiziente Fortbewegung legen. Angebote wie „Uber Pool“, bei denen mehrere Menschen mit einem ähnlichen Ziel gemeinsam transportiert werden, tragen zur Reduktion des Verkehrs und der Emissionen bei. Shared Mobility macht heute nur vier Prozent der weltweit zurückgelegten Kilometer aus; 2025 wird dieser Prozentsatz bereits bei 25 Prozent liegen. Shared Mobility ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer Welt von geteilten selbstfahrenden Autos. Selbstfahrende Autos würden im Rahmen der geteilten Mobilität die Anzahl der Autos um 90 Prozent reduzieren.

Kommunikation zwischen Kunden und Unternehmen

Dass wir öfter als wir glauben mit Bots zu tun haben, zeigt WIRED UK-Chefredakteur David Rowan am Beispiel von Wikipedia auf, wo Bots nicht nur bereits die Großzahl der Artikel erstellen, sondern auch miteinander im Wettbewerb um Eintragungen stehen. Die tiefe Integration von Bots in den Facebook Messenger ermöglicht eine neue Form der Kommunikation zwischen Kunden und Unternehmen, wobei die Spracherkennung in Tools wie Amazon Echo eine neue Interaktion mit Maschinen ermöglicht. Tapptic-CTO Frédéric Feytons erklärt: „Wir bewegen uns vom Personal Computer zum Personal Assistant“. Sprachassistenten wie beispielsweise Amazon Alexa oder Google Echo übernehmen Dienste, die Websites in vielen Situationen nicht anbieten können, da sie im relevanten Moment – beispielsweise im Auto oder beim Kochen – nicht vom User bedient werden können.

Bots werden auch Jobs kosten: Support-Hotlines und andere Formen des Kundenkontakts können bei besserer Qualität und geringeren Kosten von der Maschine übernommen werden, wodurch die Menschen mehr Ressourcen für anspruchsvollere Tätigkeiten bekommen. Jedoch gibt es auch rechtliche Fragen: Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 wurden bereits 20 Prozent aller Diskussionen über die Wahl im Web von Bots geführt. Für Menschen wird es immer schwieriger zu erkennen, ob sie es mit einem Bot oder einem menschlichen Partner zu tun haben.

Die Zukunft der Arbeit

„Industrie 4.0 ist eine Kreation der deutschen Industrie, um sich gegen die internationale Konkurrenz abzugrenzen“, sagt Siemens-Manager Kurt Hofstädter, der lieber vom digitalen Unternehmen spricht. Ressourceneffizienz, kurze Produktentwicklungszeiten und die Beherrschung der Komplexität zeichnen für ihn das erfolgreiche Digital Enterprise aus. Siemens investiert bereits seit zehn Jahren Milliardensummen in die digitale Industrie. Hofstädter rechnet damit, dass es noch zehn bis 15 Jahre dauern wird, bis durchgängig digitale Fabriken Realität sein werden. Österreich hat dabei gute Karten, wenn es die sich bietenden Chancen nützt. Seine Forderung: „Unsere Bildungsysteme müssen Frauen noch bessere Chancen und Anreize bieten, sich in technischen Berufen ausbilden zu lassen“.

BILLA-Vorstand Robert Nagele beschäftigt sich bereits seit zehn Jahren mit der digitalen Transformation, wobei die Handelskette sich als 360-Grad-Haushaltsversorger positioniert. Prozesse wie Bezahlmodelle, Data Mining, digitale Kommunikation und Online-Shopping sind die vier großen Themenbereiche, in der die Handelskette als digitaler Vorreiter engagiert ist. „Wir möchten die gesamte Bandbreite von online bis stationär anbieten. Reine Online-Anbieter wie Amazon steigen jetzt in den stationären Handel ein, da sie erkennen, dass die Menge der Konsumenten nur über den dualen Weg adressierbar ist“, sagt Nagele. BILLA wird auch künftig über einen starken stationären Handel verfügen, der einen wesentlichen Touchpoint mit den Konsumenten darstellt. Die Digitalisierung wird nicht zu einem Abbau, sondern eher zu zusätzlichen Stellen führen.

Cyber Security und Datenschutz

„Wenn sogar Christoph Leitl in der ORF Zeit im Bild über Cyber Security spricht, ist das Thema wirklich in der Breite angekommen“, leitet Tailored Media Group-Founder Maximilian Nimmervoll in das Thema Datensicherheit ein. Rund 5.000 Hackerangriffe finden pro Minute weltweit statt und nur 6,3 Prozent der Unternehmen gelten als sicher. Cyberkriminalität hat im Jahr 2016 einen Schaden von 280 Milliarden US-Dollar verursacht und bereits jedes fünfte Unternehmen ist bereits Opfer von Cyber-Attacken. „Das Internet of Things, kontaktloses Bezahlen oder selbstfahrende Autos sind attraktive Ziele für Cyber-Kriminelle“, warnt Nimmervoll.

Österreich führte als eines der ersten Länder bereits 1970 ein Datenschutzgesetz ein. Im Mai 2018 wird die neue EU Datenschutz-Grundsatzverordnung in Kraft treten und stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. „Die Unternehmen sind verpflichtet, die Einhaltung der Verordnung nachzuweisen, womit die gesamte Beweislast auf den Datenverarbeiter übergeht“, informiert Datenschutz-Experte Gerhard Kunnert aus dem Bundeskanzleramt. Unternehmen sind verpflichtet, Angriffe binnen 72 Stunden an die Datenschutzbehörde zu melden, womit erstmals die gesamte Bedrohungslage erfasst werden kann. Drakonische Strafen von bis zu 20 Millionen Euro seien für österreichische KMUs jedoch nicht zu erwarten, beruhigt Kunnert – hier wird die Datenschutzbehörde jeweils individuell entscheiden.

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