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The Lost Daughter - Kritik und Trailer zum Film

Leda (Olivia Coleman) sitzt am Meer, als sie von einer Mutter mit ihrer Tochter gestört wird, die am Strand lautstark ihren Spaß haben. Genervt träumt sich Leda zurück in die Zeit ihrer eigenen Mutterschaft, die so gar nicht idyllischen Klischees entsprach. Nun stellt sich Leda ihren damaligen Entscheidungen, die ebenso unkonventionell wie impulsiv waren. Für ihr Spielfilmdebüt hat Regisseurin Maggie Gyllenhaal Elena Ferrantes Roman "Frau im Dunkeln" adaptiert.

"Ich bin eine unnatürliche Mutter", sagt Olivia Colmans Figur an einer Stelle im ersten Regiefilm von Maggie Gyllenhaal ("Secretary"). Aber im Grunde will die Filmemacherin sagen, dass es so etwas wie eine "unnatürliche" Mutter gar nicht gibt. Sie hat für "The Lost Daughter" Elena Ferrantes Roman adaptiert, um eines der größten verbliebenen Tabus des Feminismus zu sprengen: den Madonna-Mythos. Ab Freitag im Kino und ab 31 .Dezember bei Netflix.

The Lost Daughter - Kurzinhalt zum Film

"The Lost Daughter" ist eine kraftvolle und mutige Darstellung von Mutterschaft und Weiblichkeit aus einer Perspektive, die wir auf der Leinwand nur selten zu sehen bekommen, eine, die sich mehr auf die Liebe einer Frau zu sich selbst konzentriert als auf die Liebe zu ihren Kindern. Und das ist eigentlich immer noch ziemlich skandalös in unserer Gesellschaft.

Der Film erzählt die Geschichte einer englischen Literaturprofessorin namens Leda, in der Gegenwart gespielt von Olivia Colman ("The Favorite") und von Jessie Buckley ("I'm Thinking of Ending Things") in Rückblenden zu ihrem Leben als junge Mutter und Ehefrau. Es beginnt mit Colman am nächtlichen Strand. Schmerz überschattet ihr Gesicht, und an ihrer Bluse klebt etwas, das wie Blut aussieht. Sie schwankt hin und her und bricht dann vor den Wellen im Sand zusammen.

Maggie Gyllenhaal spult daraufhin ein paar Tage zurück und wir sehen, wie Leda allein in einem ruhigen, griechischen Strandort kommt. Sie scheint in den Urlaub gefahren zu sein, in der Erwartung, die Einzige dort zu sein, doch dann wird sie unfreiwillig in das Leben einer ruppigen, lauten Familie verstrickt. Wir erfahren, dass die große Gruppe, die ihre Idylle zu zerstören scheint, eine griechisch-amerikanische Familie aus Queens ist, darunter die junge, attraktive Nina (Dakota Johnson) und ihre Tochter Elena. Das weckt ungebetene Erinnerungen in Leda an ihre eigenen Entscheidungen als junge Mutter, mit denen sie auch jetzt, fast 20 Jahre später, ringt.

Warum das so ist, das erfahren wir erst allmählich. Während sich in der Gegenwart eine Art Krimi entfaltet, sieht man in Rückblenden eine junge Leda, die ihre beiden Töchter knuddelt, vor Freude lacht, eine Puppe aus dem Fenster wirft, und eines der Mädchen schlägt. In einer Szene schüttelt der Ehemann die junge Leda aus ihrer Konzentration bei der Arbeit, während das Jammern der Mädchen im Hintergrund zu hören ist. "Es ist Sonntag, du bist dran", flüstert sie verärgert. "Ich arbeite", sagt er. "Ich ersticke", antwortet sie.

The Lost Daughter - Die Kritik

Als junge Frau, Akademikerin und Mutter zweier kleiner Töchter strebt sie danach, als etwas anderes als nur Mutter wahrgenommen zu werden. Als ältere Frau hat sie Mühe, überhaupt gesehen zu werden. Und wenn Leda in einem Kino die volle nukleare Kraft ihrer Wut auf einen Haufen rauflustiger Jungs entfesselt, dann ist das ziemlich großartig - alles intim gefilmt von der genialen französischen Kamerafrau Hélène Louvart ("Glücklich wie Lazzaro"), die ständig nach etwas sucht in Ledas Gesicht und Olivia Colmans unterdrückte Sehnsucht, Schuld und Menschlichkeit findet.

Die englische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin besitzt die unheimliche Fähigkeit, einen innerhalb von einer Sekunde zum Lachen und zum Weinen zu bringen. Normalerweise mit nur einem Blick. Und es ist kaum zu glauben, dass dies Maggie Gyllenhaals erste Regiearbeit ist, weil es sich wie das einfühlsame Meisterwerk einer erfahrenen Filmemacherin anfühlt.

"Wird es vorübergehen?" fragt Nina gegen Ende des Films, erschöpft von ihrer Tochter. "Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll", sagt sie zu Leda, in der sie eine Art Leidensgenossin erkennt. Es ist das, was die feministische Theoretikerin Betty Friedan einst "das Problem ohne Namen" nannte. Nämlich, dass eine gewisse Kraft an der weiblichen Seele nagt, aber es fehlt das Wort für den richtigen Ausdruck. "The Lost Daughter" behauptet nicht, dieses Problem zu lösen, sondern beobachtet, ohne zu urteilen.

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(APA/Red)

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