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The Guilty - Kritik und Trailer zum Film

Polizist Asger Holm hatte auch schon bessere Tage: Strafversetzt in den Innendienst muss er nachts Notrufe entgegennehmen. Doch dann wird die Routine durchbrochen: Eine verängstigte Frau ruft an, ein Entführungsopfer. Holm setzt alles dran, der Frau und ihren kleinen Kindern zu helfen. Er schwankt am Telefon zwischen Hoffnung und Hilflosigkeit, zwischen Erleichterung und Entsetzen.

Eine Notrufzentrale kurz vor Mitternacht: Telefone läuten, Stimmengemurmel, kalt-nüchternes Neonlicht, geschäftsmäßige Routine. Betrunkene melden Fahrradstürze, Drogenkonsumenten beklagen Herzrasen. Kein Platz für große Heldentaten. Schon gar nicht für Polizisten, die hierher strafversetzt wurden, wie in Gustav Möllers “The Guilty”. Ab Freitag im Kino.

The Guilty: Kurzinhalt zum Film

Diese Nacht, diese vielleicht letzte Nacht im Innendienst, könnte das Leben des Polizisten Holm verändern. Für immer. Denn kurz vor Schichtende ruft Iben an, eine verängstigte Frau. Aus einem fahrenden Auto. Anscheinend entführt. Es geht um Leben und Tod. Und es beginnt ein kammerspielartiger Thriller der besonderen Art.

Der dänische Film “The Guilty” (der Schuldige) bleibt die gesamten 85 Minuten Laufzeit in der Notrufzentrale, konzentriert sich voll auf seine Hauptfigur Holm (Jakob Cedergren), die Kamera weicht keine Sekunde von ihm. Die Kollegen um ihn herum sind kaum mehr als Stichwortgeber, Staffage, Kulisse; die wahren Handelnden sind draußen, unsichtbar, nur hörbar übers Telefon: Iben, ihr Ex-Mann Mikael, die kleine Tochter Mathilde.

Dort draußen spielt sich ein Drama ab, abzulesen im Gesicht von Holm – Anspannung, Entsetzen, Wut, Erleichterung, Erkenntnis. Eine große Bandbreite menschlicher Emotionen gefasst in Mimik, Gestik und Sprache dieses einen Menschen. Eines Menschen, der aber nicht zum Helden taugt, der selbst eine große Schuld mit sich herumträgt.

The Guilty: Die Kritik

Eine Schuld allerdings, die sich den Zuschauern erst nach und nach enthüllt. Ebenso wie der Entführungsfall sich allmählich entwickelt, Wendungen nimmt, in denen angenommene Gewissheiten zu Lügengebilden werden. Holms Verfehlung im Polizeidienst und der Fall dieser unbekannten Iben, sein Umgang mit der Wahrheit und ihr Umgang mit ihrer eigenen tragischen Geschichte – all das passt zusammen, spiegelt sich gegenseitig.

So schafft es Gustav Möller in seinem Regiedebüt mit kleinen Mitteln und wenig Aufwand, das Publikum über knapp eineinhalb Stunden zu fesseln – und Kinoerfolge einzufahren: 140.000 Besucher hatte der Film in Dänemark, 260.000 in Frankreich. Er gewann mehrere Publikumspreise, so beim Sundance-Filmfestival, und geht als dänischer Beitrag für den Auslandsoscar ins Rennen.

Die Idee eines Telefonthrillers, der vor allem an einer Person hängt, ist freilich nicht neu. So war es auch im Joel-Schumacher-Film “Nicht auflegen!” von 2002. Colin Farrell als egozentrischer Yuppie wird darin von einem Scharfschützen in einer Telefonzelle mit dem Tode bedroht, sollte er auflegen. Das Ziel des Anrufers: Der Yuppie soll sein Leben ändern. Doch wo Hollywood Action auffährt, wo Schüsse fallen und Spezialeinsatzkommandos losstürmen, bleibt “The Guilty” ein Kammerspiel.

Es geht hier vordergründig nicht um das Leben von Holm, den Angerufenen, sondern um das von Iben, der Anruferin. Oder etwa doch nicht? Ganz subtil legt Regisseur Möller die Verbindungslinien zwischen beiden Protagonisten frei, ganz nebenbei wird aus dem Fall Iben ein Fall Holm. Und ganz am Ende haben sich Holms Leben und seine Einstellung zu Schuld, Sühne, Wahrheit und Lüge aufgrund der Erfahrungen dieser Nacht am Notruf verändert. Oder etwa doch nicht?

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(APA/Red)

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