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The Congress - Trailer und Kritik zum Film

Das Gesicht von Robin Wright in Großaufnahme. Tränen rinnen über ihr Gesicht, aus dem Off listet ihr Manager ihre schlechten Entscheidungen und schlechte Rollenwahl auf, selbst ihre Kinder halten sie für eine mittelmäßige Schauspielerin. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Da wird ihr ein Vertrag angeboten, der für eine hohe Summe verspricht, ihren Körper, ihre Gefühle, ihre Mimik und Gestik zu scannen. Ihr digitales Ich würde alle Filmrollen übernehmen – für die kommenden 20 Jahre. Was erst vehement abgelehnt wird, bildet schließlich den Auftakt zu einer überbordenden Mischung aus Real- und Animationsfilm, mit der Regisseur Ari Folman (“Waltz With Bashir”) letztendlich aber zu viel will. Ab 11. Oktober läuft “The Congress” im Kino.

The Congress: Die Geschichte

Wright spielt sich selbst als einst erfolgreichen Hollywoodstar, deren Stern verblasst. Dass sie das Angebot des Studios annimmt, liegt nicht nur am Geld, sondern auch an der Hoffnung, damit mehr Zeit für ihre beiden Kinder – darunter den an einer schweren Erbkrankheit leidenden Sohn – aufbringen zu können. Den Verlust der eigenen Persönlichkeit an eine digitale Inkarnation thematisiert Folman ebenso wie im weiteren Verlauf jenen an eine chemische Industrie, deren immer stärkere Psychopharmaka und Antidepressiva eine große Lücke zwischen realer und fantasierter Welt entstehen lassen. Die Essenz der Schauspielerin ist da auch bald als Pille zur Einnahme erhältlich.

Der zweite Teil des Films ist an den zu Beginn der 1970er Jahre verfassten “Futurologischen Kongress” des Science-Fiction-Autors Stanislaw Lem angelehnt, in dem ein Diktator das Trinkwasser eines Hotels mit speziellen Beruhigungsdrogen versetzt und damit einen Aufstand verhindern will. Bei Ari Folman ist die Diktatur jene der Unterhaltungsindustrie (in Anspielung auf Paramount und Miramax hier Miramount genannt), und der Zukunftskongress präsentiert das neueste Suchtmittel. Die gesamte Hotelsequenz spielt dabei in einer “völlig animierten Zone”, wie es im Film heißt – bunt, psychedelisch und wie aus dem Trickfilmstudio der österreichischstämmigen Fleischer-Brüder in den 1920ern.

The Congress: Die Kritik

So überdreht und abgedreht “The Congress” in seiner Mischung aus real und animiert vielfach wirkt (und noch viel mehr sein könnte), so seltsam unberührt lässt einen das doch arg konstruierte Geschehen auf der Leinwand. Wenn dann im animierten Teil mit viel Pathos das imaginierte Innenleben der Protagonistin ausgekostet wird (bis hin zum erfüllten Sexualakt vor dem Feuerball eines explodierenden Flugzeugs zu den Klängen von “Forever Young”!), hat man als Zuschauer leider schon ein wenig kapituliert. Zu clever wollen die Reverenzen auf Kubrick und Co. sein, zu weitschweifend und unfokussiert sind die unzähligen Motive, die Folman in seinem Film anklingen lässt.

“The Congress” ist die Geschichte einer alternden Schauspielerin und gleichzeitig die Geschichte einer Mutter, die ihren kranken Sohn nicht im Stich lassen will. Es ist ein surrealer Film über das reale Selbstbild und das künstliche Abbild ebenso wie eine Groteske über die Abhängigkeit von Drogen und Psychopharmaka. Folman stellt die Frage nach der Möglichkeit des freien Willens und kritisiert die Dekadenz der herrschenden Klasse. Und zu guter Letzt fabriziert er einen Abgesang auf das aktuelle Hollywoodkino und macht zugleich dem klassischen Schauspielerkino eine Liebeserklärung. Mit Robin Wright, Harvey Keitel, Jon Hamm und Paul Giamatti traf er jedenfalls eine gute Wahl.

(APA)

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